Mein Monat mit dem Millionär
Unterschlagung absaß. Man würde ihn entlassen, und seine Aussichten, einen gleichwertigen Job zu finden, wären gleich null. Seine Ausbildung, sein Engagement – alles umsonst. Seinen Lebensstandard würde er nicht halten können, und seine Freunde würden sich garantiert von ihm abwenden.
Ihretwegen würde man ihn aus der Gesellschaft ausstoßen.
Natürlich hatte er ihr versichert, dass er sie liebe und es ihm egal sei, was die Leute von ihm dachten. Doch Isabelle war klar, dass er das anders sehen würde, sobald sein Leben in Scherben zerbrach. Bald würde er anfangen, sie dafür verantwortlich zu machen. Alles nur, weil sie sich an ihn geklammert hatte, als ihr Verstand ihr eigentlich hätte sagen müssen, dass es Zeit war, zu gehen. Das durfte sie nicht zulassen.
Traurig verabschiedete sie sich von dem Gedanken, jemals mit ihm glücklich sein zu dürfen. Dabei war es das erste Mal in ihrem Leben gewesen, dass sie etwas nur für sich tun wollte.
Aber Mrs Suarez hatte recht. Auch wenn sie sich nach Glück sehnte, stand es ihr nicht zu. Also musste sie Emilio verlassen.
„Ich hatte gestern ein interessantes Gespräch mit Cassandra“, sagte Adam, der in der Tür zu Emilios Büro erschienen war.
Etwas unwillig schaute Emilio von seinem Computer auf, denn er wollte noch ein paar Dinge abschließen, ehe er Feierabend machte. „Worüber? Gibt es ein neues Desaster, auf das sich die Medien stürzen können?“
„Das musst du gerade sagen.“
„Was meinst du damit?“
Adam kam ins Zimmer und schloss die Tür. „Ein Journalist hat Cassandra angerufen und sie gefragt, ob es stimmt, dass der CFO von Western Oil in Verbindung mit Isabelle Winthrop-Betts steht.“
Emilio seufzte. Nun war es also so weit.
„Was hat sie dem Reporter gesagt?“
„Dass sie nichts darüber weiß. Und dann kam sie zu mir, um sich zu erkundigen, ob an der Sache was dran ist. Also frage ich dich jetzt. Die Medien fangen an zu recherchieren, und irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass es Ärger geben wird.“
„Ich habe einen neuen Anwalt mit dem Fall beauftragt. Er will die Sache vor Gericht austragen, weil er davon ausgeht, dass Isabelle freigesprochen wird.“
„Aber das wird eine Weile dauern, oder?“
„Wahrscheinlich.“
Adam schüttelte den Kopf.
„Wenn du mir etwas zu sagen hast, dann tu es, Adam.“
„Falls es eine Gerichtsverhandlung gibt und die Medien das mit dir und Isabelle herausfinden … Dir muss doch klar sein, dass es dir schaden wird, Emilio. Deine Chancen auf den Chefposten tendieren in diesem Fall gegen null. Der Vorstand wird sofort beschließen, dich rauszuwerfen.“
„Darf ich dich was fragen? Nehmen wir mal an, Katy wäre wegen eines Verbrechens angeklagt, und du wüsstest, dass sie unschuldig ist. Würdest du ihr nicht zur Seite stehen, auch wenn du dafür Opfer bringen müsstest?“
Adam seufzte und erwiderte: „Natürlich würde ich das tun.“
„Weshalb sind dann alle so überrascht, dass ich mich für Isabelle einsetze? Klar, will ich Chef von Western Oil werden. Weil ich glaube, dass ich der richtige Mann für den Job bin. Und zwar genau deswegen, weil ich mich nicht aus dem Staub mache, wenn es Schwierigkeiten gibt. Was wäre ich denn, wenn ich Isabelle jetzt, wo sie mich am meisten braucht, im Stich lassen würde? Nichts als ein Versager.“
„Du hast recht“, sagte Adam anerkennend. „Ich bewundere dich für deine Haltung, und ich werde dich unterstützen, solange ich kann.“
„Danke. Ich weiß das zu schätzen. Und wenn der Punkt kommt, wo du nichts mehr für mich tun kannst, dann nimm es dir nicht zu Herzen. Es ist ganz allein meine Sache.“
Die Stimme von Emilios Sekretärin kam über die Sprechanlage. „Es tut mir leid, wenn ich störe, Mr Suarez, aber Ihr Bruder ist auf Leitung eins. Er sagt, es sei wichtig.“
„Welcher meiner Brüder?“
„Alejandro.“
„Geh ran“, forderte Adam ihn auf. „Wir reden später weiter.“
Adam ging, und Emilio nahm das Gespräch an. „Hi, Alejandro, was gibt’s?“
„Hallo, großer Bruder. Bist du heute Abend zu Hause?“
„Ist das so wichtig? Hast du deswegen ein Meeting mit meinem Boss gestört?“
„Es ist sehr wichtig. Ich muss mit dir reden, und zwar persönlich.“
„Um wie viel Uhr?“
„Je früher, desto besser. Alana mag es nicht, wenn ich zu spät nach Hause komme.“
Emilio dachte an Isabelles Versprechen, ihm die Dessous vorzuführen. Wenn er sich gleich mit Alejandro traf, dann hatten er und
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