Meine 500 besten Freunde
es handelt?, fragte Titus. Ich war ja ein ganz großer Fan von Morgen ist ein neuer Tag .
Morgen ist ein anderer Tag , verbesserte Gregor freundlich.
Wir haben’s damals auf der Berlinale gesehen.
Wovon handelt es? Gregor kratzte sich am Kinn. Es ist schwer zu erklären, ich hab das bisher noch nicht so gut auf einen Nenner bringen können. Die Handlung spielt nicht so eine Rolle, ehrlich gesagt. Es ist eher so psychologisch.
Ah, sagte Titus, also eher französisch.
Nicht direkt, sagte Gregor.
Titus sah zu seiner Frau. Schatz, wenn wir noch ins Grill wollen, müssen wir los, sonst ist da keiner mehr.
Ach schon, sagte Anna und schloss Leyla erneut in die Arme.
Wir müssen uns unbedingt bald wieder sehen, kommt doch mal raus, ja? Wir sind eigentlich jedes Wochenende draußen. Jetzt geht es ja noch, mit dem Wetter.
Ja, machen wir.
Aber wirklich, nicht nur Gerede.
Nein, versprochen.
An der Tür drehten sich beide noch einmal um.
Und viel Glück mit dem Drehbuch, rief Titus und zeigte mit dem Zeigefinger a cZeih="uf Gregor. Du schaffst das!
Sie winkten noch kurz, bevor sie in den Abend entschwanden, der vom Innenraum aus wirkte wie tiefschwarze Nacht.
Kommt doch mal raus, ja? Die kleine Lucy geht jetzt schon in die Kita. Die Zähne in Leylas Mund wirkten auf einmal wieder zu groß.
Ach, können wir ja mal machen, sagte Gregor. Ist doch vielleicht ganz nett.
Bestimmt, sagte Leyla. Es klang nicht so, als meine sie es.
Gregor trank von seinem Bier. Die Flasche war jetzt fast leer.
Er setzte sich wieder neben seine Frau.
Ich frage mich wirklich, warum neuerdings alle aufs Land wollen, wenn sie die Leute aus der Stadt dann so vermissen, dass man dauernd …
Sie wurde dadurch unterbrochen, dass die Tür aufgerissen wurde, und zwar so heftig, dass sie gegen die Wand stieß. Der Mann mit der Dogge sah hinein, zog dann den Hund, der gerade eintreten wollte, an dessen rosafarbenem Halsband zurück und verschwand wieder, genauso plötzlich wie er gekommen war.
Das war Marc, sagte Leyla.
Wer?, fragte Gregor.
Wieder ging die Tür auf. Gregor kam sich langsam wie in einem Theaterstück vor. Herein kam eine müde aussehende Frau etwa in ihrem Alter, Trenchcoat, Mokassins, die Haare zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden. An ihrer Hand ging ein kleiner Junge, er mochte vier, fünf Jahre alt sein. Sein weißes Hemd hing ihm vorne halb aus der Hose.
Geh doch bitte anständig, sagte die Frau. Ein Fuß vor den anderen, wie wir es gelernt haben.
Sie sah sich suchend um.
Toilette? Gregor deutete in Richtung Bastvorhang.
Die Frau schob den Jungen vor sich her.
Könntet ihr ganz kurz ein Auge auf ihn haben?
Klar, na, wie heißt du denn?, fragte Leyla.
Der Junge blieb eine Antwort schuldig.
Er heißt Ferdinand, sagte die Frau. Ferdi, benimm dich doch bitte. Du bist vielleicht fünf, aber wir sind es nicht.
Sie sah gespielt genervt an die Decke und ging in Richtung der Toilette davon.
Der Junge stand so verloren im Raum, als habe er nun niemanden mehr auf der Welt, wolle sich das aber auf keinen Fall anmerken lassen.
Hallo Ferdinand, sagte Leyla.
Er sah sie nicht einmal an.
Wieder ging die Tür auf. Diesmal kam eine Frau herein, von der Gregor sicher wusste, dass er sie kannte. Er wusste sogar, dass sie beim Radio war. Eine Freundin von Leyla. Nur ihr Name fiel ihm im Moment nicht…
Steffi, rief Leyla und breitete die Arme aus. Tschuldige, kann nicht aufstehen. Zu alt.
Steffi kam auf sie zu und umarmte sie. Dann begrüßte sie Gregor, der aufges cr, h="tanden war, mit zwei Küssen.
Total voll draußen, aber keiner da. Ihre Stimme hatte dieses Radiomoderatorinnentimbre. Ging’s noch lang gestern? War so nett. Hey, wer bist du denn? Sie hatte Ferdinand entdeckt, der vorsichtig zu ihnen herübergesehen hatte, nun aber so tat, als hätte er das nicht. Hey, sag mal, wie heißt du denn?
Fnnd, sagte Ferdinand.
Fernd? Sie sah Leyla und Gregor fragend an.
Das ist Ferdinand, sagte Leyla. Unser neues Kind. Seine Mutter hat ihn uns eben geschenkt.
Steffi lachte laut auf.
Ferdinand sah Leyla erschrocken an und wich einen Schritt zurück.
Hey, war nur ein Witz, sagte Leyla.
Das Kinn des Jungen begann leicht zu zittern.
Och Mann, war doch nur ein Witz, ach Herzchen, komm mal her, nicht weinen, war nur ein Witz – Leyla streckte ihre Arme nach ihm aus.
In diesem Moment betrat die Mutter des Jungen wieder den Ausstellungsraum. Ferdinand lief ihr entgegen und warf sich ihr weinend in die Arme. Er schluchzte
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