Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
»Grab«, ein hervorragender Dünger für die Weiden. Wir haben ihn später direkt in einer dünnen Schicht auf den Wiesen ausgebracht.
Auf diese Weise haben wir das Unkraut erstickt, wir haben es gleichsam »gesalzen«.
Nach drei Wochen konnte man die Früchte seiner Arbeit sehen: Das Feld war blitzsauber. Die ganzen Unkrautbüschel waren verschwunden,
man ging wie auf einem Rasen. Und Bedels Kühe hatten was richtig Gutes zu fressen.
Wenn die Butter Milch gibt
Bei uns hat man auf den Knien gemolken. Ich hatte keine Lust, einen Hocker oder Schemel mitzunehmen, um mich draufzusetzen.
Manchmal sagen die Leute mir, so viel Elend treibe ihnen die Tränen in die Augen.
Dabei hat es doch nichts mit Elend zu tun, wenn man entscheidet, wie man melken will.
Wenn jemand auf den Knien betet, heißt das doch auch nicht, dass er besonders unglücklich ist. Mit einem Schemel haut es dich
schnell um, wenn das Tier dir einen Tritt verpasst. Du kippst nach hinten und wenn du Pech hast, latscht die Kuh über dich
drüber. Wenn du auf Knien melkst, musst du dich nicht so beugen, dann tut der Gürtel schon weniger weh. Rückenschmerzen können
nämlich durchaus auf den Magen zurückgehen, auf die Verdauung. Auf Knien fällst du nicht um. Du bist ja schon auf dem Boden.
Für mich ist es ein Elend, einen Schemel mitzuschleppen, wenn man ohnehin den ganzen Tag irgendetwas zu tragen hat. Und eine
Melkmaschine hatte ich nie. Besser gesagt hatte ich derer gleich zwei: meine Schwestern!
Und meine Schwestern hatten beim Melken ganz schön was zu tun.
Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich mein Handwerk bis zum letzten Atemzug ausgeübt. Mein Handwerk war mein Leben, ein Leben,
das ich liebte.
Ich war nicht unglücklich, niemals. Ich hatte, wie alleMenschen, Augenblicke des Zweifels und der Verzweiflung. Zum Beispiel, als ich meine Eltern begraben habe. Meine Arbeit schenkte
mir allerhand Freiheit. Auch heute noch. Ich kann aufstehen, mich hinlegen und sterben, wann immer ich will.
Im Stall hockte ich mich hin, wenn ich melken wollte, damit ich mich nicht schmutzig machte. Die Kuhfladen lagen überall herum.
Auch wenn ich vorher sauber machte, blieb doch immer etwas liegen und für Nachschub war ja auch gesorgt.
Man hatte den Geruch von Milch an sich, wie der Fischer den Geruch des Meeres mit sich trägt.
Da konntest du dich noch so viel waschen, du hast immer ein wenig süßlich gerochen, nach Bauernhof eben. In der Hocke bist
du den Tieren noch näher, du legst die Stirn an ihre Kruppe. Die Gerüche hier sind schwer zu erklären. Sie sind uns eingeschrieben,
wahrscheinlich tragen wir sie im Blut, auf jeden Fall in unseren Geschichten. Meine Schwestern haben sich einen Schal genäht,
um sich vor der Zunge der Kühe zu schützen. Die Tiere drehen sich beim Melken um und versuchen, dir das Gesicht und die Haare
abzulecken. Vom schmutzigen Schwanz ganz zu schweigen.
Das ist eben Berufsrisiko!
Wir haben die Milch nie in eine Molkerei gegeben. Deren Dienste hätten wir teuer bezahlen müssen. Außerdem hatten wir nie
Schwierigkeiten, unsere Butter zu verkaufen. Da war die Nachfrage immer größer als das Angebot.
Wir haben fast nur von dem gelebt, was wir selbst produzierten. Wobei der Umgang mit Milch viel Fingerspitzengefühl und Sauberkeit
erfordert. Alles wird sofort nach Gebrauch gereinigt. Wenn deine Kühe Steckrübenfressen, schmeckt die Milch danach. Nie im Leben werde ich eine Kuh melken, die mit Silofutter ernährt wurde, diese Milch
stinkt!
Man gießt die Milch erst einmal in die Zentrifuge, dann geht das Sahnemachen los. Die Zentrifuge wird von einer Kurbel angetrieben.
Die Sahne fließt in den Eimer, die Molke zurück in die Milchkanne. Die Sahne der Vortage wird in einem irdenen Krug aufbewahrt,
der sich schon seit Menschengedenken im Besitz unserer Familie befindet. Das Ganze schüttet man dann in die Buttermaschine.
Nach einer Stunde füllt man die Butter langsam ab. Man muss mit den Händen kneten, nicht mechanisch. Man muss die Butter sanft
behandeln, sonst wird sie zu trocken.
Marie-Jeanne hat sie mit Gewichten ausgewogen, früher haben wir dazu Kieselsteine vom Strand genommen. Sie legte einen großen
Klumpen auf die Waage und tarierte sie aus. Dann füllte sie die Butter in einen Henkeltopf, die Molke bekamen die Kälber.
An der Wasserpumpe im Hof wuschen wir die Utensilien.
Butter und Sahne haben wir bis 2004 verkauft. Auf diese Weise haben wir weniger einschichtig
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