Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
Vom Netzwerk:
...!«, schrie ich, während Gregor an meinem Arm hing und zu würgen begann.
    »Verfluchter Mist. Lisa, komm endlich hoch!«
    Ich hatte jenen Grad der Panik erreicht, bei dem sich meine Stimme kreischend in hysterische Sphären katapultierte. Unkontrolliert und absolut nicht zu meinem Status als Inhaberin eines Eheanbahnungsinstitutes passend. Gott sei Dank hatte keiner meiner Kunden jemals dieses Entgleisen vernommen. Selbst für meine Ohren klang die Tonlage unangenehm metallisch im Trommelfell, als wollte sie es zerspringen lassen.
    Ich hörte, wie unten die Tür zum Büro zuschlug, vernahm Lisas trippelnde Schritte in der Halle, dann auf der Treppe zum ersten Stock und hatte Mühe, den Mann in einer halbwegs aufrechten Position zu halten, während Lisa die Treppenstufen heraufhastete.
    »Was ist denn los?« Sie fegte durch die Badezimmertür und griff geistesgegenwärtig nach Gregors rechtem Arm, den sie sich um die Schulter legte. »Okay, der Mann muss ins Bett.«
    »Das will ich aber nicht«, herrschte ich sie mit meiner noch immer panikhellen Stimme an. »Er soll hier nur verschwinden.«
    Lisa blickte erstaunt ob des Gekreisches, tat aber schließlich so, als hätte sie es nicht gehört. »Das kann er jetzt nicht. Es sei denn, Sie rufen den Notarzt. Aber das sollten Sie besser lassen, bei dem Zustand, in dem der ist. Die Geschichte landet doch gleich in der Zeitung. Da warten die nur drauf, dass mal wieder was richtig Geiles passiert. Und das wollen Sie doch nicht, oder?«
    Sie lächelte mich Beifall heischend an. Ich seufzte und fuhr die Stimme herunter. »Ja, und was passiert jetzt? Wie lange dauert dieser Mist?«
    »Keine Ahnung. Aber ich hab Ihnen schon mal gesagt, der Typ ist nicht echt. Mal übergeschnappter Clown, mal Schlaffi.
    Und jeden Morgen riecht das Haus nach Marihuana. Auch wenn Sie das immer leugnen. Ich kenne den Geruch. Und diese ganzen Pillen, die er sich ständig reinpfeift. Das ist doch nicht normal.«
    »Aber er hat gesagt, das seien seine Vitaminpräparate.«
    »Und Sie haben‘s geglaubt? Das nimmt Ihnen doch keiner ab. Nicht mal ich.«
    Lisa schüttelte den Kopf, während wir beide Gregor Richtung Bett drängten. Klar wusste ich, dass Gregor ziemlich wahllos Valium, Lithium, Prozac, Diflorac oder ähnlichen Mist schluckte. Aber ich hatte beschlossen, dass es mich nichts anging, und ausnahmsweise den Mund gehalten. War wohl nicht ganz richtig gewesen.
    Gregor hing zwischen uns wie ein nasser Sack, schwer damit beschäftigt, aus den Tiefen seines Magens zu würgen.
    Wir ließen ihn auf mein Ehebett fallen, das mein Mann und ich uns vor drei Jahren zu unserem zehnten Hochzeitstag gegönnt hatten.
    Als wir ihn losließen und er auf der Matratze aufschlug, krümmte er sich zu einem gigantischen Fötus zusammen, die Augen geschlossen, die Hände zwischen den Oberschenkeln zusammengepresst.
    »Danke, Lisa.«
    Ich drehte mich zu ihr. »Keine Ursache. Aber wenn ich Ihnen was sagen darf: Sehen Sie zu, dass Sie den loswerden. Der riecht nach ziemlichem Ärger.«
    »Aber du hast doch selbst gesagt, ich kann ihn jetzt nicht rausschmeißen.«
    »Na, jetzt ja auch nicht. Aber wenn er halbwegs wieder bei sich ist, bestellen Sie ihm ein Taxi und treffen Sie ihn nie wieder.«
    »Das hab ich auch nicht vor«, erwiderte ich und hoffte, sie würde meine Verblüffung nicht bemerken. Ich hatte Lisa offensichtlich unterschätzt. Sie war weitaus pragmatischer und schlauer, als ich ihr zugetraut hatte.
    »Na, dann ist ja gut.« Lisa sah auf ihre Uhr. »Mann, schon kurz vor neun. Wir wollten doch eigentlich die Adresskartei aktualisieren.«
    »Ja, aber jetzt muss ich mich wohl um diesen Idioten hier kümmern.«
    »Nehmen Sie solche Worte lieber nicht zu oft in den Mund. Man gewöhnt sich dran und dann sagt man es auf einmal zu den Kunden.«
    »Lisa, jetzt komm mal runter. Die Chefin bin ich.«
    »Weiß ich ja. Ich mein ja auch nur.«
    Lisa und ich standen am Kopfende des Bettes und schauten auf Gregors Rückenpartie hinunter.
    »Sag mal, atmet der eigentlich noch? Da bewegt sich ja kaum was.«
    Lisa sprang aufs Bett und drehte Gregor auf den Rücken. Seine Augen waren weit geöffnet, von Pupillen und Iris fehlte jede Spur. Das Weiße starrte uns an. »Scheiße! Scheiße!«
    »Was denn?«
    »Na, sehen Sie das etwa nicht? Der macht hier einen Abgang.«
    »Wie? Was für einen Abgang?«
    »Na, ‘nen Abgang eben, oder wie Sie das nennen wollen, wenn einer abnibbelt.«
    »Der kann doch nicht sterben. Der hat doch

Weitere Kostenlose Bücher