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Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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wohl sie sich nun fühlen würde, wenn sie sich in der vergangenen Nacht geliebt hätten. Doch dann riss sie sich zusammen und zwang sich zu einem Lächeln. "Hast du gut geschlafen?"
    "Ungehörig gut. Da ich eine schöne Frau in meinen Armen hielt, hätte ich eigentlich wach liegen und Tantalusqualen leiden müssen, aber du wirkst sehr besänftigend auf mich."
    Diese Komplimente waren allerdings ein zweischneidiges Schwert. Katherine glühte vor Freude, dass er sie als schön bezeichnete, denn so etwas hatte bisher noch nie jemand zu ihr gesagt. Andererseits wusste sie nicht recht, ob sie gerne besänftigend wirken wollte oder ob sie nicht lieber eine Frau wäre, bei der die Männer vor unbezwingbarem Verlangen den Verstand verloren.
    Während des Frühstücks betrachtete sie Nick verstohlen. Ungekämmt und unrasiert saß er ihr gegenüber, mit schweren Lidern und grüblerischem Blick, obwohl er selbst behauptete, er habe gut geschlafen.
    Am liebsten wollte sie ihn in ihre Arme schließen, bis der düstere Ausdruck in seinen Augen verschwunden war. Aber wie konnte eine bloße Umarmung den Gedanken an die Zelle vertreiben, in die er bald zurückkehren würde?
    Gemeinsam packten sie den Korb, zogen das Bett ab und legten die Laken zusammen. "Du bist ja richtig häuslich", bemerkte Katherine neckend.
    "Das macht das Armeeleben."
    "Du warst in der Armee? In welchem Regiment?"
    "Einem Kavallerieregiment", antwortete er ausweichend.
    "Sicher befinden sich einige deiner Offizierskameraden in England, ja, sogar in London! Nenn mir ein paar Namen, ich werde mich nach ihnen erkundigen. Oh, Nick, wieso hast du nicht schon früher daran gedacht?"
    "Weil ich mich als gemeiner Soldat rekrutieren ließ, unter einem falschen Namen", erwiderte er in einem Ton, der es ihr verbot, weiter nachzuhaken.
    Die Uhr begann zu schlagen. "Nick …"
    "Komm", sagte er mit belegter Stimme, während er sie an den Schultern zu sich heranzog.
    Ohne zu überlegen, legte Katherine ihm die Arme um den Nacken und hob ihr Gesicht zu ihm empor. Sein Kuss war nicht sanft, nicht zärtlich, er nahm keinerlei Rücksicht auf ihre Unschuld und Unerfahrenheit.
    Von seiner Leidenschaft mitgerissen, klammerte sie sich an seinen Schultern fest und gab sich seinen Lippen hin. Ganz automatisch öffnete sie den Mund, den er sogleich mit seiner drängenden Zunge erkundete. Er schien ganz und gar mit ihr verschmelzen zu wollen, so fest drückte er sie an sich.
    Dann ließ er sie ebenso plötzlich los, wie er sie an sich gezogen hatte, und sah mit flammendem Blick auf sie hinab.
    "Katherine …"
    Da ertönte der achte Schlag der Uhr.

5. Kapitel
    Katherine fuhr zusammen, als hinter ihr der Schlüssel im Schlüsselloch umgedreht wurde.
    "Ich komme wieder, das verspreche ich dir, Nick."
    "Nein, du sollst mich nicht an diesem Ort besuchen." Er packte sie so fest bei den Schultern, dass es schmerzte. "Gib mir wenigstens dein Wort, dass du am letzten Tag nicht kommen wirst."
    "Doch! Ich werde kommen." Die Tür ging auf. "Bis bald, Nick." Rasch stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss zu geben, dann wandte sie sich um.
    "Guten Morgen, Mr. Rawlings. Guten Morgen, John. Es ist schon alles gepackt, John, ich muss nur noch meinen Hut aufsetzen."
    Während Katherine sich zum Aufbruch bereit machte, stand Nick steif wie eine Statue an der Tür. Sie hielt neben ihm inne, aber ihr fielen keine Worte ein, daher legte sie zum Abschied bloß schweigend ihre Hand auf seine Wange.
    Draußen vor dem Gefängnis winkte John eine Droschke herbei und half Katherine hinein, bevor er sich auf die Sitzbank ihr gegenüber fallen ließ. "Geht es Ihnen gut, Miss Katherine?"
    "Mrs. Lydgate", verbesserte sie ihn mit Nachdruck. Zum ersten Mal sprach sie diesen Namen aus – er klang gut. Ihr Kutscher musterte sie auf dieselbe Weise, wie ihr Vater sie früher anzusehen pflegte, wenn sie versuchte, ihn mit irgendwelchen Ausflüchten von einem ihrer Streiche abzulenken.
    "John, Mr. Lydgate hat sich wie ein perfekter Gentleman verhalten, und es ist rein gar nichts geschehen. Mehr werde ich dazu nicht sagen, Sie können also aufhören, wie eine gereizte Bulldogge dreinzuschauen."
    "Hmm. Wenn Sie meinen, Miss … Mrs. Lydgate." Er beobachtete sie immer noch argwöhnisch, als ob er damit rechnete, dass sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen würde.
    "Das war bloß ein Scherz, John, bitte nennen Sie mich Miss Katherine. Und wenn wir zu Hause ankommen, spannen Sie bitte die Pferde an und

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