Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Bedel
Vom Netzwerk:
braucht. Du richtest dich nach ihr. Das ist mit den Tieren genauso. Und mit deiner
     Frau beziehungsweise deinem Mann oder deinen Kindern. Wichtig ist vielleicht, dass du dich nicht zu sehr auf deine Vorstellung
     versteifst, sonst schwimmst du gegen den Strom und kommst nicht weiter.
    Gutes Gemüse muss man sich verdienen. Und man muss sich vorher überlegen, wie das geht. Da gibt es kein Rezept. Jeder macht,
     wie er es für richtig hält, wie sein Boden es verlangt. Das ist wie mit den Menschen. Du kannst dich auch erst dann richtig
     ernähren, wenn du weißt, aus »welchem Stoff« du gemacht bist.
    Im Januar pflüge ich die Felder um, die ich für den Kartoffelanbau dieses Jahr ausgesucht habe. Im Februar ziehe ich dann
     die Furchen. Ich pflanze Kartoffeln auf meine Art, die Knolle immer sieben Zentimeter tief in der Erde. So keimt sie gut.
    Wenn man den Pflug von den Pferden ziehen ließ, ging es schneller. Wenn man eine neue Furche zog, wurde die alte zugeschüttet.
    Mitte März dann »macht der Boden zu«. Er wird hart und legt sich über das Saatgut. Dann gehe ich zum Glätten einmal mit der
     Harke drüber und lockere dann mit der Hacke. Meine Schwestern helfen mir, sie arbeiten genauso wie ein Mann. Da gibt es keinen
     Unterschied, und sie klagen nie über Müdigkeit oder sonst was.
    Die Frauen arbeiten auf dem Bauernhof genauso schwer wie die Männer. Sie machen alles im Haus und können auch alles. Meiner
     Ansicht nach sind es die Frauen, die das Land am Leben erhalten. Man muss nur sehen, was aus uns geworden ist, als sie keine
     Lust mehr hatten. Da sind die Männer zum Arbeiten in die Fabrik gegangen. Aber heute gibt es viele, viele Mädchen in den Landwirtschaftsschulen.
     Das ist ein gutes Zeichen.
    Man hackt also zwischen den einzelnen Reihen und formt einen kleinen Wall, ungefähr so hoch wie ein Maulwurfshügel. Man »mauert«
     die Knollen regelrecht ein. Die Harke mit Muskelantrieb ist bei den Bedels gleichzeitig Unkrautvernichtungsmittel.
    Nach der Gemüseernte ruht das Feld sich aus und ich säe Getreide an. Mein Getreide wird eineinhalb Meter hoch. Mittlerweile
     staucht man die Getreidepflanzen mit Hilfe von Hormonen auf sechzig Zentimeter. Das Getreide ist so schwach geworden, dass
     es sich auf dem Halm nicht mehr halten kann, daher muss man es künstlich am Wachstum hindern. Dabei ist es nur deshalb so
     schwächlich, weil man es behandelt hat. Es kann sich nicht mehr selbst gegen Krankheiten wehren. Dann knickt es ab, sogar
     wenn es nur sechzig Zentimeter hoch wird.
    Bei uns wachsen massenhaft Disteln und Mohnblumen. Die Erde stirbt biologisch ab, wenn man sie behandelt. Das sieht man schon
     daran, dass es in den Monokulturen keine Wildblumen mehr gibt.
    Der Boden ist ein lebendes Geschöpf. Wenn man ein Saatkorn in die Erde legt, stirbt es und die Erde nährt es. Es ist eine
     Art Wiederauferstehung, könnte man sagen. Heute leben die Leute lange, aber man wird ja sehen, wie alt sie werden, wenn sie
     weiterhin so viel Zeugs essen. Die Leute, die heute alt sind, haben noch echteKuhmilch getrunken, die nach Stall und nach Gras roch. Die »nächsten Alten« essen auch, aber nicht immer Gutes!
    Die Pflanzen arbeiten mit der Erde, sie belüften sie. Die Pflanzendecke erstickt das Unkraut wie mein dreijähriger Mist. Wenn
     du diese Decke wegnimmst, stirbt der Boden ab und ist nicht mehr lebendig.
    Wenn man ihn schlecht behandelt, macht er zu. Wenn man ihn zu stark oder falsch bearbeitet, schließt er sich ein. Dann dringt
     kein Wasser mehr ein. Im Wald oder auf Goury, beim Vendémiaire-Kreuz, geht man auf weichem Boden, weil er von allerlei kleinem
     Getier durchlüftet wird. Hopp! Man federt richtig, als wäre er elastisch.
    Dieser Boden wurde nie mechanisch bearbeitet, der Mensch hat ihm nie irgendwelche »Drogen« verabreicht.
    Ich suche dann die Pflanzen für die Saatkartoffeln des nächsten Jahres aus, genauso wie ich es im Jahr davor gemacht habe.
     Wenn die Sorte länglich ist, nehme ich nur längliche Früchte, ist sie eher rund, sammle ich die runden. Wenn man diese Regel
     nicht beachtet, wachsen die Kartoffeln nicht an und die Reihe wird nichts. Ich habe schon versucht, in Furchen, in denen vorher
     runde Kartoffeln standen, längliche zu ziehen, aber das geht unweigerlich schief. Da können die Schweine gleich die Schnauze
     spitzen, das ist sozusagen »für das Schwein«.
    Die kleinen Kartoffeln geben wir roh den Schweinen, denn wenn man sie kocht, macht die Stärke die

Weitere Kostenlose Bücher