Mein Weg zum Herzkind
Zeitpunkt des Ganges zum Notar bestimmen und dabei behilflich sein, den Abschluss schnell zu vollziehen.
Wenn Sie endlich den richterlichen Beschluss in den Händen halten und der Name Ihres Kindes dort schwarz auf weiß steht, dann haben Sie es geschafft. Freuen Sie sich von ganzem Herzen! Es darf gefeiert werden! Sie sind hochoffiziell Eltern Ihres Kindes.
Die Begegnung – Bauchmama und Herzmama treffen sich
Telefoniert hatten wir schon öfter miteinander. Über Gott und die Welt gequatscht wie alte Freundinnen. Da war diese Sympathie füreinander, schon von der ersten Sekunde an. Marianne und ich hatten uns gern. Gesehen hatten wir uns bis zu diesem Tag im Juni noch nie. Aber seit wir das erste Mal telefoniert hatten, häuften sich unsere Anrufe. Wir schickten uns Kurzmitteilungen und zeigten einander, dass wir an den anderen dachten.
Marianne kommt aus dem Osten Deutschlands und lebt mit ihren drei Kindern an der Armutsgrenze. Sie bemüht sich, als alleinerziehende Mutter gut für ihre Kinder zu sorgen und trotz ihrer finanziellen Schwierigkeiten alles für ihre Kinder zu geben. Sie ist ein liebevoller Mensch.
Ich bin in einem Unternehmerhaushalt aufgewachsen. Aus einem Familienbetrieb wuchs ein mittelständisches Unternehmen. Zwei wichtige Themen gab es in meiner Kindheit: die Familie und die Firma. Alles floss ineinander. Meine Eltern lehrten mich, selbstständig zu werden und an meine Ziele zu glauben. Irgendwie hatte ich bei allen Tiefs doch immer ein Leben auf der Sonnenseite. Ich musste noch nie hungern, und auch sonstigen Mangel habe ich nur bedingt erlebt. Am Ende ist sowieso alles relativ und es ist viel schöner, den Menschen ins Herz schauen zu können. Nicht nur auf ihr großes Auto und die tolle Wohnung.
Dass ich die Mutter meines Sohnes eines Tages kennenlernen wollte, hatte ich bereits im Jugendamt angekündigt. Ich wusste von Anfang an, dass mir die Geschichte meiner Herzkinder wichtig war, dass ich niemanden ausschließen wollte und dass es eine leibliche Mutter gab. Klar fühle ich mich als Mama meiner Kinder. Ich versorge sie, ich halte ihre Hand, wenn es ihnen schlecht geht. Ich habe Spaß mit ihnen und ich versuche nach bestem Wissen und Gewissen zwei starke, selbstständige und liebenswerte Menschen aus ihnen zu machen. Dennoch ist mir immer bewusst, dass andere Frauen sie geboren haben, sie auch lieben – auf ihre Art. Sie sind ihre richtigen Mütter.
Ich mag den Ausdruck »richtige Mutter« nicht besonders, überhaupt sind die Wortfindungen für die Familienkonstellation, die wir Adoptiveltern haben, oft ausgrenzend und schwierig. Wo wir doch einladend sind und unsere Arme öffnen für unsere Kinder und ihre Geschichte. Aber zur Erklärung müssen wir eben manchmal mit dem einen oder anderen komischen Wort leben. Unsere Kinder müssen das ja leider auch.
Jetzt kannte ich schon Mariannes Stimme. Ein paar Fotos ihrer Kinder – der Halbgeschwister von Tyee – und ihr Gesicht von Bildern. Revanchiert hatte ich mich mit tollen Aufnahmen der Kids und einem Exemplar meines Buches »Herzmama«. Wir näherten uns an. Stück für Stück. Meinen ersten Brief hatte ich Marianne, direkt nachdem Tyee bei uns eingezogen war, über das Jugendamt gesendet. Etwa drei Monate später hatte ich erneut auf dem schriftlichen Weg über die Sozialarbeiter Kontakt zu ihr gesucht. Dann war erst mal Ruhe. Anfang 2009 habe ich wieder einen Brief an Marianne geschickt und sie darin meine
Mobilfunknummer wissen lassen. Ihre Antwort kam schnell – auch schriftlich und mit dem Angebot, dass ich den ersten Telefonversuch starten könnte. Ihre Mobilfunknummer hatte sie mir notiert.
Im Mai 2009 führten wir dann das erste Telefongespräch. Wir waren neugierig aufeinander und sprachen eine gefühlte Ewigkeit über alles, was unser Herz bewegte. Gespannt wie der kleine Mann reagieren würde und voller Vorfreude planten wir unser Treffen. Tyee war damals erst zarte zwei Jahre. Er verstand sicher noch nicht, worum es ging, also erzählte ich ihm gar keine großen Geschichten. Ich war trotzdem gespannt, ob er Marianne erkennen würde, sie irgendwie besonders wahrnehmen würde. Vielleicht gab es eine spezielle Verbindung, die man erkennen könnte. Mir war aber klar, dass Tyee erst einmal Marianne als eine Freundin kennenlernen sollte. Ich wollte mein Kind nicht verwirren, aber zunächst einmal wollte ich unbedingt eine Selbstverständlichkeit in der Beziehung zwischen uns und Mariannes Familie wachsen lassen.
Ich
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