Mein Traum wohnt nebenan
„Und wenn ich nicht sicher wäre, dass Sie der Beste für Cybil sind, hätte ich Sie nicht in ihre Nähe gelassen, das kann ich Ihnen versprechen.“
Ärgerlich stand Preston auf. „Sie haben mich sogar in ihre Nähe gelockt, Mr. MacGregor. Direkt vor ihre Wohnungstür. Und das unter dem Vorwand, mir einen Gefallen zu tun.“
„Ich habe Ihnen den größten Gefallen Ihres Lebens getan, mein Junge, und Sie sollten mir dafür danken, anstatt mich mit Blicken töten zu wollen.“
„Ich weiß nicht, wie der Rest Ihre Familie und Ihrer Bekannten damit umgeht, wie Sie sich in ihr Leben einmischen, aber ich für meinen Teil kann darauf verzichten“, entgegnete Preston scharf.
„Das bezweifle ich“, widersprach Daniel laut. „Sonst würden Sie nämlich nicht mehr um etwas trauern, das längst vorbei ist – oder nie richtig da war –, anstatt das zu ergreifen, was sich Ihnen jetzt bietet.“
Prestons hitziger Blick wurde eisig. „Das geht nur mich etwas an.“
„In über neunzig Jahren auf dieser Welt habe ich gelernt, Menschen zu beobachten und sie zu durchschauen. Sie sind vielleicht noch zu jung oder zu stur, um es zu begreifen, McQuinn. Aber glauben Sie mir, Sie und Cybil sind das ideale Paar. Sie ergänzen einander perfekt.“
„Da täuschen Sie sich.“
„Hah! Das tue ich nicht. Das Mädchen hätte Sie nicht in dieses Haus eingeladen, wenn es nicht längst in Sie verliebt wäre. Und Sie wären nicht gekommen, wenn Sie nicht auch in sie verliebt wären.“
Da wird er blass, dachte Daniel und lehnte sich zufrieden zurück. Manchen Menschen machte die Liebe Angst.
„Sie haben sich verrechnet“, entgegnete Preston leise, während in ihm etwas rebellierte. „Das zwischen Cybil und mir hat mit Liebe nichts zu tun. Und wenn ich ihr wehtun sollte, tragen Sie einen Teil der Schuld daran.“
Preston marschierte hinaus und ließ Daniel allein zurück. Der lächelte zufrieden. Wenn der Junge endlich aufhörte, wie ein Fisch an der Angel zu zappeln, und Cybil glücklich machte … Wessen Verdienst wäre das, wenn nicht das von Daniel MacGregor?
Lachend zog der alte Mann an seiner Zigarre.
Cybil bedauerte, dass der Ausflug nach Hyannis Preston in so gereizte Stimmung versetzt hatte. Eine Stimmung, die sich selbst in der einen Woche seit der Rückkehr nach New York nicht verbessert hatte.
Er war ein schwieriger Mann. Das akzeptierte sie. Und jetzt, da sie wusste, was er durchgemacht hatte, verstand sie es sogar.
Er würde lange brauchen, bis er wieder vertrauen konnte.
Und sie konnte warten.
Aber es tat weh, wenn er sich allzu schnell von ihr abwandte, sich hinter seiner Arbeit verbarrikadierte oder allein lange Spaziergänge unternahm.
Das Zeichnen half ihr, diese Situation zu ertragen. Inzwischen erforderte ihre eigene Arbeit mehr Zeit und Energie. Die Besprechung, die kurz vor dem Ausflug nach Hyannis stattgefunden hatte, war ein entscheidender Wendepunkt gewesen. Aber das hatte sie niemandem erzählt. Nicht einmal Preston.
Reiner Aberglaube, dachte sie, als sie jetzt vor dem Haus aus dem Taxi stieg. Sie hatte nicht darüber sprechen wollen, bevor alles unter Dach und Fach war. Jetzt war es das, und sie konnte es kaum abwarten, allen davon zu erzählen.
Vielleicht würde sie eine Party geben, um ihren Erfolg zu feiern. Mit Champagner und Luftballons, Pizza und Kaviar.
Fröhlich lief sie die Treppe hinauf.
Aber erst musste sie es Preston sagen.
Mit beiden Händen trommelte sie rhythmisch an seine Tür. Das hier konnte nicht warten. Er würde es verstehen.
Sie würden sich einen kleinen Schwips antrinken, aus gelassen sein und mitten am helllichten Tag miteinander schlafen.
Als er öffnete, strahlte sie ihn an.
„Hi, ich bin gerade erst zurück. Du wirst es nicht glauben.“
Er war unrasiert, sah zerzaust aus und fühlte sich offenbar gestört. „Ich arbeite, Cybil.“
„Ich weiß. Tut mir Leid. Aber ich platze, wenn ich es noch länger für mich behalten muss.“ Sie strich über seine Wangen. „Du siehst aus, als könntest du eine Pause gebrauchen.“
„Ich bin mittendrin“, begann er, aber sie sprach schon weiter.
„Ich wette, du hast noch nicht gegessen. Was hältst du davon, wenn ich dir ein Sandwich macht, und dann …“
„Ich will kein Sandwich. Ich will arbeiten.“
„Na gut, vergiss das Sandwich. Du meine Güte, McQuinn, hier ist es ja so dunkel wie in einer Höhle.“ Sie eilte ans Fenster, um die Vorhänge aufzuziehen.
„Verdammt noch mal, lass das,
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