Mein Weg zum Herzkind
ungeahnte Kräfte in Ihnen wach, und Sie werden Ihr Kinderzimmer sicherlich schnell genug
und wundervoll eingerichtet bekommen. Manchmal erfahren Sie auch vor der Entbindung von der Vermittlung Ihres Kindes, dann haben Sie ein wenig mehr Zeit für Ihre Planungen. Wenn Sie Ihr Kind dann schließlich in den Armen halten, haben Sie einen Meilenstein geschafft.
Nun geht es an die Formalitäten. Sie werden eine Bescheinigung des Jugendamtes erhalten, dass Sie die Adoptiveltern sind. Die Adoptionspflegezeit hat begonnen. Geburtsurkunden und andere Dokumente werden Ihnen über die jeweiligen Ämter ausgehändigt. Ihre Bescheinigung dient Ihnen natürlich auch als Hilfe, um überall Ihre Elternschaft zu dokumentieren. Sie können Ihr Kind versichern, bei Ihrer Gemeinde anmelden und sich als Eltern fühlen. Allerdings wird Ihr Kind noch den Geburtsnamen der leiblichen Mutter tragen. Und auch Vor- und Rufname wird, wenn Sie es nicht vorher anders vereinbart haben, noch von der abgebenden Seite sein, da dieser meistens direkt im Krankenhaus zu den Akten kommt. In manchen Fällen gibt es Absprachemöglichkeiten über Ihre Sozialarbeiter, sodass der von Ihnen gewählte Vorname bereits notiert wird. Ich habe meinen Kindern Ihre Namen selbst geben dürfen, habe aber die leiblichen Mütter um einen Namen gebeten, den meine Kinder als Drittnamen tragen. So haben sie einen Teil ihrer Wurzeln auch in ihrem Namen.
Wenn Sie sich mit dem Papierkram arrangiert haben, haben Sie wieder einen wichtigen Schritt geschafft. Denken Sie bitte immer an die Vorsorgeuntersuchungen und ärgern Sie sich nicht, wenn die Leute bei Ihrem Hausarzt komisch schauen, weil Sie anders heißen als Ihr Kind. Das kommt in den besten Familien vor. In der Adoptionspflegezeit spielt der Vormund Ihres
Kindes eine wichtige Rolle. Bei entscheidenden Fragen zu Ihrem Kind möchte dieser mit einbezogen werden. Streben Sie eine Taufe Ihres Kindes an, muss Ihr Kind stationär behandelt werden, oder planen Sie einen Auslandsurlaub und benötigen einen Pass dafür? In allen diesen Fällen ist es wichtig, das Okay Ihres Vormundes einzuholen – eine Tatsache, die einem persönlich bisweilen ein Gefühl von Inkompetenz als Eltern vermittelt. Sie haben lange gekämpft und nun Ihr Kind in den Armen und doch sind Sie nicht voll mündig. Denken Sie einfach daran, es ist zum Schutz Ihres Schatzes, und es geht vorbei. Eine »Willkommenskontrolle« werden Sie genauso erleben wie eine »Abschlusskontrolle«. Die Sozialarbeiter und der Vormund müssen sich von der gewachsenen Bindung und der ordentlichen Pflege Ihres Kindes überzeugen und dies am Ende des Prozederes schriftlich dokumentieren.
Es ist wichtig, dass Sie Ihre Adoptionspflegezeit möglichst ohne größere Probleme und Veränderungen in Ihrer Familie überstehen. Eine Trennung bei Paaren könnte zu Problemen führen, nicht zuletzt kann diese auch die Wegnahme des Kindes bedeuten, weil sich die Rahmenbedingungen damit gravierend geändert hätten. Selbst der Tod eines Partners in der Adoptionspflegezeit wäre ein kritischer Punkt. Es gibt allerdings selbst prominente Beispiele, wo es zum Verlust eines Partners in besagter Adoptionspflegezeit kam. In diesem Fall wurde menschlich entschieden und nicht strikt nach den Gesetzen gehandelt. Ich persönlich halte das für richtig. Denn wenn ein Partner kurz nach der vollzogenen Adoption verstirbt, würde es auch keine Zweifel an der Entscheidung geben.
Ihr letzter Gang ist Ihr Weg zum Notar, der mit Ihnen die nötigen
Papiere ausfüllt und Ihren Antrag auf Adoption bei Gericht stellt. Das Jugendamt wird seinen Abschlussbericht dem ausführenden Richter senden, der auch das Urteil des Vormundes mit einbezieht. Sie werden sich einem Amtsarzt vorstellen und Ihre Gesundheit ein letztes Mal dokumentieren lassen. In manchen Fällen wünscht der Richter ein Einverständnis Ihrer Geschwister, falls Sie welche haben. Im Hinblick auf das Erbrecht kann es nämlich zu kleinen Fragen kommen. Denn wenn Ihr Kind rechtmäßig beurkundet Ihr Kind ist, ist es vor dem Gesetz einem leiblichen Kind gleichgestellt und damit ebenfalls voll erbberechtigt.
Die Urteilsfindung dauert meistens mehrere Wochen, teilweise kann der Prozess mehrere Monate andauern. Anstreben können Sie das Verfahren aber frühestens nach acht reibungslosen Monaten Ihres Kindes bei Ihnen und selbstverständlich erst nachdem die abgebende Seite notariell zugestimmt hat. Ihre Sozialarbeiter werden gemeinsam mit Ihnen den
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