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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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einem Hotel. Er war freundlich. ›Da bist du ja, mein Schatz, komm doch nach Hause, wir haben es doch so schön zusammen, ich hab dir Blumen mitgebracht, und heute Abend sind wir zum Dinner bei Lutz und Heike.‹ Er hat meine Hand genommen, und danach war alles für Wochen wie am Anfang. Ich habe gehofft, es bleibe so. Bis zu dem Morgen, an dem er mich über die Kaffeetasse hinweg angesehen und sein Lid gezuckt hat. ›Wir sollten etwas für deinen Hals tun, Schatz. Die hässlichen Narben gefallen mir gar nicht. Komm doch mit in die Klinik, ich kümmere mich darum.‹ Er hat sich eine Zigarette angezündet und mir den Rauch ins Gesicht geblasen, und ich habe mich keinen Millimeter bewegt.« Sie verstummte, blickte auf ihre Hände.
    »Was hat Ihnen den Mut gegeben, ein drittes Mal zu fliehen?«
    »Es war keine Flucht. Es war Fügung, oder wie immer Sie es nennen wollen. In irgendeiner Zeitung habe ich von einer Busreise gelesen. Weihnachtsmärkte im Elsass und in Freiburg, elfter bis dreizehnter Dezember. Da hat mich die Sehnsucht gepackt. Kennen Sie das? Dieses Bedürfnis nach Friede, Harmonie, nach heiler Welt, das Elend ein paar Tage zurücklassen. Ich hab ihm den Artikel gezeigt und gespielt lieb gesagt: ›Lass uns da hinfahren, Kurt, Freiburg, das ist doch unsere Stadt.‹ Mein Plan hat funktioniert. Er hat mein Kinn angehoben: ›Ich habe Wochenenddienst, das weißt du doch. Aber weil du am Vierzehnten Geburtstag hast, darfst du allein fahren. Und wenn du zurück bist, dann machen wir zwei uns einen besonders schönen Tag. Nur wir beide.‹ Also bin ich gefahren. Ich wollte nicht abhauen. Ich hatte viel zu viel Angst. Während der gesamten Fahrt habe ich aus dem Fenster gestarrt, in den Schneeregen, den der Sturm über die Bäume und Straßen peitschte. In Freiburg hat es geregnet, als wir angekommen sind. Ich bin ausgestiegen, wollte mich nicht der Gruppe anschließen, ich kannte mich ja aus. Also bin ich durch die Stadt gelaufen, auf der Suche nach dem Haus, in dem damals die Party war und wo ich mich in … in dieses Schwein verliebt habe. Ich wollte nachdenken, habe kurz an Flucht gedacht, den Gedanken sofort verworfen, bin gerannt, stehen geblieben, habe gezittert in der Kälte und war wahrscheinlich im Fieber der Erinnerungen.«
    Sie erhob sich und stellte sich in die geöffnete Terrassentür. »Und da stand sie plötzlich vor mir. Klitschnass, dünn und in Sommerkleidern. ›Du bist wieder hier‹, hat sie gesagt. Ich war verwirrt. Ich kannte die Frau ja nicht. ›Ich bring dich nach Hause.‹ Sie hat gelächelt. ›Keiner verfolgt dich mehr, ich habe eine neue Wohnung. Es geht dir bald wieder gut.‹« Sonja Paschek drehte sich zu Ehrlinspiel. »
Geh mit,
hat die Verzweiflung in mir gesagt,
das ist deine Chance.
Und die Vernunft hat dagegengehalten:
Fahr zurück, da stimmt etwas nicht.
Es muss eine Ewigkeit vergangen sein, in der ich da im Regen gestanden habe und Miriam mich angelächelt hat. Ich bin zu keiner Entscheidung gelangt. Dann hat sie sich bei mir untergehakt, und ich bin mitgegangen.«
    »Es war an der Stelle, wo ihre Mutter den Unfall hatte.«
    Sie atmete tief ein und aus. »Ja. In der Nähe des botanischen Gartens in der Habsburgerstraße.«
    »Verstehe.« Ehrlinspiel ging zu ihr. Links zogen sich bewaldete Hügel in das immer schmaler werdende Tal hinunter. Sie endeten dort, wo sich die Landschaft öffnete und der östliche Teil von Freiburg sich auszubreiten begann.
    »In den Tagen darauf hat sie auf mich eingeredet. Immer ›Mama‹ zu mir gesagt. Hat mir von dem Fahrradunfall erzählt, von dem Wachkoma und dass ich zuerst im Krankenhaus war und dann im Pflegeheim. Ich habe geschwiegen, was hätte ich auch sagen sollen? Sie war liebevoll. Und alles war da: Papiere, Kleidung, ein Bett. Meine Narben, die sie dem Unfall zuschrieb. Genauso wie sie mein Schweigen auf eine Amnesie zurückführte.« Sie lachte auf. »Sie hat pausenlos von früher berichtet und mir Bilder gezeigt. Sie lag mir zu Füßen, die neue Identität.«
    »Aber Sie wussten, dass sie schizophren ist? Und dass sie nicht in Behandlung war?« Sonja Paschek war fast dreißig Jahre mit einem Arzt verheiratet, da hatten sie sicherlich auch über psychische Krankheiten gesprochen.
    »Nicht sofort. Erst war sie einfach komisch. Die Bilder, die Engel, die Beterei. Aber dass sie Stimmen hört … das habe ich erst später bemerkt. Am Tag, an dem … Martin gestorben ist. Dann kam das mit diesen Abhöranlagen in der Klinik und

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