Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
Familie
Bedel, wir hatten diese Freiheit. Denn es ist schön, viel Zeit zu haben, das ist unser eigentlicher Reichtum. Und samstags
bekamen wir dann immer Besuch von unseren etwa dreißig treuen Kunden und zwanzig anderen, die nur gelegentlich vorbeischauten.
Das mochten meine Schwestern. Wenn Besuch kommt, erfährt man die ein oder andere Neuigkeit, und dann konnten sie unter der
Woche darüber reden.
Einmal wollte ein Paar, das wir nicht kannten, am Pfingstsamstag ein ganzes Pfund Butter kaufen, und wir hatten nur noch ein
Kilo. Da ich der Gesprächige in der Familie bin, habe ich mich eingeschaltet und den Handelsvertreter gespielt:
»Ich will Ihnen ja nichts aufschwatzen, aber wenn Sie das restliche Pfund auch noch nehmen, werden Sie es nicht bereuen.«
Die beiden fangen an zu disputieren, sie will nicht, aber der Mann hat schon begriffen, was ich ihm sagen will: In einer Stunde
ist keine Butter mehr da!
Im Jahr darauf kamen sie dann etwa zur selben Jahreszeit wieder. Man redete so hin und her: »Ach, Sie hattenja so wunderbare Butter. So etwas haben wir noch nie gegessen. Wir sind extra mit einer Kühltasche gekommen und würden gerne
alles kaufen, was Sie erübrigen können!«
»Aber meine Herrschaften, da sind Sie zu spät. Die Butter für diese Woche ist schon verkauft.«
Für die Stammkunden haben wir uns manchmal sogar die Butter vom Mund abgespart. Die brachten vorher ihre Tellerchen vorbei.
Meine Schwestern mussten die Namen gar nicht draufschreiben, sie erkannten die Kunden am Teller.
Für die Sahne brachten die meisten ein Marmeladenglas mit. Gelegentlich verkauften wir auch Milch, kannenweise, aber immer
so wenig wie möglich. Wir haben uns dabei stets an den Preis gehalten, den die Molkerei auch verlangte. Und wenn man den Preis
dann erhöhte, wurden manche Leute recht schmallippig.
Ein paar Kunden sind später weggeblieben, was meine Schwestern sehr getroffen hat. Das war, als der Euro kam, da war im Unico
die Milch billiger. Wir haben den Supermarkt von Beaumont-Hague immer so genannt: Unico. Die Schwestern ließen eine Zeitlang
den Kopf richtig hängen. Auch unsere Butter verkaufte sich nicht mehr so gut, schlechter bei den Hiesigen und fast gar nicht
mehr bei der Laufkundschaft. Was sie besonders traurig stimmte, war, dass man bestimmte Leute einfach nicht mehr sah, denn
mit der Zeit gewöhnt man sich an die Menschen. Man kennt sie, kennt ihre Geschichte, weiß, was sie so vorhaben. Und das Ganze
wegen ein paar Cents.
Wer wollte diesen Euro denn eigentlich?
Beim Übergang von den alten zu den neuen Francs musste man nur das Komma verschieben und nicht langeherumrechnen. Mit dem Euro war alles anders, da musste man mit sechs multiplizieren, um auf den alten Preis in Francs zu kommen.
Die Engländer haben diese Affenwährung ja abgelehnt. Wir hätten das auch machen sollen. Die sind nicht so dumm wie wir. Aber
nach etwa einem Jahr sind unsere Kunden wiedergekommen, aber da waren wir dann schon in der Rente. Sie sind fünfundzwanzig
Kilo Butter zu spät gekommen, wenn man das übliche Pfund pro Woche zugrunde legt.
Natürlich haben sie sich beschwert. Sie waren überrascht, als wir ihnen sagten, dass wir keine Kühe mehr hatten und sie daher
keine Butter bekommen könnten. Wir haben uns dann gegenseitig ein paar Mal zum Kaffee eingeladen.
Mittlerweile hatte die Butter im Unico nämlich »zugelegt«. Wir haben in der letzten Zeit, als wir noch Butter machten, insgesamt
höchstens um 30 Cents erhöht, das waren damals etwa zwei Francs. Aber wer rechnet heute schon noch in Francs? Zwei Francs, das war viel für
die Leute. Aber die Francs sind mittlerweile durch Cents ersetzt worden.
Der Euro hungert den Geldbeutel aus und lässt die Händler fett werden, aber nicht die Bauern. Die Kunden haben damals gedroht,
sie würden nicht wiederkommen, wenn wir unseren Butterpreis nicht an den im Supermarkt angleichen.
Jahrzehntelang konnten wir unseren Butterpreis selbst bestimmen. Wir wollten uns nichts vorschreiben lassen. Wir würden Unico
einfach Konkurrenz machen!
Aber wir haben einige Kunden verloren.
Die Schwestern hat diese Geschichte wirklich bekümmert. Heute können sie darüber lachen. Sie wissen, dasswir unsere Butter mittlerweile zu unserem Preis verkaufen könnten, weil es Leute gibt, die den Wert natürlich produzierter
Lebensmittel zu schätzen wissen.
Wie man zu guten Kartoffeln kommt
Du bearbeitest die Erde so, wie sie es
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