Mein Monat mit dem Millionär
der Fürsorge zu übergeben, ehe er ihr fristlos kündigte.
Das Telefon klingelte. „Ich gehe kurz ran“, sagte Isabelle hastig und rannte ins Wohnzimmer, wo der schnurlose Apparat auf dem Tisch lag. Sie meldete sich. „Hallo?“
Es war ihre Mutter. „Hallo, Darling. Ich habe gerade deine Nachricht erhalten. Es freut mich, dass dir die Sachen gefallen. War das nicht zauberhaft von Emilio?“
„Ja, über alle Maßen. Mom, kann ich dich gleich zurückrufen?“
„Ist etwas nicht in Ordnung?“
„Nein, alles bestens.“ Isabelle bemerkte, dass Mrs Suarez ihr ins Wohnzimmer gefolgt war und die neuen Kleider begutachtete, die Isabelle noch nicht nach oben gebracht hatte. Als ihr Blick auf die Dessous fiel, verzog sie das Gesicht.
Oh, nein! dachte Isabelle.
„Ich rufe dich gleich wieder an.“ Sie legte auf und wandte sich an ihre Besucherin. „Entschuldigen Sie bitte.“
„Wie geht es Ihrer Mutter?“, fragte Mrs Suarez.
„Sehr gut.“ Mit einer höflichen Handbewegung wies sie auf einen Sessel, auf dem keine Kleidungsstücke lagen. „Bitte setzen Sie sich. Möchten Sie etwas trinken?“
Emilios Mutter setzte sich. „Nein, danke.“
Isabelle schob einen Kleiderstapel zur Seite und ließ sich auf dem Sofa nieder.
„Sieht so aus, als wären Sie einkaufen gewesen“, bemerkte Mrs Suarez, und ihr Tonfall ließ durchblicken, dass sie meinte: mit dem Geld meines Sohnes.
Ihre Kritik traf Isabelle hart, aber sie ließ sich nichts anmerken. „Emilio hat meine Mutter zum Shoppen geschickt“, erwiderte sie. „Die Sachen sind gerade erst angeliefert worden.“
„Mein Sohn ist ein sehr großzügiger Mann.“ Wieder lag Schärfe in ihrem Ton, als ob sie damit ausdrücken wollte, dass Großzügigkeit gegenüber Isabelle die reinste Verschwendung sei. Doch Isabelle rief sich zur Ordnung. Sie durfte nicht in allem, was Emilios Mutter zu ihr sagte, eine verborgene Spitze wittern. Im umgekehrten Fall hätte sie wohl auch gewisse Vorbehalte gehabt.
Es entstand ein peinliches Schweigen, das Isabelle brach, indem sie herausplatzte: „Das mit Estefan tut mir leid.“
Verwundert schaute Mrs Suarez sie an. „Weshalb sollte es Ihnen leidtun? Emilio hat mir erzählt, dass Estefan sich Ihnen gegen Ihren Willen genähert hat. Sie hatten jedes Recht, sich zu wehren. Wie ich sehe, gehen die blauen Flecken langsam zurück.“
Isabelle betrachtete kurz ihre Arme. Die Druckstellen, die Estefans Finger hinterlassen hatten, waren mittlerweile gelblich grün statt lila. „Trotzdem tut es mir leid, dass ich ihm das Gesicht zerkratzt habe.“
„Ich bin auch wegen Estefan hier“, erklärte Mrs Suarez. „Ich wollte mich für sein Verhalten bei Ihnen entschuldigen. Das ist meine Pflicht als seine Mutter.“
„Geht es ihm gut?“
„Das weiß ich nicht. Er ist verschwunden, wie so oft. Wahrscheinlich dauert es Monate, bis ich ihn wiedersehe.“ Anscheinend bemerkte sie Isabelles schuldbewussten Blick, denn sie fügte hinzu: „Sie sind dafür nicht verantwortlich.“
Das stimmte zwar, doch Isabelle fühlte sich trotzdem schuldig.
„Ich wollte mit Ihnen auch über Emilio reden.“
Davon war Isabelle ausgegangen.
„Er behauptet, Sie hätten das Geld nicht genommen.“
„Mein neuer Anwalt sagt, dass ich entweder vor Gericht freigesprochen werde oder höchstens eine Bewährungsstrafe zu erwarten habe.“
„Bezahlt Emilio diesen Anwalt?“
„Ich wollte es nicht, aber er bestand darauf. Wenn er es nicht getan hätte, dann würde ich die nächsten zwanzig Jahre hinter Gittern verbringen.“
„Emilio hat sehr viel für Sie getan, Isabelle. Nun möchte ich, dass Sie ihm einen Gefallen tun.“
„Sehr gern. Ich tue alles für ihn.“
„Gehen Sie.“
Gehen? Wohin. Und weshalb? Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte.
„Nur, bis Ihre Unschuld offiziell geklärt ist“, fuhr Mrs Suarez fort und schaute Isabelle bittend an. „Mein Sohn hat so hart an seiner Karriere gearbeitet, und nun riskiert er seine ganze berufliche Zukunft aus Liebe zu Ihnen. Wenn Sie seine Gefühle erwidern, werden Sie das nicht zulassen.“
„Und wenn ich nicht freigesprochen werde, sondern nur auf Bewährung freikomme?“
Mrs Suarez erwiderte nichts, doch die Antwort stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie würde von Isabelle erwarten, dass sie Emilio freigab. Für immer. Und hatte sie nicht recht?
Der CFO eines Unternehmens wie Western Oil konnte sich keine Ehefrau leisten, die eine Bewährungsstrafe wegen
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