Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
Vom Netzwerk:
stirbt der eine und am nächsten Tag gleich der zweite. Ist ja echt abgefahren.«
    »Wenn du meinst.«
    »Na, halten Sie das denn für normal?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Sehen Sie, weil es nicht normal ist. Und was ich nicht verstehe - wissen Sie, das verstehe ich jetzt wirklich nicht, aber bei diesem Meinhard hätten Sie doch auf jeden Fall einen Arzt rufen können.«
    »Damit heute in der Zeitung steht, dass wir so erfolgreich sind, dass uns die Kunden vor der Nase wegsterben? Das geht nicht. Das wäre geschäftsschädigend. Das weißt du doch.«
    Lisa nickte resigniert, fingerte mit fahrigen Bewegungen die nächste Zigarette aus der Packung, zündete sie an und hielt mir das Päckchen hin.
    »Okay, gib her.« Ich nahm eine Marlboro, Lisa gab mir Feuer und musterte dabei mein Gesicht.
    »Sind Sie sicher, dass wir hier nicht auf dem falschen Trip sind und Sie mich einfach nur veralbern?«
    »Lisa, mir steht das Wasser wegen dieser beiden toten Typen bis zum Hals. Ich veralbere dich bestimmt nicht.«
    »Na ja, ich mein ja nur. Sie sind einfach nicht der Typ, der zwei Leichen im Haus hat.«
    »Und was muss man da für ein Typ sein?«, unterbrach ich sie.
    »Na ja, irgendwie anders. Abgefuckt. Cool. Und viel jünger. Wissen Sie, so wie die Typen aus diesen Filmen wie ›Kleine Morde‹ unter Freunden oder ...« Lisa zog geräuschvoll an der Zigarette und überlegte. Allerdings vergeblich und so fuhr sie einfach fort: »Obwohl, cool sind Sie auf Ihre Art ja schon.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Ich meine, wie Sie immer mit diesen jungen Typen rummachen, wenn Ihr Mann weg ist. Das ist echt irre. Also ... das hätte nicht mal ich drauf. Und dabei bin ich viel jünger als Sie.«
    »Vielleicht ja deshalb.« Ich sah sie an und lächelte. »Vielleicht muss man für manche Sachen etwas älter sein. Keiner will sich den Traum von der großen Liebe freiwillig abschminken. Nur eines Tages wird man wach - und dann ist es einfach passiert. Irgendwie ist er abhanden gekommen. Obwohl...« ich zögerte und suchte nach Worten - »abhanden gekommen ist nicht richtig. Die Liebe ändert sich. Oder man selbst ändert sich. Was weiß ich? Auf jeden Fall ändert sich was.«
    »Das ist ja mal ein ganz schlauer Kommentar und ziemlich hilfreich.«
    »Ich kann es aber jetzt auch nicht besser erklären. Es ändert sich eben einfach.«
    »Dennoch wirken Sie immer so, als seien Sie in Ihren Mann noch schrecklich verknallt.«
    »Bin ich ja auch. Nur eben anders als früher. Mehr wie in einen Bruder.«
    »In einen Bruder ist man doch nicht verknallt. Das wäre ja so was wie Inzest. Und das ist polizeilich verboten«, nuschelte Lisa empört mit der Zigarette im Mund und schüttelte verständnislos den Kopf.
    »So meine ich das ja auch nicht. Ich wollte dir nur erklären, dass ich meinem Mann gegenüber zwar Gefühle habe ...«
    »Ach so«, Lisa unterbrach mich. »Sie meinen, er ist der wichtigste Mensch in Ihrem Leben, aber im Bett läuft es nicht mehr so riesig wie früher oder eben mit den anderen.«
    »Ja, so ähnlich meine ich das.«
    Ich hatte keine Lust, mit einer Dreiundzwanzigjährigen noch weiter über die Beziehung zu meinem Mann zu debattieren. Ich vermutete, Lisa wusste ohnehin zu viel über mein Privatleben. Denn dass sie spitzbekommen hatte, dass ich nicht nur mit Gregor, sondern noch mit diversen anderen Männer im Bett gelandet war, hatte ich nicht geahnt.
    Hätte ich es geahnt, hätte ich die Durchgangsliebhaber niemals so gedankenlos in mein Haus gelassen. Rein theoretisch jedenfalls nicht.
    Praktisch vielleicht ja doch. Die mir eigene Trägheit hätte eine Lösung untersagt, die mich - und nicht die Männer - zu frühmorgendlicher Stunde aus der Wärme eines fremden Bettes trieb, um einigermaßen pünktlich zu Hause zu sein.
    Ohne Kaffee und ohne Frühstück.
    Welche Tortur. Unter derartigen Umständen hätte ich wahrscheinlich doch darauf gepfiffen, ob Lisa etwas von meinen Liebhabern mitbekam oder nicht. Zumal ich nicht ausschließen konnte, dass Lisa trotz ihres eher desaströsen Intelligenzquotienten und meiner Vorsichtsmaßnahmen gewitzt genug wäre herauszubekommen, dass ich mich in fremden Betten vergnügte.
    Von Gregor wusste sie, weil der nach der ersten gemeinsam verbrachten Nacht einfach nicht hatte gehen wollen, morgens pfeifend durch die Halle gepilgert war und Lisa eine Galavorstellung geliefert hatte.
    Die hatte nämlich justament in dem Moment das Haus betreten, als Gregor, selbstverliebt mit dem

Weitere Kostenlose Bücher