Mein Wahlkampf (German Edition)
zumindest mal ein neuer Ansatz. Frau Merkel, als Bundeskanzlerin ist man weit weg vom Volk. Bekommen Sie überhaupt noch mit, was die Leute von der Politik erwarten?
Merkel: Ich lasse mir von meinem Mann täglich berichten, wie in der Shisha-Bar oder beim Späti über mich geredet wird, denn da hängt er ja den ganzen Tag ab. Seine Erkenntnisse setze ich um in mehrheitsfähige Politik für die Menschen in ihrer realen Lebenssituation.
Brüderle: Hahaha, bingo, ischgeb Ihne mei Tanzkadde.
Gysi: Dazu müssten Sie mit eigenen Positionen auftreten, Frau Merkel, mit Positionen, die den kleinen Leuten weiterhelfen, die beim Späti ihre Stütze versaufen. Und als zum Beispiel die Bankenkrise aufkam, haben Sie durch Untätigkeit geglänzt. Wenn man die Buchstaben des Wortes «Bundeskanzlerin» umstellt, dann kommt «Bankzinsenluder» dabei heraus.
Merkel: Das freut mich für Sie. Wenn man Ihren Namen permutiert, kommt nämlich gar nichts dabei raus. Nur Gebrabbel: «Gryegrosgi»!
Ich: Wenn man «Peer Steinbrück» umstellt, kommt «Bücken, Priester!» dabei raus, und das sollte uns vielleicht zu denken geben.
Brüderle: Hahaha, dessis sehrgudd, desswerdesch der Stern -Journalissdinn erzählln, chrrrwfm, hehe.
Ich: Und mit Ihrem Namen kann man das Wort «Laberrunden-Irrer» bilden, Herr Brüderle.
Brüderle: Aaaaahahaha, fandassdisch, Siekönndn Liberalerwerrn, hahaha.
Jauch: Ich versuche mal, die Diskussion wieder ein wenig zu strukturieren. Herr Schmitt, falls Sie gewinnen – wie wollen Sie überhaupt regieren? Sie haben weder ein tragfähiges Programm noch ein Schattenkabinett, geschweige denn einen Koalitionspartner.
Ich: Überlassen Sie das mal mir! Ich kann Ihnen verraten: Meine Partei hat Mittel und Wege, in Deutschland an die Macht zu kommen und an der Macht zu bleiben. Wenn es so weit ist, werden Sie schon noch sehen!
Okay, das war ein Bluff, aber im Prinzip habe ich recht, und ohne Bluffen geht es nun mal nicht. Immerhin kann ich das mittlerweile ganz gut.
Überhaupt: Ich hätte nie gedacht, was die Politik mal aus mir machen würde. Zwar war ich schon immer politisch engagiert – vor allem für mich selbst, schließlich kannte ich meine Sorgen und Bedürfnisse von allen am besten –, doch führte ich ein normales, unspektakuläres Leben. Ich hatte alles, was ein Mann braucht: Tagesfreizeit, einen guten Ruf und eine Frau mit einem noch besser bezahlten Beruf. Bis die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative, kurz: Die PARTEI, beschloss, dass ich Spitzenpolitiker werden sollte. Okay, dachte ich, kann man ja mal machen. Dann ging alles rasend schnell. Als Mensch stieg ich in die Maschinerie eines modernen Medienwahlkampfs ein – und endete als Politiker. Der unerbittliche Kampf um Macht und Stimmen lässt keinen unschuldig zurück. Politik ist ein schmutziges Geschäft und Kommunalpolitik, mit der ich meine Karriere begann, das schmutzigste von allen.
Aber wissen Sie, was? Ich finde das geil. Das kickt, sage ich Ihnen! Denn jetzt weiß ich, wie man Wahlen wirklich gewinnen kann. Und wenn ich gewonnen habe, dann kriege ich auch mein restliches Leben wieder in den Griff.
Doch bei Jauch fallen sie erst mal alle über mich her.
Jauch: Herr Schmitt – sind Sie überhaupt ein richtiger Politiker?
Ich: Absolut! Lange Zeit wollte ich es gar nicht wahrhaben, aber heute stehe ich dazu. Wissen Sie, ich war noch ziemlich jung, als ich zum Politiker geworden bin. Es war viel Alkohol im Spiel, und an den Namen des Mannes, der mich mit dem Politik-Virus infizierte, kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber selbst wenn er mir noch einfiele, ich würde demjenigen keinen Vorwurf machen – da gehören ja immer zwei dazu. Seit ich weiß, dass ich Politiker bin, lebe ich viel bewusster. Als ich das dann auch meinen Freunden und meiner Familie erzählte, waren die Reaktionen wirklich phantastisch, ich habe viel Zuspruch erfahren, Rückhalt und Unterstützung.
Jauch: Kritiker werfen Ihnen vor, dass Sie keinerlei politische Erfahrung haben.
Ich: Meine Kritiker sind durchweg krasse Honks, das kann ich Ihnen versichern. Mein Berater Machiavelli hat gesagt: «Man muss die Menschen entweder mit Freundlichkeit behandeln oder unschädlich machen.» Wen ich genau unschädlich mache, das lasse ich gerade durch sehr preiswerte Berater klären. Wissen Sie, ich habe schon eine lange Politikerlaufbahn hinter mir. Vor fünfundzwanzig Jahren habe ich das erste Mal kandidiert, seitdem konnte ich
Weitere Kostenlose Bücher