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Meine 500 besten Freunde

Meine 500 besten Freunde

Titel: Meine 500 besten Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Adorján
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unvorteilhaft gesenkt, was ich – hoffentlich schnell genug – korrigieren konnte; beim zweiten Mal lief es besser, und die Kamera setzte direkt auf meinem Gesicht an, ohne sich erneut erst vom Dekolleté herauf zu bemühen. Mein Film, mein erster Kinofilm, war in den Kategorien Bestes Szenenbild und Beste Tongestaltung für einen Preis nominiert. Er bekam beide nicht, was ich verstehen kann. Es ist kein großer Film, und ich hatte auch nur wenige Sätze, die ich immer noch aufsagen könnte, wenn Sie darauf bestünden, doch ich will Sie nicht langweilen, bitte folgen Sie mir zurück ins Treppenhaus, wo mir in diesem Moment eine Frau entgegenkommt, die bis vor Kurzem mein N, be Agentin war. Sie lächelt, nein, strahlt mich riesengroß an. »Henriette«, haucht sie, »wie schön dich zu sehen, toll siehst du aus, schickes Kleid, ist das neu?« Ihre Stimme eine Oktave höher, als sie normalerweise spricht. Ich strahle zurück, zögere, weiß nicht, ob wir uns zur Begrüßung noch küssen, aber da kommt mir schon ihr Gesicht entgegen, das sie an diesem Abend zwischen zwei kronleuchterartigen Ohrringen trägt. Sie riecht pudrig und süß. »Du riechst so gut.« Wie immer ist sie schneller als ich. Und sieht dabei keine Spur falsch aus, ich muss sagen, sie beeindruckt mich. Ich nehme einen großen Schluck von dem Champagner, den mir ein paar Meter zuvor der hübsche Tonassistent in die Hand gedrückt hat, dessen Namen ich seit Jahren kennen sollte, und jetzt ist es zu spät, ihn danach zu fragen. Was für ein Glück, dass ich ihn getroffen habe, inzwischen reicht die Schlange einmal ums Karree.
    Meine frühere Agentin sieht verändert aus, ihre Haare sind heller, und irgendwas hat sie mit ihren Augen gemacht. In ihrer Begleitung ist N., die heute Abend den Preis als Beste Nachwuchsschauspielerin erhalten hat, der Höhepunkt ihrer Biographie, nehme ich an. Ich gratuliere ihr höflich, sie scheint sich zu freuen, wahrscheinlich weiß sie nicht, wer ich bin. Aber das wird sich ändern, meine Damen, Glück kommt in Wellen, und die nächste ist meine, die neue Agentur arbeitet schon daran. N. hat dunkle Haare, schräg stehende Augen und spricht immer so langsam, als erhole sie sich gerade von einem schweren Schlag auf den Kopf. Schon nähern sich die nächsten Gratulanten, schieben sich zwischen uns, streicheln ihr über die kurzen Haare (sagte ich schon, dass sie Beschützerinstinkte weckt?), loben ihr Kleid, ihren Auftritt, ihre kleine Rede, die sie vorhin so atemlos vorgetragen hat. Sehr charmant, jaja, wirklich ganz reizend. Niemand beachtet mich, und ich gehe weiter, den Mund gerade eben so leicht geöffnet, dass ein Pssst entweichen könnte (das sieht auf Fotos am natürlichsten aus). Mein Kleid ist rot, mein Glas schon fast leer. Irgendwo muss auch mein Freund sein, ich kann ihn nirgends entdecken. Die falschen Wimpern fühlen sich auf meinen Lidern wie Schmetterlinge an, und wenn ich blinzle, ist es einen Moment länger dunkel als sonst. Ein ehemaliger Kollege kommt mir entgegen, Felix, der Ärmste spielt immer noch in meiner alten Serie. Er hebt mich hoch, ich protestiere, das Ganze spielerisch, leicht, wir umarmen uns, ein paar Leute sehen zu uns herüber, mein Glas geht zu Bruch, ich habe ihn wirklich sehr gern. Er stellt mir seinen Mitbewohner vor, einen kleinen hübschen Spanier, über dessen Namen ich lachen muss. (Horche?) Weiter den Flur entlang, an der Gewinnerin der Besten Weiblichen Hauptrolle vorbei, die gerade einem Fernsehsender ein Interview gibt. Neben ihr, außerhalb des hellen Scheinwerferlichts, macht sich Delia Naters Notizen. Ihr Blick streift mich und zieht weiter. Eine Vorahnung tippt mich an und lässt mich wieder stehen.
    Ich gehe weiter, bald habe ich die gesamte linke Seite des Treppenhauses im ersten Stock durchmessen, vor mir liegt nur noch der Barbereich. Ein Produzent, der mich von irgendwoher kennt, steht gerade ganz vorne in der Schlange, einszweidrei habe ich ein neues Glas Champagner in der Hand. Wo ist nur Titus, mein Telefon habe ich nicht bei mir, ich bin an diesem Abend ohne Gepäck unterwegs. Jetzt riecht es nach Geschnetzeltem, hantieren Köche mit Warmhaltetöpfen, ich verspüre ein leichtes Hungergefühl. Herrlich, jetzt bloß nichts essen, nur schnell weiter, fort von hier. Und da ist ja C., die auch bei meiner ehemaligen Agentin ist. Die Ärmste hat früh mit ihrem Alter geschummelt und muss sich jetzt so mühen, die Legende aufrechtzuerhalten. An ihrer Seite der schicke

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