Mein ungezähmtes Herz
Tregarth, Earl of Crowhurst, bereitstanden, um ihn bei seiner Mission zu begleiten. Die Herren waren ganz in der Nähe untergebracht und würden weiterhin jeden Abend im Gasthaus vorbeischauen, um zu sehen, ob er angekommen sei.
Beruhigt, dass er weiterreisen und bald wieder in Aktion sein würde, faltete Del den Brief zusammen und steckte ihn in seinen Mantel, dann öffnete er milde interessiert das zweite Schreiben. Er kannte die Handschrift und vermutete, dass seine Tanten nur geschrieben hatten, um ihn in der Heimat willkommen zu heißen und zu erfahren, ob er sofort nach Norden reiten würde, zu dem vom Vater ererbten Haus in Middleton on the Wolds in Humberside, in dem seine Tanten lebten.
Noch während Del die Seiten überflog, die von der spinnwebfeinen Schrift seiner älteren Tante überzogen waren, formulierte er in Gedanken seine Antwort – eine kurze Nachricht, in denen er seinen Tanten mitteilte, dass er gelandet war und zu ihnen kommen würde, von Geschäften allerdings noch etwa eine Woche aufgehalten werden könnte.
Als er die Begrüßung seiner Tante las, gefolgt von begeisterten,
geradezu enthusiastischen Willkommensworten, lächelte er und las weiter.
Doch schon gegen Ende der ersten Seite war ihm das Lächeln wieder vergangen. Del legte das Blatt auf den Tisch, entzifferte den Rest, warf die zweite Seite auf die erste und fluchte leise, aber ausgiebig.
Nachdem er die beiden Briefbögen mehrere Minuten lang angestarrt hatte, schnappte er sie, stopfte sie im Aufstehen in seine Tasche und kehrte zurück ins Foyer.
Bowden hörte ihn kommen und stürzte eilfertig aus dem Büro hinter der Theke.
»Kann ich helfen, Colonel?«
»Angeblich ist vor ein paar Wochen eine junge Dame, eine Miss Duncannon, hier abgestiegen.«
Bowden grinste breit.
»In der Tat, Sir. Das hatte ich vergessen – sie hat auch nach Ihnen gefragt.«
»Soso. Ich nehme an, sie ist bereits weitergereist?«
»O nein, Sir. Ihr Schiff war ebenfalls verspätet. Sie ist erst letzte Woche eingetroffen. Sie war sehr erleichtert zu erfahren, dass Sie auch aufgehalten wurden. Sie ist immer noch da und wartet auf Ihre Ankunft.«
»Ah ja«, Del zwang sich, keine Grimasse zu schneiden und begann zu überlegen.
»Vielleicht könnten Sie ihr ausrichten, dass ich eingetrudelt bin, und sie gern einen Augenblick sprechen würde.«
Bowden schüttelte den Kopf.
»Im Moment leider nicht – die Dame ist ausgegangen und hat ihre Zofe mitgenommen. Aber ich kann es ihr sagen, sobald sie zurückkehrt.«
Del verneigte sich.
»Vielen Dank.« Dann fragte er zögernd:
»Haben Sie vielleicht einen Gesellschaftsraum, den ich für private Zwecke mieten könnte?« Irgendein Zimmer, in dem er mit seiner unerwarteten Schutzbefohlenen darüber sprechen konnte, wie es weitergehen sollte.
»Tut mir leid, Sir, aber augenblicklich sind all diese Zimmer vergeben.« Bowden zögerte, dann fuhr er fort:
»Aber das vordere ist von Miss Duncannon selbst belegt worden – vielleicht könnten Sie, da die Dame ja offensichtlich mit Ihnen sprechen möchte, dort auf sie warten.«
»Eine großartige Idee«, entgegnete Del trocken.
»Außerdem brauche ich eine Kutsche.«
Doch wieder schüttelte Bowden den Kopf.
»Ich würde Ihnen ja gern behilflich sein, Colonel, aber so kurz vor Weihnachten sind all unsere Kutschen vermietet. Miss Duncannon hat die letzte bekommen.«
»Was für ein Zufall«, murmelte Del, »für sie wollte ich den Wagen.«
»Na dann«, sagte Bowden grinsend, »ist ja alles in bester Ordnung.«
»Stimmt.« Del deutete auf das Zimmer rechts vom Foyer.
»Ist das das vordere Zimmer?«
»Aye, Sir, gehen Sie nur hinein.«
Del trat ein und schloss die Tür hinter sich.
Das ruhige Zimmer mit seinen weiß verputzten Wänden und den schweren hölzernen Deckenbalken war weder zu klein noch zu groß und konnte mit einem der breiten Erkerfenster auftrumpfen, die auf die Straße hinausschauten. Die Möbel waren rustikal, aber gemütlich, und die beiden chintzbezogenen
Armsessel gut bestückt mit dicken Kissen. Ein hochglanzpolierter runder Tisch mit vier Stühlen ringsherum und einer großen Lampe obenauf stand mitten im Raum, und im Kamin ein brannte ein knisterndes Feuer, das wohltuende Wärme verbreitete.
Als Del näher an den Kamin herantrat, fielen ihm die drei Aquarelle über dem Kaminsims auf. Sie zeigten Landschaften mit grünen Wiesen und Weiden, üppigen Feldern und dicht belaubten Bäumen unter einem pastellblauen Himmel mit flauschigen
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