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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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Ihnen heute?«
    »Besser, danke«, krächzte ich. »Ich habe gerade erfahren, dass ich nachher nach Hause gehen darf.«
    In dem Bemühen, die Kontrolle über meine Stimmbänder zurückzugewinnen, räusperte ich mich. »Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet. Der Pfleger hat mir erzählt, Sie hätten mich gestern hergebracht.«
    »Ich konnte Sie ja schlecht bewusstlos im Regen liegen lassen«, versetzte er schmunzelnd.
    Das Glitzern in seinen tiefblauen Augen brachte mich aus der Fassung. Gerade wollte ich meinen Mund zu einem empörten Schmollen verziehen, als ich mich an meine guten Manieren erinnerte.
    »Der Pfleger sagte auch, dass Sie für mich auf Frankie aufpassen. Ich kann Ihnen gar nicht genug danken.«
    »Das ist doch das Mindeste, was ich tun kann.« Inzwischen strahlte er mich an.
    »Sie machen sich wohl über mich lustig. Mir ist schon klar, dass ich in einem Krankenhausnachthemd und ohne Make-up nicht allzu viel hermache, aber Sie könnten zumindest den Anstand besitzen vorzugeben, dass ich nicht wie eine Vogelscheuche aussehe.«
    »Haben wir da gerade unseren ersten Streit?«, fragte er grinsend.
    Vorübergehend sprachlos, starrte ich ihn an und brach dann in Gelächter aus. Da erinnerte ich mich daran, dass wir vom ersten Augenblick unseres Kennenlernens an miteinander gelacht hatten.
    »Na, eigentlich kennen Sie mich ja ohnehin nicht anders«, brachte ich schließlich heraus.
    »So schlecht sehen Sie gar nichts aus«, sagte er leise. »Ob mit oder ohne Make-up, ob Sie nass bis auf die Haut in einer Pfütze glimmen oder in einem Krankenhausnachthemd blass dasitzen und dennoch bildhübsch sind.«
    Ich fragte mich, ob er scherzte, dieser Ritter in der glänzenden Rüstung, der wie ein Blitz aus heiterem Himmel in mein Leben getreten war. Trotz des Augenzwinkerns hatte ich das Gefühl, er meine es ernst. Ich wollte sagen, dass mir noch nie so ein toller Typ über den Weg gelaufen sei, besann mich dann aber eines Besseren, und fragte ihn, wie er heiße.
    »Ich heiße Dan Brennan«, erklärte er förmlich und streckte seine Hand aus. »Dan für meine Freunde. Wie wär’s mit einem Du?«
    »Hallo, Dan«, erwiderte ich. »Ich glaube, du hast meinen Namen schon in Frankies Halsband gelesen.«
    »Ja, du hattest keine Handtasche, nichts in deinen Mantel- und Hosentaschen. Dann habe ich entdeckt, dass dein Hund am Halsband ein Schild trug, auf dessen Rückseite dein Name stand.«
    »Ein richtiger Sherlock Holmes!«, lachte ich. »Frankie geht es gut?«
    »Bei dem Blitzschlag ist sie durchgedreht«, sagte Dan. »Ich dachte, sie würde dich mit Schlamm begraben, ehe ich an dich rankomme.«
    »Arme Frankie.«
    »Es war für uns alle kein Zuckerschlecken«, meinte er mit nun endlich ernster Miene. »Zuerst dachte ich, du wärst tot, deine Atmung war so flach, dass ich sie kaum wahrnehmen konnte, und die Hunde haben verrückt gespielt. Es hat immer heftiger geregnet, während ich versucht habe, deinen Puls zu finden, und du schienst so kalt zu werden. Am Ende habe ich dich einfach hochgehoben, auf die Hinterbank meines Wagens verfrachtet, in die Hundedecke gewickelt, die Hunde hinten reingescheucht und bin dann in einem Höllentempo ins nächste Krankenhaus gefahren.«
    »Tut mir leid. Das muss schrecklich für dich gewesen sein.«
    »Weißt du, was mir in den Sinn kam, als ich dich hierhergefahren habe? Nicht, in welches Schlamassel ich geraten könnte, wenn ich hier mit der Leiche einer Unbekannten in meinem Auto auftauche, sondern wie fürchterlich es wäre, dich nie mehr lachen zu hören.«
    Ich sah ihn skeptisch an und suchte noch krampfhaft nach einer passenden Antwort, als er den Stuhl zurückschob und aufsprang.
    »Hey, ich organisiere mal eine Vase, einverstanden?«
    Er schnappte sich die Blumen und stürmte in solch einer Geschwindigkeit aus dem Zimmer, dass ich befürchtete, er werde auf dem glänzenden Linoleumboden ausrutschen.
    Als ich mich zurücklegte, überlief mich ein Schauer, der absolut nichts mit dem Blitzschlag zu tun hatte.
    Dan blieb eine Weile verschwunden, und gerade dachte ich, er habe das Krankenhaus verlassen, als er mit den Blumen, aber immer noch ohne Vase wieder auftauchte.
    »Ich habe mit dem Pfleger gesprochen«, sagte er und legte die Blumen auf meinem Nachtkasten ab. »Er meinte, du könntest heimgehen, sobald du dafür bereit bist. Er kommt jeden Moment und hilft dir.«
    Er deutete auf die Blumen. »Die können wir genauso gut mit heimnehmen.«
    Das Wort »wir« verursachte

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