Mein Tag ist deine Nacht
nicht so ein besorgtes Gesicht«, meinte er unbekümmert. »Ich bin ganz harmlos, Ehrenwort!«
Es gab wenig Verkehr an diesem Sonntag, und bald schon verließen wir die Stadt und fuhren durch hügeliges Land. Ich starrte auf die vertraute Landschaft hinaus; die grünen Downs, die Bäume, die sich rotgolden und braun zu färben begannen.
»Mein Auto steht dort drüben am Haupteingang.«
Dan lenkte seinen Wagen die kurze Strecke dorthin, wo mein kleiner blauer Fiesta unauffällig zwischen etlichen anderen Autos geparkt war.
»Bist du dir sicher, dass du nicht lieber von mir heimgebracht werden möchtest?« Er stellte den Motor ab. »Hältst du dich überhaupt für fahrtüchtig?«
»Das ist sehr lieb von dir. Aber gerade fühle ich mich gut und möchte einfach nur mit Frankie nach Hause und meine Wunden lecken, sozusagen.«
Dan öffnete seine Tür, ging um den Shogun herum und ließ Frankie aus dem Kofferraum. Sie kam zu mir gesprungen, während ich mich mühsam aufrichtete, und dann nahm ich sie am Halsband und marschierte mit ihr zum Auto. Sie sprang auf den Rücksitz, setzte sich und sah mich erwartungsvoll an, als ich die Spuckschüssel auf den Beifahrersitz warf.
Dan war mir gefolgt und brachte mir die Blumen.
»Sie sind wunderschön. Vielen Dank für alles.«
»Hier, meine Telefonnummer«, meinte er und drückte mir einen Zettel in die Hand. »Bitte ruf mich an, wenn du etwas brauchst, oder lass mich einfach wissen, dass es dir gutgeht, ja?«
»Mache ich. Danke.«
Er verweilte noch immer, bis ich einstieg. Obgleich der Fiesta bei dem Unwetter seit dem Vortag draußen gestanden hatte, sprang er unverzüglich an.
Ich kurbelte das Fenster herunter.
»Tschau!«, rief ich und fuhr los, ließ ihn mit zum Abschied erhobener Hand zurück.
Typisch, dachte ich trocken, als ich meinen Wagen auf die Straße manövrierte. Seit zwei Jahren hatte ich keinen richtigen Freund mehr gehabt, teils, weil ich mir sagte, bei meinem hektischen Zeitplan und den endlosen Stunden in der Rechtsanwaltskanzlei hätte ich keine Zeit für die Liebe, und teils, weil der letzte Mann in meinem Leben sich als Fremdgänger und Lügner entpuppt hatte. Es war fast so, als hätte sich mein Herz davor geschützt, sich zu verlieben. Jedes Mal, wenn ich einen attraktiven Mann kennenlernte, fand ich einen Grund, nicht mit ihm auszugehen. Ich hatte keine Zeit; er sah ohnehin nicht
so
gut aus; er war verheiratet, oder eine in meiner Clique mochte ihn auch. Natürlich verbrachte ich Abende in männlicher Gesellschaft, wenn meine Freundinnen und ich in Clubs gingen, aber keiner von ihnen schien es mir wert, mein Herz zu öffnen. Bislang jedenfalls nicht.
Ich stellte mir Dan vor, wie ich ihn oben auf den Downs und dann wieder im Krankenhaus kennengelernt hatte, und ich lächelte kläglich. Endlich war ich auf jemanden gestoßen, bei dem es sich lohnte, nicht länger auf der Hut zu sein und Zeit zu investieren … ausgerechnet jetzt, wo ich körperlich angeschlagen war und mit verwirrenden Bildern und eigenartigen Träumen kämpfte.
Ich schüttelte frustriert den Kopf und bog in die Parkbucht vor meiner Wohnung ein. Diese war noch genau so, wie ich sie tags zuvor verlassen hatte, als ich mit Frankie zu ihrem extra langen Samstagnachmittagsspaziergang aufgebrochen war. Nichts in Unordnung im Wohnzimmer mit seiner Fülle an Topfpflanzen und herumliegenden Büchern. Kein Zeichen von Eindringlingen im Schlafzimmer, wo mehrere meiner Schuhpaare an der Wand aufgereiht standen. Die Küche war so unaufgeräumt, wie ich sie verlassen hatte. Das abgewaschene Geschirr vom Vortag stand noch im Abtropfkorb, und Frankies Schüssel mit Hundekeksen verbreitete in dem kleinen Raum den Geruch einer Fleisch- und Knochenmahlzeit.
Ich stellte die Blumen in eine Vase, bereitete mir eine kleine Mahlzeit aus Rühreiern auf Toast und sank dann in einen Sessel, um sie auf dem Schoß zu essen. Plötzlich merkte ich, wie erschöpft ich war. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es fast halb zwei Uhr nachmittags war. Ich brauchte ein, zwei Minuten, um Jeans und Pulli gegen einen gemütlichen Jogginganzug auszutauschen. Frankie lag zu meinen Füßen ausgestreckt auf dem Teppich und schnarchte leise. Ich rollte mich in dem Sessel zusammen und nickte ein.
Ich wachte auf, weil ich an der Hand gezogen wurde, und bewegte mich leicht.
»Schon gut, Lauren«, sagte jemand. »Ich klemme nur den Tropf ab. Die Kochsalzlösung ist alle.«
Mühsam öffnete ich die Augen, doch ich sah
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