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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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Namen in dieser Autobiographie: am Rande dies, und Susy wusste davon ja nichts). Die Tochter machte den ewig reisenden und redenden Mann nun aber zu einem wunderbaren Menschen, einem wunderbaren Vater, und vielleicht kann man sagen, zu dem, der er gern gewesen wäre, wäre er nicht mit Leidenschaft der geworden, der er, vielleicht ein bisschen zum Leidwesen seiner Tochter, doch war.
    Und nun machte er etwas, das in dieser naiven Skrupellosigkeit wohl nur ein großer Mann wie er machen konnte: immer wieder zitiert er Sätze aus der töchterlichen Biographie, wunderbare Sätze, liebend verehrende Sätze, wie sie kein Beschreiber des eignen Lebens je über sich aufschreiben würde; er schreibt sie ab, und natürlich relativiert er sie, sie gehen ganz aufs Konto der kindlichen Liebe dieser klugen toten Lieblingstochter; aber da stehn sie nun einmal, und eben aus der Feder, aus dem Mund dieses so weisen jungen Mädchens, das ihn schreibend geliebt hatte wie sonst keiner, ihn in seiner Wahrheit.
    Das ist ein ungeheuerlicher, ein ganz und gar unheimlicher Griff, den er da tut, und immer weniger wissen wir, wer uns da eigentlich nach hundert Jahren noch so sehr bezaubert, dass wir nicht über den Missouri wollen, und jedem raten, mit uns an diesem Ufer zu bleiben, eh das alles nicht ausgelesen ist.

Mark Twains Autobiographie

[Meine Autobiographie]
    Ein früher Versuch
    Die nun folgenden Kapitel sind Bruchstücke eines meiner vielen Versuche (nachdem ich bereits in den Vierzigern war), mein Leben zu Papier zu bringen.
    Der Versuch beginnt voller Zuversicht, teilt jedoch das Schicksal seiner Brüder – wird bald aufgegeben zugunsten anderer und neuerer Interessen. Das ist nicht verwunderlich, denn der Plan ist der alte, der uralte, rigide und schwierige – jener Plan, der mit der Wiege beginnt und einen schnurstracks ins Grab treibt, ohne dass einem unterwegs Seitenabstecher erlaubt wären. Wohingegen die Seitenabstecher doch das eigentliche Leben unserer Lebensreise ausmachen und also auch das ihrer Geschichte ausmachen sollten.
    Meine Autobiographie [Willkürliche Auszüge daraus]
    **** So viel zu den frühen Tagen und zum Neuengland-Zweig der Clemens. Der andere Bruder ließ sich im Süden nieder und ist auf gewisse Weise für mich verantwortlich. Seinen Lohn, worin auch immer der bestand, hat er schon vor Generationen eingestrichen. Nach Süden ging er mit seinem besonderen Freund Fairfax und ließ sich mit diesem in Maryland nieder, danach aber zog er weiter und siedelte sich in Virginia an. Das ist jener Fairfax, dessen Nachkommen eine sonderbare Auszeichnung genießen sollten – nämlich die, in Amerika geborene englische Earls zu sein. Der Begründer der Linie war Lord General Fairfax von der parlamentarischen Armee zu Cromwells Zeiten. Der Grafentitel, der jüngeren Datums ist, fiel den amerikanischenFairfaxes zu, weil es in England keine männlichen Erben gab. Ältere Einwohner San Franciscos werden sich noch an »Charley« erinnern, den amerikanischen Earl Mitte der sechziger Jahre – laut
Burke’s Peerage
der zehnte Lord Fairfax und Inhaber irgendeines bescheidenen öffentlichen Amtes in dem neuen Bergbauort Virginia City, Nevada. Amerika hat er nie verlassen. Ich kannte ihn, aber nur flüchtig. Er hatte einen goldenen Charakter, und der war sein ganzes Vermögen. Er legte seinen Titel ab und schickte ihn in die Ferien, bis seine Umstände sich so weit verbessert hätten, dass sie mit dessen Würde übereinstimmten; aber ich glaube nicht, dass diese Zeit je kam. Er war ein mannhafter Mann und besaß wahre Großmut. Eine berühmte und gefährliche Kreatur namens Ferguson, der immer Zank mit besseren Männern suchte, als er selbst einer war, brach eines Tages einen Streit mit ihm vom Zaun, und Fairfax schlug ihn nieder. Ferguson rappelte sich auf und zog, Drohungen murmelnd, davon. Fairfax trug keine Waffen und weigerte sich auch jetzt, welche zu tragen, obwohl seine Freunde ihn warnten, Ferguson sei ein heimtückischer Typ und werde bestimmt früher oder später auf niederträchtige Art Rache nehmen. Mehrere Tage geschah nichts; dann überrumpelte Ferguson den Earl und setzte ihm einen Revolver auf die Brust. Fairfax entwand ihm die Pistole und wollte ihn erschießen, als der Mann auf die Knie fiel und bettelte und sagte: »Töten Sie mich nicht – ich habe Frau und Kinder.« Fairfax schäumte vor Zorn, doch die flehende Bitte drang in sein Herz, und er sagte: »
Die
haben mir nichts getan«, und ließ den

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