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Mein letzter Tampon

Mein letzter Tampon

Titel: Mein letzter Tampon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika von Ramin
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Würde alt wird. Die Frauen ziehen sich einfach zurück ins stille Kämmerlein. Oder werden uns in den Medien vorgestellt als böse Schwiegermütter, alte Hexen, vertraschte, bösartige Nachbarinnen. Es gibt kein positives Bild der alternden Frau. Sie muss ja frustriert sein, die Arme, sie wird alt.
    Unsere Generation ist die erste, die gut ausgebildet, ziemlich selbstständig, emanzipiert und selbstbewusst ist. Also wird es an uns sein, den Jungen zu zeigen, wie man mit Würde alt wird. Denn nur, wenn die jungen Frauen die Angst vor dem Altern verlieren, werden sie uns nicht als peinlich, sondern als göttlich empfinden. Es ist an uns, Vorbilder zu schaffen. Und Vorbilder sind außer dir selbst vielleicht deine Freundinnen, Nachbarinnen, Kolleginnen. Nicht die auf Mädchenniveau stehen gebliebenen Kunstweiber, sondern Frauen wie du und ich. Allerdings werden wir das niemals schaffen, wenn wir uns ins stille Kämmerlein zurückziehen und trauern.

Vorbilder schaffen
    Wir haben also festgestellt, es hat dich keiner auf dieses Leben vorbereitet. Du hast keine Ahnung, wie du damit fertig werden sollst, dass die Männer jetzt meist durch dich hindurchschauen. Du hast keinen blassen Schimmer, wie du ohne Einsatz deiner Weiblichkeit im Leben weiterkommen sollst. Du bist verdammt noch mal einfach ohne Vorbild.
    Früher wolltest du aussehen wie Mary Quandt und leben wie Marianne Faithfull. Beides hat Gott sei Dank nicht geklappt. Dafür bist du mit dem, was Mutti dir so mitgegeben hat, ganz schön weit gekommen.
    Und jetzt? Himmel, deine Mutter wiederholt jeden Satz zehnmal und hat Angst, vom Postboten ausgeraubt zu werden. Wenn du Glück hast. Wenn du Pech hast, erkennt sie dich nicht mehr und du wackelst trotzdem zweimal die Woche in dieses Pflegeheim mit dem penetranten Geruch. Und schon wieder taugt Mutti nicht als Vorbild. Denn da willst du nun wirklich nicht hin.
    Also schaust du dich um, nach anderen Vorbildern. Baby, da kannst du lange suchen. Natürlich gibt es sie, diese unglaublichen Frauen, die mit achtundsiebzig allein durch die Sahara fahren und Heerscharen von schwulen Männern in ihren Bann ziehen. Und die weißhaarigen Politikerinnen, Verlegerinnen, Schauspielerinnen, die großen Diseusen, die dich in jeder Talkshow anspringen. Ja, die gibt es, aber wenn du ehrlich bist, so richtig als Vorbild taugen die Damen für dich nicht. Oder wie eine Lisa mir schrieb:
    „Diese Vorzeigedamen aus den Illustrierten (meist kinderlos und alleinstehend) tragen nicht zum gesteigerten Selbstbewusstsein einer von den Wechseljahren gebeutelten Durchschnittsfrau bei. So wie es aussieht, müssen wir uns mal wieder selber helfen – wir Frauen!“
    Recht hat sie. Denn was bleibt, ist die Erkenntnis, dass du bis an dein Lebensende nur noch aus dir selbst wirst schöpfen müssen. Schöner Mist. Du wirst dir dein Vorbild selbst schaffen müssen, das Leben, das du leben willst, selbst erfinden. Und so ist die zweite Hälfte deines erwachsenen Lebens ausschließlich dein eigenes Leben. Welch eine folgenschwere Erkenntnis.

Was Mutti uns verschwiegen hat
    Warum tun wir uns eigentlich so schwer mit unserem Alter? Ich werde dir sagen wieso: Mutti hat uns einfach nicht auf diese Zeit vorbereitet. Es sei denn, du hast dir bis zu deinem dreißigsten Lebensjahr von Mama die Wäsche waschen, die Kohlrouladen kochen und das Bett machen lassen.
    Da mit so was nur in Ausnahmefällen zu rechnen ist, haben wir sozusagen ein natürliches Loch. Denn als du dich mit Indianergeheul ins pralle Leben gestürzt hast, war Mutti wahrscheinlich in unserem Alter. Und wurde plötzlich so überhaupt nicht mehr gebraucht. Weder ihre guten Ratschläge, noch ihre Fürsorge (wobei Letzteres bis zum Auftauchen des ersten Lebensabschnittsgefährten ganz gern in Anspruch genommen wurde), noch ihr Vorbild. Sprich, Anschauungsunterricht gab es nicht. Deine großen Geheimnisse hast du mit deiner besten Freundin geteilt und Mami freute sich so, dich einmal im Monat verwöhnen zu dürfen, dass es ihr überhaupt nicht in den Sinn kam, mit dir über die Widrigkeiten ihres eigenen Lebens zu sprechen. Solltest du eine Tochter haben, machst du das heute wahrscheinlich genauso.
    Schade eigentlich, denn es gibt so einiges, was du deiner wunderbaren Tochter mit auf den weiten Weg des Lebens als Frau geben könntest.

Ein wundervolles Leben wartet
    Bisher war es einfach. Du hattest Vorbilder. Als du klein warst, waren das neben Mutti und Vati vielleicht Albert Schweitzer oder die

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