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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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gemietet, zunächst für ein halbes Jahr. Ehrlinspiel selbst hatte ihr geraten, nicht in Miriams Wohnung zu bleiben, um vor ihrem Ehemann sicher zu sein. Zwar war sie nicht nur Opfer, doch welcher Straftatbestände sie sich würde verantworten müssen, war noch nicht geklärt.
    »Wie geht es Ihrer Kollegin?«
    Ehrlinspiel brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass sie Hanna meinte. »Sie wird wieder.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Sie war nur vorübergehend hier im Einsatz.«
    »Und Gabriele Hofmann?«
    Ehrlinspiel strich mit den Fingerspitzen über den Flügel eines Engels. Er ähnelte dem Blatt einer krummen, fleischigen Pflanze. »Heute früh habe ich sie besucht. Ich hatte ohnehin in der Klinik zu tun. Doktor Wittke war bei ihr.«
    Aus Hofmanns massigem Körper waren Schläuche geragt, am Bett hingen Urin- und andere Beutel. Wittkes eckige Hand wirkte seltsam grotesk auf Hofmanns dicken Fingern. Die Arzthelferin schlief, und so gingen sie kurz vor die Tür. »Ich mache mir die größten Vorwürfe. Ich hätte viel früher mit ihr sprechen sollen«, sagte er leise und nickte ein paar Krankenschwestern zu, die im Flur vorbeieilten. »Ich bin Mediziner! Ich muss doch helfen!« – »Wird sie es schaffen?«, fragte Ehrlinspiel. Wittke blickte zu Boden. »Ich weiß es nicht. Niemand weiß es. Sie haben sie aus dem künstlichen Koma geholt, aber …« Dann sah er Ehrlinspiel direkt an, und wieder dachte der Hauptkommissar, dass seine Augen fast rechteckig waren und sein Gesicht wie ein gemeißelter Kubus aussah. »Es ist paradox, Herr Ehrlinspiel. Ihr Fettgewebe hat verhindert, dass das Messer ein lebenswichtiges Organ tödlich verletzt hat. Und jetzt gefährden die Probleme, die Übergewicht und Alkoholismus hervorgerufen haben, ihre Genesung. Hoher Blutdruck, Fettleber, beginnende Diabetes.«
    »Sie schwebt noch immer in Lebensgefahr«, sagte Ehrlinspiel zu Sonja Paschek.
    »Vielleicht besuche ich sie. Sie würde sich freuen.« Sie stellte das Parfum zur Seite. Wirkte nachdenklich. »Wie geht es weiter?«
    »Sie kennen Ihre Auflagen: einmal pro Woche bei der Polizei melden. Die Stadt nicht verlassen, nicht ohne Mitteilung an uns. Bis die Ermittlungen abgeschlossen und eventuelle Strafverfahren beendet sind.«
    Sie nickte. Nach ihrer vorläufigen Festnahme hatten Kripo und Staatsanwaltschaft abgewogen: Zwar würde gegen die Frau wegen Strafvereitelung, Nichtanzeigen geplanter Straftaten und Urkundenfälschung ermittelt, auch wenn sie keine Dokumente im eigentlichen Sinne gefälscht, mit diesen aber gelebt hatte. So sah es das Strafgesetzbuch vor. Allerdings waren das weder Kapitalverbrechen, noch hatte sie eine hohe Strafe zu erwarten, erst recht keinen längeren Freiheitsentzug. Die Fluchtgefahr schätzten Lorena Stein und Ehrlinspiel als nicht vorhanden ein. Und so hatte er sie an den Vermieter des Apartments vermittelt.
    »Sie erhalten keine Vergünstigungen im Strafmaß«, sagte Ehrlinspiel. »Sie sind nicht verwandt mit Miriam. Sie haben sie wissentlich gedeckt. Eventuell werden die Misshandlungen durch Ihren Mann zu Ihren Gunsten angerechnet.«
    Sie nahm einen der Engel in die Hand, drehte ihn in den Fingern. »Ich weiß nicht, ob ich sie gedeckt habe.«
    Ehrlinspiel hob die Augenbrauen. Wollte sie ihm etwa schon wieder mit der Amnesie-Nummer kommen? »Sie haben gewusst, dass sie zwei Morde begangen hat.«
    »Sie ist krank. Ich war nicht sicher, ob sie … Menschen getötet hat. Erst nachdem Hilde Wimmer tot war, habe ich es ernsthaft in Erwägung gezogen. Sie war in der Nacht draußen. Ich bin aufgewacht, als sie zurückkam. Die Haustür schlug zu, und ihre Schritte kamen durch den Flur. Vor meiner Tür blieb sie stehen. Bald darauf ging draußen der Trubel los. Polizei und so.«
    »Und Sie haben sie nicht gefragt, was sie mitten in der Nacht draußen zu suchen hatte?«
    »Sie hat mir Schlafmittel in den Tee getan – aber ich habe ihn nicht getrunken. Sie sollte das nicht merken. Sie war besorgt. Sie … sie hat mich wirklich für ihre Mutter gehalten und gedacht, ich sei von dem Unfall so schwach und könne mich als Folge davon an nichts erinnern und –«
    »Und Sie haben das trotz Ihres schrecklichen Verdachts weiter ausgenutzt und die kranke Mama gespielt – denn Sie hatten ein prima Versteck bei ihr gefunden.«
    Sie schloss die Hände fest um den Engel. »Ja.«
    Es war so, wie Freitag und er es vermutet hatten. Eine retrograde, generalisierte Amnesie – die also den kompletten Zeitraum

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