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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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oder nicht, hatte sich Hedwig nicht vom Fleck gerührt. Als Schuhriegel geklingelt hatte, hatte sie in der Küche mit ihrem Küchenmesser herumgewerkelt. Sie hatte es nicht weggelegt, als sie die Tür öffnen ging, und so trug sie es noch immer in der linken Hand.
    »Was erlauben Sie sich?«, mischte Hedwig sich nun ein und blinzelte aufgeregt hinter ihrer rosafarbenen Kassenbrille. »Sie kommen hierher in unser Haus und behelligen Frau Hillger und mich mit dieser Geschichte? Sie unterstellen, wir hätten etwas mit den Leichen zu tun?« Hedwig fuchtelte mit dem Messer aufgeregt in der Luft herum.
    Reflexartig griff Larentius nach der Hand, die das Messer hielt, und drückte sie nach unten, während Schuhriegel wohl ebenso reflexartig einen Schritt auf Hedwig zumachte, um ihr seinerseits das Messer aus der Hand zu nehmen. Vermutete ich zumindest.
    Schuhriegel hatte jedoch den falschen Zeitpunkt erwischt, denn justament als der Polizist auf Hedwig nur diesen einen Schritt zuging, schlüpfte Eule in die Halle.
    Mein Herzschlag setzte aus, denn die Hündin trug freudig erregt den Totenschädel und Martins Hemd in der Schnauze. Sie knurrte erwartungsfroh zwischen den Zähnen hervor und wollte, dass jemand das vermeintliche Bällchen warf oder mit ihr um das Hemd zerrte. Weder Hemd noch Schädel gehörten in die Schnauze des Hundes. Beides sollte unter dem Flieder ruhen, überwachsen von einer üppigen Kräuterdecke. Hatte wohl nicht geklappt mit dem wilden Eigengeruch von Thymian und Bohnenkraut, Rosmarin und Minze. Eule hatte ihre Spielsachen unter dem Flieder erschnüffelt und ausgebuddelt. Und hier stand sie nun.
    Als Eule jedoch die bedrohliche Situation erfasste, der Hedwig ihrem Hundeverstand gemäß ausgesetzt war, ließ sie Schädel und Hemd fallen und sprang auf unsere Vierergruppe zu. Das verbliebene Ohr aufrecht, ergriff sie Partei und knurrte den Mann vor Hedwig drohend an. Erschrocken und laut fluchend, wir sollten den Hund im Zaum halten, wollte Schuhriegel vor der Hündin zurückweichen. Er bedachte jedoch die Richtung seiner hektischen Bewegung nicht, machte in dem Stress einen weiteren Schritt auf Hedwig zu und fuchtelte dabei unkontrolliert mit den Armen.
    Eule flippte aus. Sie empfand diese offensichtliche Ignoranz ihrer Drohgebärde als Startzeichen zum Eingreifen. Obwohl bis zur Unkenntlichkeit auf weißes Kunstwesen mit prallen Oberschenkeln und kahl rasiertem Po getrimmt, steckte in der Hündin eine wirkliche Hundeseele.
    Mit gefletschten Zähnen sprang sie Schuhriegel an und hieb ihm ihre Vorderpfoten auf die Brust, was den überraschten Dorfpolizisten mit rudernden Armen zur Seite kippen und einen Schmerzensschrei ausstoßen ließ, als seine Hüfte auf den Terrakottafliesen aufprallte. Ein zweiter Schmerzensschrei folgte dem ersten unmittelbar, als der linke Ellenbogen nur Sekundenbruchteile später mit den Fliesen kollidierte.
    Der Dorfpolizist lag reglos vor der Hündin und Eule nutzte die Gunst des Moments, um sich breitbeinig über den dickleibigen Körper zu stellen und hoch erhobenen Hauptes ihren Sieg herauszuheulen, als Schuhriegel ihr ein Messer in den Leib stieß.
    Ich wusste in jenem Moment nicht, woher er das Messer hatte. Ich erfuhr erst sehr viel später, dass er berühmt dafür war, dass er in seinen Jackentaschen immer ein Jagdmesser mit sich führte.
    Ich sah das Messer in seiner Hand, sah die Klinge aufblitzen, verfolgte die ausholende Bewegung, doch mein Verstand verweigerte die Verarbeitung der optischen Reize zu einem sinnvollen inhaltlichen Ganzen. Ich konnte nicht glauben, was ich sah, und als ich es endlich realisierte, heulte die Hündin zwar immer noch, aber längst nicht mehr siegesgewiss. Von dem Stich tödlich getroffen, war sie über Schuhriegel zusammengebrochen.
    Derweil hatte sich Hedwig aus Larentius‘ Klammergriff befreit und war wie eine Furie auf den am Boden liegenden Schuhriegel zugetobt. Mit flatternden Händen schob sie den Hund ein wenig zur Seite, holte weit aus und rammte Schuhriegel das Messer in die großzügigen Fettpolster seines Leibes. Ihr Messer. Das Küchenmesser. Jenes, das schon Eule das Ohr gekostet und meinem Mann die Sehne durchtrennt hatte.
    Hedwig ließ es nicht bei diesem einen Stich bewenden, sondern zog das Messer mit einer wilden Bewegung aus Schuhriegels Leib und stach neuerlich zu. Stach immer wieder auf den wehrlosen Mann ein und weinte und weinte und schrie: »Sie verdorbener Mensch, Sie! Wie können Sie?«
    Schließlich brach sie

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