Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
braucht. Du richtest dich nach ihr. Das ist mit den Tieren genauso. Und mit deiner
Frau beziehungsweise deinem Mann oder deinen Kindern. Wichtig ist vielleicht, dass du dich nicht zu sehr auf deine Vorstellung
versteifst, sonst schwimmst du gegen den Strom und kommst nicht weiter.
Gutes Gemüse muss man sich verdienen. Und man muss sich vorher überlegen, wie das geht. Da gibt es kein Rezept. Jeder macht,
wie er es für richtig hält, wie sein Boden es verlangt. Das ist wie mit den Menschen. Du kannst dich auch erst dann richtig
ernähren, wenn du weißt, aus »welchem Stoff« du gemacht bist.
Im Januar pflüge ich die Felder um, die ich für den Kartoffelanbau dieses Jahr ausgesucht habe. Im Februar ziehe ich dann
die Furchen. Ich pflanze Kartoffeln auf meine Art, die Knolle immer sieben Zentimeter tief in der Erde. So keimt sie gut.
Wenn man den Pflug von den Pferden ziehen ließ, ging es schneller. Wenn man eine neue Furche zog, wurde die alte zugeschüttet.
Mitte März dann »macht der Boden zu«. Er wird hart und legt sich über das Saatgut. Dann gehe ich zum Glätten einmal mit der
Harke drüber und lockere dann mit der Hacke. Meine Schwestern helfen mir, sie arbeiten genauso wie ein Mann. Da gibt es keinen
Unterschied, und sie klagen nie über Müdigkeit oder sonst was.
Die Frauen arbeiten auf dem Bauernhof genauso schwer wie die Männer. Sie machen alles im Haus und können auch alles. Meiner
Ansicht nach sind es die Frauen, die das Land am Leben erhalten. Man muss nur sehen, was aus uns geworden ist, als sie keine
Lust mehr hatten. Da sind die Männer zum Arbeiten in die Fabrik gegangen. Aber heute gibt es viele, viele Mädchen in den Landwirtschaftsschulen.
Das ist ein gutes Zeichen.
Man hackt also zwischen den einzelnen Reihen und formt einen kleinen Wall, ungefähr so hoch wie ein Maulwurfshügel. Man »mauert«
die Knollen regelrecht ein. Die Harke mit Muskelantrieb ist bei den Bedels gleichzeitig Unkrautvernichtungsmittel.
Nach der Gemüseernte ruht das Feld sich aus und ich säe Getreide an. Mein Getreide wird eineinhalb Meter hoch. Mittlerweile
staucht man die Getreidepflanzen mit Hilfe von Hormonen auf sechzig Zentimeter. Das Getreide ist so schwach geworden, dass
es sich auf dem Halm nicht mehr halten kann, daher muss man es künstlich am Wachstum hindern. Dabei ist es nur deshalb so
schwächlich, weil man es behandelt hat. Es kann sich nicht mehr selbst gegen Krankheiten wehren. Dann knickt es ab, sogar
wenn es nur sechzig Zentimeter hoch wird.
Bei uns wachsen massenhaft Disteln und Mohnblumen. Die Erde stirbt biologisch ab, wenn man sie behandelt. Das sieht man schon
daran, dass es in den Monokulturen keine Wildblumen mehr gibt.
Der Boden ist ein lebendes Geschöpf. Wenn man ein Saatkorn in die Erde legt, stirbt es und die Erde nährt es. Es ist eine
Art Wiederauferstehung, könnte man sagen. Heute leben die Leute lange, aber man wird ja sehen, wie alt sie werden, wenn sie
weiterhin so viel Zeugs essen. Die Leute, die heute alt sind, haben noch echteKuhmilch getrunken, die nach Stall und nach Gras roch. Die »nächsten Alten« essen auch, aber nicht immer Gutes!
Die Pflanzen arbeiten mit der Erde, sie belüften sie. Die Pflanzendecke erstickt das Unkraut wie mein dreijähriger Mist. Wenn
du diese Decke wegnimmst, stirbt der Boden ab und ist nicht mehr lebendig.
Wenn man ihn schlecht behandelt, macht er zu. Wenn man ihn zu stark oder falsch bearbeitet, schließt er sich ein. Dann dringt
kein Wasser mehr ein. Im Wald oder auf Goury, beim Vendémiaire-Kreuz, geht man auf weichem Boden, weil er von allerlei kleinem
Getier durchlüftet wird. Hopp! Man federt richtig, als wäre er elastisch.
Dieser Boden wurde nie mechanisch bearbeitet, der Mensch hat ihm nie irgendwelche »Drogen« verabreicht.
Ich suche dann die Pflanzen für die Saatkartoffeln des nächsten Jahres aus, genauso wie ich es im Jahr davor gemacht habe.
Wenn die Sorte länglich ist, nehme ich nur längliche Früchte, ist sie eher rund, sammle ich die runden. Wenn man diese Regel
nicht beachtet, wachsen die Kartoffeln nicht an und die Reihe wird nichts. Ich habe schon versucht, in Furchen, in denen vorher
runde Kartoffeln standen, längliche zu ziehen, aber das geht unweigerlich schief. Da können die Schweine gleich die Schnauze
spitzen, das ist sozusagen »für das Schwein«.
Die kleinen Kartoffeln geben wir roh den Schweinen, denn wenn man sie kocht, macht die Stärke die
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