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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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angezapft. Ganz schön viel kriminelle Energie, Ihr Mann.« Der Beamte gab sich keine Mühe, die Verachtung in seiner Stimme zu unterdrücken. »Das muss man sich erst mal einfallen lassen, seinem Nachbarn Strom zu klauen. Ist immer billig davongekommen. Alles eingestellt, sogar die Sache mit der Handtasche, ab und an mal eine Geldbuße.«

    Ich atmete so laut, dass ich es selbst hören konnte. Am liebsten wäre ich aufgestanden und weggerannt. Zwar waren die Straftaten, die der Polizist jetzt aufzählte, Kinkerlitzchen im Vergleich zu dem Mädchenmord. Aber trotzdem passte das alles nicht zu dem Mann, den ich geglaubt hatte zu kennen. Plötzlich schwante mir, warum Tobias so schnell hatte heiraten wollen. Er brauchte eine bürgerliche Fassade, hinter der er seine perversen Neigungen verstecken konnte.

    »Die meisten Mörder haben das Strafgesetzbuch schon ein bisschen kennengelernt, bevor sie zum Äußersten gehen«, leitete Wöste zu einem kriminologischen Vortrag über. »Viele Mörder fangen als Tierquäler an. Vergewaltiger als Diebe. Mörder üben das Töten erst mal an Tieren. Vergewaltiger setzen sich zunächst über das Eigentum hinweg, später über den Willen ihrer Opfer. Aber eins haben alle gemeinsam: Sie überschreiten Grenzen, steigern sich.«

    Ich erinnerte mich dunkel, so etwas schon mal gelesen zu haben.

    »Früher dachte man zu stromlinienförmig«, fuhr der Hauptkommissar fort. »Ein Täter, der auf kleine Mädchen stand, fiel als Frauenmörder aus. Einer, der Jungen quälte, kam als Mädchenmörder nicht infrage. Bis wir den ersten Kindermörder schnappten, der zuerst ein Mädchen und dann einen Jungen missbraucht hatte. Und einen Vergewaltiger, der Mädchen und Frauen im Alter von sieben bis achtunddreißig Jahren angefallen hatte.« Wöste hatte sich vor mir auf den Schreibtisch gesetzt. Er wippte mit dem Fuß, konnte kaum verbergen, wie sehr er sich in der Rolle des wissenschaftlich beschlagenen Beamten gefiel.

    »Kinderpornografie finden wir auf den Rechnern der angesehensten Bürger«, fuhr er fort. »Auffallend viele Akademiker laden sich dieses Zeugs herunter, vor allem Lehrer. Aber sogar einen Staatsanwalt, einen Verwaltungsrichter, einen Psychiater und einen Bundestagsabgeordneten haben wir schon erwischt. Nicht alle schreiten zur Tat. Aber wenn jemand ein Kind missbraucht, finden wir häufig auf seinem Rechner auch Kinderpornografie.«

    Ich war erschöpft. Müde, ausgelaugt, überfordert.

    »Frau Rabe«, sagte der Beamte laut, machte eine Pause und sah mich durchdringend an. »Wo ist Ihr Mann?«

    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete ich, verärgert über das Zittern in meiner Stimme. Ich hatte mich ewig nicht so hilflos gefühlt.

    »Wirklich nicht?«, insistierte Wöste.

    »Wirklich nicht«, wiederholte ich und senkte den Kopf. Der Ausdruck in den Augen des Polizisten war unerträglich.

    »Sie haben gar keine Idee, wo sich Ihr Mann versteckt halten könnte?«

    Ich schüttelte den Kopf.

    »Frau Rabe!«, donnerte Hauptkommissar Wöste jetzt. »Ihr Mann ist ein Mörder! Er könnte jederzeit wieder zuschlagen. Während Sie hier sitzen und schweigen.«

    »Nein, nein, nein.« Meine Stimme überschlug sich. »Ich weiß nicht, wo mein Mann ist! Ich habe mit all dem nichts zu tun!«
    Ich wollte aufstehen. Plötzlich legte sich ein schwarzer Schleier vor meine Augen. Meine Beine knickten ein. Ich merkte noch, dass ich zwischen Tisch und Stuhl auf den harten Linoleumboden sackte.

    *

    Sarah Obermeier saß in der Redaktion an ihrem Schreibtisch und las Zeitung, als ihre beiden Kollegen Sebastian Schellenberger und Matthias Grothe zur Tür hereinkamen. Das dümmliche Grinsen auf ihren Gesichtern ließ Sarah Böses ahnen. Und richtig. Basti, ein hoch aufgeschossener, viel zu dünner Lulatsch, der gern ausgebeulte Sweatshirts, verblichene Jeans und tagaus, tagein – selbst im Hochsommer – eine abgetragene Antiklederjacke trug, die längst aus der Mode gekommen war, trat an ihren Schreibtisch und legte ihr seine schwitzige Hand auf die Schulter.

    »Na, Frau Kollegin«, sagte er und beugte sich so tief zu ihr herab, dass sie seine Fahne riechen konnte.

    »Nimm deine Flossen weg«, zischte Sarah.

    Basti zog seine Hand zurück, als hätte er sich an einer heißen Herdplatte verbrannt. »Na, na, wer wird denn gleich böse werden?«, maulte er.

    »Du wirst heute sehr nett zu uns sein müssen«, sprang Matthias, den alle nur Matze nannten, seinem Kollegen bei. Auf seiner roten Kopfhaut

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