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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erhoben, that im Zimmer einige Schritte auf und ab, und wiederholte:
    »Einen Kreisbogen… einen Kreisbogen!…«
    Darauf kommt er an den Tisch zurück… er ergreift die Erdkugel… Jetzt beschreibt sein Finger noch einmal die Kreislinie auf dieser und er stößt einen Schrei aus…
    Erschreckt starrt ihn Enogate an. War er toll geworden… er auch… wie sein Onkel?… Sie sieht ihn zitternd an… Thränen füllen ihre Augen…
    Da stößt Juhel einen zweiten Aufschrei aus.
    »Gefunden… gefunden!…
    – Was denn?
    – Das Eiland Nummer Vier!«
    Der junge Kapitän ist wohl nicht mehr recht bei Verstand… Das Eiland Nummer Vier? Unmöglich?
    »Herr Tregomain, Herr Tregomain!« ruft Juhel, der das Fenster öffnet und dem Nachbar zuwinkt.
    Dann tritt er noch einmal an den Globus, er fragt ihn… man möchte sagen, er unterhält sich mit der Pappkugel…
    Eine Minute später ist der Frachtschiffer im Zimmer, und der junge Kapitän schreit ihm ins Gesicht:
    »Gesunden!…
    – Ja, was hast Du denn gefunden, mein Junge?
    – Ich habe herausgefunden, wie die drei Eilande geometrisch zusammenhängen, und welche Stelle das Eiland Nummer Vier einnehmen muß…
    – Ist das menschenmöglich!« erwidert Gildas Tregomain.
    Und wenn er sich jetzt Juhel ansieht, kommt es ihm wie Enogate vor, als ob der junge Kapitän übergeschnappt wäre.
    »Nein, nein, ruft Juhel, der ihn verstanden hat, nein… ich habe meinen Verstand richtig beisammen!… Hört nur zu…
    – Ich höre!
    – Die drei Eilande liegen im Umfange eines und desselben Kreises. Schön! Nun denken wir uns diese in einer Ebene gelegen und verbinden je zwei mit einer geraden Linie, der Linie, »deren Weiterführung genügt«, wie das Document sagt, und errichten wir einen Perpendikel in der Mitte dieser beiden Linien… die beiden Perpendikel schneiden sich dann im Mittelpunkte des Kreises, und in diesem Mittelpunkte – diesem »Pol«, da es sich um eine Kugelschaale handelt – liegt das gesuchte Eiland Nummer vier!«
    Man erkennt, es war eine sehr einfache geometrische Aufgabe, eine einfache Laune Kamylk-Paschas, die er im Einverständniß mit dem Kapitän Zô ins Praktische übersetzt haben wollte! Und wenn Juhel die Lösung nicht eher gefunden hatte, so lag es nur daran, daß er nicht bemerkt hatte, daß die drei Eilande drei Punkte auf dem nämlichen Kreise einnahmen.
    Der hübsche Finger Enogates war es gewesen, der diesen dreimal gebenedeiten Kreisumfang beschrieben und dadurch die Lösung des Räthsels ermöglicht hatte!
    »Sollte man’s für möglich halten! rief der Frachtschiffer immer wieder.
    – Es ist aber doch so, Herr Tregomain, sehen Sie nur ordentlich hin, so müssen Sie sich davon auch überzeugen!«
    Den Frachtschiffer vor den Globus drängend, bezeichnete er darauf die Linie, in der die drei Eilande lagen, wobei er über folgende Punkte kam, die Kamylk-Pascha hätte ebensogut wählen können: Mascat, Bab-el-Mandeb-Straße, Aequator, Ma-Yumba, Inseln des Grünen Vorgebirges, Wendekreis des Krebses, Cap Farewell auf Grönland, Südostinsel von Spitzbergen, Admiralitätsinseln, Karisches Meer, Tobolsk in Sirien, Herat in Persien. Hatte Juhel also recht, so mußte das Eiland Nummer Vier den Mittelpunkt dieses Kreises einnehmen, und wenn das für einen Kreis in der Ebene richtig ist, so gilt das in diesem Falle auch für eine Kugelschaale, deren Pol den Mittelpunkt bildet.
    Gildas Tregomain wußte nicht, woran er war, der junge Kapitän lief hin und her, umarmte den Globus, küßte aber auch die beiden Wangen Enogates, die jedenfalls verlockender waren, als die bedruckte Pappkugel.
    »Sie ist es, die das gefunden hat, Herr Tregomain… und ohne sie… wär’ ich niemals auf diesen Gedanken gekommen!…«
    Und während er sich ganz seiner Freude überließ, fühlte sich Gildas Tregomain ebenfalls von einem
»Delirium jubilans«
befallen. Seine Beine schlenkerten nach der Seite, sein Rumpf wiegte sich hin und her, seine Arme bildeten einen Bogen mit der Grazie einer zweihundert Kilo schweren Sylphide, er rollt von Backbord zu Steuerbord, mehr als jemals die »Charmante Amélie« zwischen den Ufern der Rance, oder die »Portalegre« mit ihrer Elephantenladung, und singt mit entsetzlicher Stimme das Jubellied Pierre-Servan-Malos:
     
    Ich habe seinen Me…
    Mo me!
    Ich habe seinen ri…
    Ro ri!
    Ich habe seinen ri… ich habe seinen Meridian!
     
    Hienieden hat jedoch alles ein Ende.
    »Wir müssen meinem Onkel Mittheilung machen, sagte

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