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Mein ungezähmtes Herz

Mein ungezähmtes Herz

Titel: Mein ungezähmtes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sofort von Bord zu gehen.
    Dels Bursche selbst, der einzige Engländer unter seinen Bediensteten – klein, drahtig, blitzgescheit und so frech, wie es nur ein echter Cockney sein konnte – stand bereits an der Hauptreling, dort, wo der Landesteg ausfahren würde, und unterhielt sich angeregt mit ein paar Seeleuten. Cobby würde als einer der Ersten an Land gehen, die unmittelbare Umgebung erkunden und dann, falls alles klar war, Mustaf das Zeichen geben, die Frauen von Bord zu bringen.
    Del würde die Nachhut bilden und die anderen, sobald sie sich auf dem Kai versammelt hatten, ohne Umwege über die High Street zum Dolphin Inn führen.
    Der Zufall wollte es, dass Wolverstone genau das Gasthaus für sie ausgesucht hatte, in dem Del sich immer einquartierte, wenn er durch Southampton kam. Allerdings war er seit Jahren nicht mehr dort gewesen, das letzte Mal, als er sich Ende 1815 nach Indien eingeschifft hatte, vor etwas mehr als sieben Jahren.
    Es schien ihm viel länger her zu sein.

    Er war ziemlich sicher, dass er um mehr als sieben Jahre gealtert war, wobei die letzten neun Monate, in denen sie die Schwarze Kobra gejagt hatten, die anstrengendsten gewesen waren. Er kam sich verbraucht vor.
    Und jedes Mal, wenn er an James MacFarlane dachte, fühlte er sich vollkommen hilflos.
    Als Del die zunehmende Unruhe weiter unten sah, die veränderte Stimme des Bootsmanns hörte und den leichten Stoß spürte, mit dem die Polster am Schiffsrumpf auf den Kai auftrafen, schüttelte er die Gedanken an die Vergangenheit ab und richtete seine Aufmerksamkeit entschlossen auf die unmittelbare Zukunft.
    Matrosen sprangen an Land, um das Schiff mit dicken Seilen an den Spillen zu vertäuen. Das laute Rattern und Platschen, mit dem der Anker fiel, und das anschließende Quietschen und Scheppern, als die Reling geöffnet und der Landesteg angelegt wurde, veranlassten Del, zur Treppe zu gehen, die aufs Hauptdeck führte.
    Unten angekommen sah er Cobby gerade noch von Bord gehen.
    Diesmal musste sein Bursche nicht einfach nur nach Menschen mit dunkler Hautfarbe Ausschau halten. Southampton war einer der geschäftigsten Häfen der Welt, und auf den Schiffen arbeiteten unzählige Inder und andere Dunkelhäutige. Doch Cobby wusste, worauf zu achten war – ob irgendjemand sie auffällig unauffällig beobachtete. Falls irgendwelche Sektenmitglieder einen Hinterhalt geplant hatten, würde Cobby sie finden.
    Wahrscheinlicher aber war es, dass die Meuchelmörder nur zusahen und abwarteten – sie zogen es vor, in einer ruhigeren
Umgebung zuzuschlagen, wo sie nach dem Anschlag besser flüchten konnten.
    Del schlenderte über das Deck und stellte sich zu seinen Bediensteten. Mustaf nickte ihm kurz zu, dann spähte er weiter in die wartende Menschenmenge; er war Sowar gewesen – Soldat in der Kavallerie – bis eine Knieverletzung ihn gezwungen hatte, seinen Abschied einzureichen. Ansonsten behinderte die Verletzung ihn nicht sonderlich; in einem Kampf stand er nach wie vor seinen Mann.
    Auch Alia nickte knapp, ehe sie den scheuen Blick wieder auf die jungen Matrosen richtete, die kreuz und quer übers Deck liefen.
    Amaya sah mit glänzenden braunen Augen zu ihm auf.
    »Es ist sehr kalt hier, Colonel-Sahib. Kälter als im Hause meines Cousins, wenn es Winter ist in Simla. Ich bin sehr, sehr froh, dass ich diese Schals gekauft habe in Kaschmir. Die sind genau richtig.«
    Del lächelte. Amaya und auch Alia hatten sich in dicke Wollschals eingemummelt.
    »Wenn wir durch eine größere Stadt kommen, kaufen wir euch englische Wintermäntel. Und Handschuhe dazu. Die halten den Wind ab.«
    » Ai , ja – der Wind, er ist wie ein Messer. Jetzt verstehe ich diese Redewendung.« Amaya nickte und faltete die rundlichen Hände im Schoß, auf einer Seite lugten unter den Schals dünne goldene Armringe hervor.
    Trotz ihres freundlichen Gesichts und ihrer matronenhaften Ausstrahlung war Amaya klug und aufmerksam. Und Alia war sehr folgsam, egal von wem sie ihre Befehle erhielt. Wenn nötig, funktionierte ihre kleine Gruppe wie eine Einheit,
deshalb machte Del sich keine allzu großen Sorgen, dass Amaya und Alia dazugehörten, auch wenn der gefährlichste Abschnitt ihrer Reise noch bevorstand.
    Trotzdem wollte er angesichts der Rachsucht der Schwarzen Kobra nicht das Risiko eingehen, die Frauen irgendwo allein zu lassen, nicht einmal unter Mustafs Schutz. Er traute es der Sekte durchaus zu, dass sie seinen Haushalt auslöschte, um ihn damit zu treffen, nur um

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