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Mein Leben Ohne Gestern

Mein Leben Ohne Gestern

Titel: Mein Leben Ohne Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Genova
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hatte zu quengeln und zu weinen begonnen und lenkte sie ab. Alice konnte sich nicht erklären, über wen oder was sie redeten. Aber an ihren Gesichtern und ihrem Tonfall konnte sie ablesen, dass es eine ernste Auseinandersetzung war. Und die Frauen im Pyjama waren auf derselben Seite.
    »Vielleicht ist es sinnvoller, wenn ich etwas länger in Mutterschaftsurlaub gehe. Mir geht das alles ein bisschen zu schnell, Charlie ist es recht, wenn ich mir mehr Zeit lasse, und es ist doch sinnvoll, wenn ich für Mom da bin.«
    »Dad, das ist jetzt unsere letzte Chance, Zeit mit ihr zu verbringen. Du kannst nicht nach New York gehen, du kannst uns das nicht wegnehmen.«
    »Hör zu, wenn du auf die NYU statt auf die Brandeis gegangen wärst, dann könntest du alle Zeit der Welt mit ihr verbringen. Du hast deine Entscheidung getroffen, und ich treffe meine.«
    »Und warum darf Mom bei dieser Entscheidung nicht mitreden?«, fragte die Mutter.
    »Sie will nicht in New York leben«, sagte die Schauspielerin.
    »Du weißt doch gar nicht, was sie will«, sagte John.
    »Sie hat gesagt, dass sie nicht will. Frag sie selbst. Dass sie Alzheimer hat, heißt noch lange nicht, dass sie nicht weiß, was sie will oder nicht will. Um drei Uhr morgens wollte sie Rühreier mit Toast und nicht Müsli oder Speck. Und sie wollte auf keinen Fall wieder ins Bett. Du beschließt einfach zu ignorieren, was sie will, nur weil sie Alzheimer hat«, sagte die Schauspielerin.
    Oh, sie reden über mich.
    »Ich ignoriere nicht, was sie will. Ich tue mein Bestes, um für uns beide die richtige Lösung zu finden. Wenn sie alles bekommen würde, was sie von sich aus will, dann würden wir dieses Gespräch gar nicht führen.«
    »Was zum Teufel soll das denn heißen?«, fragte die Mutter.
    »Nichts.«
    »Du tust, als wüsstest du nicht, dass sie noch nicht weggetreten ist, als würdest du glauben, dass die Zeit, die ihr noch bleibt, nichts mehr zu bedeuten hat. Du benimmst dich wie ein egoistisches Kind«, sagte die Mutter.
    Jetzt weinte die Mutter, aber sie schien auch wütend zu sein. Sie sah aus und klang wie Alice’ Schwester Anne. Aber sie konnte nicht Anne sein. Das war unmöglich. Anne hatte keine Kinder.
    »Woher willst du denn wissen, dass sie glaubt, dass das hier noch etwas zu bedeuten hat? Hört zu, es geht nicht nur um mich. Ihr altes Selbst, das vor ihrer Krankheit, hätte nicht gewollt, dass ich diese Sache sausen lasse. Sie würde nicht so hier leben wollen«, sagte John.
    »Was soll das denn heißen?«, fragte die weinende Frau, die so aussah und klang wie Anne.
    »Nichts. Hört zu, ich habe für alles, was ihr sagt, Verständnis und Respekt. Aber ich versuche, eine Entscheidung zu treffen, die rational ist, nicht emotional.«
    »Warum? Was ist denn falsch daran, hier emotional zu sein?Warum ist das etwas Negatives? Warum ist die emotionale Entscheidung nicht die richtige Entscheidung?«, fragte die Frau, die nicht weinte.
    »Ich habe mich noch nicht endgültig entschieden, und ich werde mich von euch beiden dabei nicht unter Druck setzen lassen. Ihr wisst nicht alles.«
    »Dann sag uns, Dad, was wir nicht wissen«, sagte die weinende Frau mit bebender, drohender Stimme.
    Die Drohung verschlug ihm für einen Moment die Sprache.
    »Ich habe jetzt keine Zeit dafür, ich muss zu einer Besprechung.«
    Er stand auf und gab die Auseinandersetzung auf, ließ die Frauen und die Babys allein. Er knallte die Haustür zu, als er ging, und erschreckte das Baby in Blau, das eben in den Armen der Mutter eingeschlafen war. Es wimmerte. Als sei es ansteckend, begann die andere Frau nun ebenfalls zu weinen. Vielleicht fühlte sie sich einfach ausgeschlossen. Jetzt weinten alle – das Baby in Rosa, das Baby in Blau, die Mutter und die Frau neben der Mutter. Alle bis auf Alice. Sie war nicht traurig oder wütend oder niedergeschlagen oder verängstigt. Sie war hungrig.
    »Was gibt’s zum Abendessen?«

MAI 2005
    Nachdem sie lange Zeit angestanden hatten, erreichten sie endlich die Theke.
    »Also, Alice, was möchtest du?«, fragte John.
    »Ich nehme das Gleiche wie du.«
    »Ich nehme Vanille.«
    »Schön, das nehme ich auch.«
    »Du magst Vanille doch nicht, du magst irgendwas mit Schokolade.«
    »Na schön, dann nehme ich irgendwas mit Schokolade.«
    Es erschien ihr einfach und unproblematisch, aber er war sichtlich gestresst von dem Wortwechsel.
    »Ich nehme Vanille in einer Waffel, und sie nimmt Chunky Monkey in einer Waffel, beide groß.«
    Etwas abseits von

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