Mein Seelenauftrag

Ebenen oder Zusammenhänge in sich trägt, muss die Liebe jederzeit und überall gegenwärtig sein. Denn dies ist das Wesen des absoluten Zusammenhangs, den wir Gott nennen. Die Liebe muss hinter allen Perspektiven und Zusammenhängen stehen, da es sie andernfalls nicht gäbe – schließlich existiert nichts jenseits der Schöpfung.
    Spirituelles Wachstum ist daher nicht die Gegenwart der Liebe, sondern das Gewahrsein der Gegenwart der Liebe. Spirituell weniger weit entwickelte Menschen sind nicht grundsätzlich weniger liebevoll als ihre weiter entwickelten Brüder und Schwestern. Sie sind sich nur nicht so deutlich gewahr, dass sie Liebe sind. Die Erkenntnis, dass es eine Frage des Gewahrseins ist, gewährt uns die nötige Einsicht und Inspiration für unsere weitere Entwicklung. Können Sie sich vorstellen, wie radikal sich Ihr Leben verändern wird, sobald Sie sich gewahr sind, dass Ihre Hauptaufgabe darin besteht, zu erwachen, Ihren unendlich liebenden Kern zu erkennen und gleichzeitig zu wissen, dass sich alle Menschen auf der gleichen Reise befinden?
    Diese Annahme bildet die Grundlage der Spirituellen Psychologie. Die größte Herausforderung für uns Menschen ist, dass uns meist das Gewahrsein dafür fehlt, dass wir Seelen sind, und dass wir denken, wir bestünden aus unserem Verstand, unseren Gefühlen und unserem Körper. Deshalb definiert das Wörterbuch die Psychologie auch als »Wissenschaft vom Denken und Verhalten des Menschen«. In der nichtdualistischen Realität der Spirituellen Psychologie ließe sich das gesamte Diagnostische und Statistische Handbuch psychischer Störungen – das in den USA von Ärzten und Therapeuten verwendete Klassifikationssystem – auf einen einzigen Klassifikationsschlüssel reduzieren. Wir nennen ihn: »100.1 – Vermeintliche Trennung vom Selbst.« Mit Selbst meinen wir das Authentische Selbst, das im göttlichen Geist erwacht ist und spricht, wenn wir sagen: »Ich bin.« Wir meinen nicht das kleine Selbst, das in dem vom Verstand beherrschten Bereich des Ego der Persönlichkeit existiert.
    Roberto Assagioli erkannte und nutzte dies ganz wunderbar in seiner hochgelobten Disidentifikationsübung aus der Psychosynthese, die wir an der USM in der folgenden, leicht abgewandelten Form verwenden:
    Ich habe einen Körper, aber ich bin nicht mein Körper.
    Ich habe Gefühle, aber ich bin nicht meine Gefühle.
    Ich habe Verlangen, aber ich bin nicht mein Verlangen.
    Ich habe einen Verstand, aber ich bin nicht mein Verstand.
    Wer bin ich?
    Ich bin ich, ein Zentrum reinen liebenden Bewusstseins, lebendig im Frieden und der Schönheit der unendlichen Liebe Gottes. 55
    Wenn wir eines sicher wissen, dann dies: Je deutlicher sich die Menschen gewahr werden, dass sie liebende Wesen sind, desto mehr unterstützen sie einander statt einander zu bekämpfen. Dies ist ebenso sicher wie der Umstand, dass wir einem größeren, sich nach wie vor entwickelnden Kind nicht mehr sagen müssen, es habe sich vor dem Verkehr in Acht zu nehmen. Was für ein großartiger Tag dies doch sein wird, an dem wir ebenso klar erkennen, dass Krieg keine echte Möglichkeit mehr ist.
    Die gute Nachricht lautet, dass die Menschen offenbar gerade erwachen und sich immer stärker gewahr werden, dass sie liebende Wesen sind. Wie es scheint, hat sich dieser Vorgang weltweit beschleunigt. Es ist offenkundig, dass etwas Neues darum kämpft zu entstehen, während etwas Altes dagegen kämpft zu sterben. Eine weitere gute Nachricht ist: Wenn sich die Menschen tatsächlich auf einer Entwicklungsreise befinden und die Liebe bereits gegenwärtig ist, ist der Ausgang dieser Reise gewiss. Unser lieber Freund, der spirituelle Lehrer John-Roger, erinnert uns gern daran: »Keine Seele bleibt zurück.«
    Denn wenn Sie in einem spirituellen Fluss treiben, wird die Strömung Sie irgendwann an sein Ziel tragen – selbst wenn Sie flussaufwärts schwimmen.
    Jeder Mensch hat die Aufgabe, zu erwachen und sich dessen gewahr zu werden, was bereits ist. Der Aufwärtspfeil in Abbildung 17 verdeutlicht sehr schön, dass der spirituelle Fortschritt im Aufstieg von einem Zusammenhang in den nächsten besteht und die einzelnen Ebenen auf immer höheren Frequenzen der Liebe schwingen, während wir alle das Gewahrsein unserer Göttlichkeit vertiefen. Der Begriff der Heilung beschreibt somit den Prozess des spirituellen Fortschritts und ist ein anderes Wort für Entwicklung. Es bedeutet, dass man alles, was schmerzt, mit Liebe behandelt – wie