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Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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Falle gelockt, aber ich kann es nicht beweisen."

4. Kapitel
    Katherine erkannte den Zorn und die Enttäuschung in den dunklen Augen ihres Gegenübers – und darüber hinaus seine Ehrlichkeit. Nicholas Lydgate war fälschlicherweise der Wegelagerei beschuldigt worden, und in fünf Tagen sollte er an den Galgen kommen. Plötzlich krampfte sich ihr vor Angst der Magen zusammen.
    "Wer hat dir das angetan?"
    "Du glaubst mir?", rief er fassungslos, als hätte er diese Reaktion nicht erwartet.
    "Ja, natürlich."
    "Wieso? Wieso solltest du mir glauben, Kat?"
    "Ich habe dir von Anfang an vertraut", erklärte Katherine nach kurzem Überlegen. "Wenn ich dir in die Augen schaue, sehe ich, dass du die Wahrheit sagst. Ich bin es gewohnt, mit einem schwachen Mann unter einem Dach zu leben, einem Mann, der lügt und betrügt. Ich glaube, ich kann einen starken, ehrlichen Mann erkennen, wenn ich ihm begegne."
    Nick wandte den Kopf ab und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. "Ich danke dir."
    "Willst du mir deine Geschichte erzählen?"
    "Ich war gerade aus Frankreich zurückgekehrt, nachdem ich mehrere Jahre auf dem Kontinent verbracht hatte. Auf dem Weg nach London kam ich durch eine einsame Gegend namens Box Moor. An dem Tag herrschte scheußliches Wetter, nass und kalt, und die Dämmerung brach früh herein. Während ich noch überlegte, ob ich weiter nach Kings Langley reiten oder nach Hemel Hempstead abbiegen sollte, sah ich vor mir einen Gasthof – kein ansprechendes Haus, mit Sicherheit keines, in dem Edelleute verkehrten. Als ich eintrat, dachte ich, entweder die anwesenden Gäste oder ich müssten betrunken sein."
    "Warum?" Gefesselt vom Klang seiner kräftigen, wohltönenden Stimme, griff Katherine nach der Flasche und schenkte sich ein Glas Wein ein. Auch Nick füllte sein Glas, bevor er den Wein außer Reichweite stellte.
    "Sie empfingen mich wie einen alten Bekannten! Verschiedene Leute winkten mir zu, der Wirt zapfte mir unaufgefordert ein Bier … Dann kam auch noch ein hübsches Schankmädchen auf mich zu und gab mir einen Kuss."
    "Aber kannten sie dich denn wirklich?"
    "Nein, natürlich nicht. Sobald ich aus dem Schatten in das Licht des Schankraums trat, kehrte man mir den Rücken zu. Die Männer widmeten sich wieder ihren Karten und ihren Pfeifen, und das Schankmädchen sprang davon. Als ich um ein Zimmer und um einen Platz im Stall für mein Pferd bat, zögerte der Wirt, ja, er wurde sogar unwirsch. Nur das schlechte Wetter hielt mich davon ab, auf der Stelle zu gehen, um mir eine andere Unterkunft zu suchen. Ich wünschte, ich hätte es getan! Aber ich ließ nicht locker, bis mich das Mädchen auf ein Zimmer führte. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass mein Pferd versorgt wurde, aß ich zu Abend. Es herrschte eine sonderbare Atmosphäre. Die Gäste wirkten unruhig, als würden sie auf etwas warten, und immer wieder schlüpfte irgendjemand für kurze Zeit aus dem Raum."
    "Vielleicht, um den Abtritt zu benutzen?", warf Katherine ein.
    "Das dachte ich damals auch. Nach dem Essen brachte das Schankmädchen mir einen Becher Rum – damit ich in dieser stürmischen Nacht besser schlafen könne, sagte sie."
    "Du hast ihn getrunken, und er enthielt ein Betäubungsmittel?"
    "Genau. Auf dem Weg nach oben fragte ich mich, warum sich meine Beine so schwer anfühlten, aber ich schob es auf meinen langen Ritt. In meinem Zimmer angekommen, zog ich mich aus. Ich weiß noch, dass ich mich auf das Bett fallen ließ, danach kann ich mich an nichts mehr erinnern … bis ich wachgerüttelt wurde."
    Katherine schluckte. "Von wem?"
    "Von einem Offizier, zweien seiner Männer, dem örtlichen Friedensrichter und dessen Konstabler. Der Friedensrichter trug einen Verband um den Kopf und kochte vor Wut. Anscheinend war er gerade von Black Jack Standon, der Geißel dieser Gegend, im Moor überfallen worden. Der Räuber hatte ihm einen Schlag auf den Kopf versetzt und ihn um seine Uhr, seine Börse und seine Ringe erleichtert. Wegen der zunehmenden Bedrohung, die von Standon ausging, bemühten sich die Konstabler schon seit Monaten, ihn zu fangen, und nach dem Überfall auf den Friedensrichter verfolgten sie ihn mit noch größerem Eifer."
    "Wie konnten sie dich mit ihm verwechseln?", fragte Katherine. "Einen durch und durch ehrbaren Reisenden …"
    "Weil ich mit meiner großen Statur, meinem schwarzen Haar und meinen dunklen Augen dem Wegelagerer sehr ähnlich sah. Außerdem lag ich, allem Anschein nach betrunken, auf einem Bett

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