Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
gelebt. Jede Woche kamen Leute
vorbei.
Ich werde wohl nie wieder »Milchbutter« essen. Die hatten die Schwestern noch nicht von Hand geknetet, deshalb enthielt der
Butterklumpen noch Milch. Die Butter »tropfte«.
Ich habe immer gehört, wenn die Buttermaschine anhielt. Wenn das Signal ertönte, bin ich sofort hingelaufen. Ich habe die
Kammer geöffnet und mir mit meinen großen Pfoten ein Stück Butter herausgeholt. Es blieb an meinem Finger hängen, bis ich
in der Küche war, wo ich es auf ein Tellerchen legte. Dann suchte ich heimlich –denn es ist erbärmlich, wenn ein echter Normanne sich benimmt wie ein Bretone – den Salztopf hervor und würzte die Butter
mit einer Prise Salz. Normannische Butter ist im Gegensatz zu bretonischer nämlich ungesalzen. Die so gesalzene Butter habe
ich dann auf das Brot gestrichen. Mir lief das Wasser schon im Munde zusammen, noch bevor mir meine »Machenschaft« über die
Lippen ging.
Diese Butter, die frisch aus dem Butterfass kam und noch nicht für den Verkauf geknetet war, hätte sogar einen Toten aus dem
Grab auferstehen lassen.
Danach war ich satt und zufrieden und half den Schwestern, die Gerätschaften zu säubern. Eine von beiden war dann meist schon
dabei, die 50 0-Gramm -Stücke abzuwiegen und mit einem Holzspatel rund zu formen.
Seit wir keine Butter mehr machen, esse ich auch keine mehr. Allerdings habe ich wieder angefangen, Radieschen anzubauen.
Und die kann ich nicht ohne Butter essen.
Als meine Radieschen wuchsen, habe ich eine halbwegs erträgliche Butter aufgetrieben. Mir werden zwar die Zähne immer ein
wenig lang, wenn ich sie esse, aber was soll’s … es ist nun einmal keine »natürliche« Butter. Ich kaufe sie gesalzen, das verdeckt den Geschmack wenigstens ein bisschen.
Die Schwestern schimpfen immer mit mir. Sie kaufen Butter auf dem Markt von Beaumont, die ist noch nach alter Tradition gemacht.
Natürlich würden sie auch mit mir teilen, aber ich überlasse sie ihnen. Es ist ihre Butter. Außerdem sprießen die Radieschen
auch nicht ewig. Und zum Frühstück esse ich trocken Brot.
Françoise hat sogar angefangen, Nutella zu futtern!
Aber trockenes Brot mit ein wenig selbstgemachter Marmelade schmeckt auch sehr gut.
Wir waren einfach blöd. Wir hätten eine Kuh behalten sollen, nur eine einzige …
Meine Schwestern finden es zu schrecklich, dass wir Butter aus der Molkerei essen sollen.
Aber genau das steht uns bevor, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Buttergeschäfte
Den
matous
, den Kälbern, gaben wir die unbehandelte, fette Milch, den Färsen die entrahmte. Wir fütterten sie mit Milch und Heu.
Das Kalb verkauft man schon mit acht Tagen an den Metzger (geschlachtet wird es mit drei Monaten) oder man kastriert es mit
einem Jahr und verkauft es, wenn es zweijährig ist. Dieser Ochse darf sich auf der Weide fett fressen.
Ochsen sind ziemlich verfressen, sie machen dir das Feld sauber. Nach den Fleischkälbern lasse ich die Färsen auf die Weide,
dann die Schafe, hübsch nacheinander. Ihr Mist düngt die Erde.
Die Schafe, die wir
bercas
nennen, vollenden dann das Werk. Sie fressen die Grasbüschel, kratzen sie richtig aus der Erde heraus. Die Kühe mögen es nicht,
wenn sie auf der Weide Kaninchen riechen. Das passiert vor allem, wenn es in einem Jahr sehr viele gibt, dann kommen sie von
der Heide her. Sobald die Kühe die Kaninchenköttel riechen, hören sie auf zu fressen und geben keine Milch mehr. Mit den Schafen
ist das ähnlich. Mit den Kühen ist nichts mehr anzufangen, wenn man sie auf eine Weide führt, auf der vorher Schafe gegrast
haben.
Unser Gras wird zu Milch. Es dient zur Butterherstellung. Wir haben nicht genug Land, um Fleisch- und Milchvieh gleichzeitig
zu halten. Fleischvieh warf mehr ab, aber wir haben uns für Butter und Sahne entschieden.Auch wenn der Milchpreis gefallen ist, sind wir nicht arm geworden. Man muss nur wissen, wo Geld zu holen ist. Wir mussten
uns auch nicht nach einer Molkerei richten, denn in diesem Fall hätten wir drei oder vier Kühe mehr anschaffen müssen. Abholung,
Transport und das Entrahmen der Milch hätten schließlich Gebühren gekostet. Und das hätte wiederum mehr Arbeit bedeutet.
Wir mussten nie hektisch herumrennen wie unsere Nachbarn, die, sobald der Molkereiwagen kam, zum Gatter stürzten. Der Zeitplan
war so streng, dass sie keine Freiheit mehr hatten, nicht mehr so arbeiten konnten, wie sie wollten. Wir aber, die
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