Meine Kriegsfahrten mit U-35
seinem braven Maschinenpersonal gelang, alle Risse und Lecks in der Turmdecke pottdicht zu betonieren. So konnten wir wenigstens wieder ohne Lebensgefahr tauchen. Blind blieben wir allerdings unter Wasser.
Kein Mensch dachte mehr an Heimreise. Wenn wir eben unter Wasser nicht mehr kämpfen konnten, dann wollten wir wenigstens über Wasser unsere 1000 Granaten an den Mann bringen und herunterholen, was herunterzuholen war. Unser Lebensmut war ungebrochen. Wenn nur nicht die trostlosen Funknachrichten aus der Heimat gewesen wären, um die unsere Gedanken kreisten!
Bei den Azoren hatten wir noch ein heißes Gefecht. Wir jagten einen großen Dampfer, der aber schneller war und uns entkam. Dafür griff uns sein Begleiter, ein kleines portugiesisches Kanonenboot an, das uns artilleristisch weit unterlegen war. Trotzdem focht es mit beispielloser Tapferkeit, ohne sein Schicksal abwenden zu können. Die Hälfte der etwa 40 Mann starken Besatzung mit dem Kommandanten war gefallen. Die Überlebenden nahmen wir auf, verbanden sie und sorgten für ihre ungehinderte Heimkehr. Dem verwundeten ersten Offizier konnte ich nur meine Hochachtung vor ihrem heldenhaften Kampf aussprechen.
Das war unser letzter Kampf. Am 21. Oktober kam funkentelegraphisch die Nachricht von der Einstellung des U-Boot-Krieges. Schweigend mußten wir die Waffe aus der Hand legen. Gern gingen wir nicht nach Hause.
In Kiel wehten die roten Lappen der Revolte, als wir am 14. November 1918 einliefen. Das war das bittere Ende.
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