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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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den liebenswürdigen Worten:
    »So mögen sie in Gottes Namen thun, was sie nicht lassen können; mich laßt aber bei der ganzen Geschichte in Ruhe!«
    Damit mußte man sich zufrieden geben, und nun ging’s an die Vorbereitungen zur Hochzeit. Meister Antifer betheiligte sich nicht dabei. Er verließ kaum noch sein Zimmer, wo er Tag und Nacht unzählige Kiesel zermalmte, immer eine Beute dumpfen Zornes, der bei der ersten Gelegenheit auszubrechen drohte.
    Auch die Eheschließung fand statt, ohne daß er sich bestimmen ließ, ihr selbst beizuwohnen. Gildas Tregomain’s Zureden blieb fruchtlos; dieser genierte sich sogar nicht im mindesten, zu Antifer zu sagen:
    »Du thust unrecht, lieber Freund!
    – Möglich.
    – Du machst den Kindern nur Kummer… ich erwarte von Dir…
    – Und ich bitte Dich, mich ungeschoren zu lassen, Frachtschiffer!«
    Endlich wurden Enogate und Juhel getraut, und statt zweier Zimmer im Hause der Rue des Hautes-Salles hatten sie nun darin nur noch ein einziges inne. Wenn sie es verließen, geschah es nur, um mit Nanon beim besten der Menschen, ihrem Freunde Tregomain, ein Stündchen zu verplaudern. Hier sprachen sie häufig von Meister Antifer und beklagten es, ihn immer in so erregtem und traurigem Zustande zu sehen. Er ging nicht mehr aus, vertrug sich mit keinem Menschen mehr.
    Jetzt war es vorbei mit den Spaziergängen, die er sonst, das Pfeifchen im Munde, alltäglich auf den Wällen oder den Hafenquais unternahm. Es sah aus, als schämte er sich vor den Leuten.
    »Ich fürchte, seine Gesundheit wird darunter leiden, sagte Enogate, deren schöne Augen sich verschleierten, wenn sie von ihrem Onkel sprach.
    – Ich auch, mein liebes Kind, antwortete Nanon, und jeden Tag bitte ich Gott, daß er meinem armen Bruder wieder etwas Ruhe schenken möge.
    – Abscheulicher Pascha! rief Juhel. Er hatte es wohl so nöthig, uns seine Millionen in den Weg zu werfen.
    – Und noch dazu Millionen, die wir nicht einmal gefunden haben, antwortete Gildas Tregomain. Und doch… sie sind vorhanden… irgendwo, und wenn wir die letzten Angaben vollständig hätten lesen können….«
    Eines Tages sagte der Frachtschiffer zu Juhel:
    »Weißt Du, was ich denke, mein Junge?
    – Nun, was denken Sie, Herr Tregomain?
    – Daß Dein Onkel weniger aus Rand und Band wäre, wenn er den Ort, wo der Schatz liegt, erfahren hätte, selbst wenn er ihn nicht in die Hände bekam.
    – Vielleicht haben Sie recht, Herr Tregomain. Was ihn bedrückt, ist, daß er das Schriftstück mit der Angabe der Lage des vierten Eilands in der Hand hatte, ohne dessen letzte Zeilen enträthseln zu können.
    – Und das wäre nun die letzte Anstrengung gewesen! antwortete der Frachtschiffer. Das Document ließ darüber keinen Zweifel übrig….
    – Mein Onkel hat es auch aufbewahrt, und läßt es kaum aus den Augen Immer und immer wieder bemüht er sich, es zu lesen…
    – Verlorne Liebesmüh’, mein Junge, leider müssen wir uns damit bescheiden! Der Schatz Kamylk-Paschas wird nie… niemals gefunden werden!«
    Das war wohl höchst wahrscheinlich.
    Wir fügen hier ein, daß einige Tage nach der Hochzeit Nachricht eintraf, was aus dem elenden Saouk geworden war. Wenn der Schurke dem Meister Antifer und den andern in Spitzbergen nicht zuvorkommen konnte, lag das daran, daß er sich in Glasgow hatte erwischen lassen, und zwar gerade, als er nach den arktischen Gegenden absegeln wollte. Daß die Tyrcomel’sche Angelegenheit, der Ueberfall, von dem sich der Geistliche nur langsam erholte, vielen Staub aufgewirbelt hatte, ist ja erklärlich, ebenso wie die Verhältnisse, unter denen die berühmte Breite von seinen Schultern abgelesen wurde. Das setzte natürlich die Polizei von Edinburg in ungewöhnliche Bewegung und es wurden alle Maßregeln getroffen, den Verbrecher zu entdecken, von dem der Clergyman ja eine ganz genaue Personalbeschreibung geliefert hatte.
    Am Morgen des Ueberfalls hatte sich Saouk, ohne erst nach Gibb’s Royal Hotel zurückzukehren, in den Zug nach Glasgow geworfen. Hier hoffte er ein Schiff nach Bergen oder nach Drontheim zu finden. Statt sich an der Ostküste von Schottland einzuschiffen, wie es Meister Antifer gethan hatte, wollte er von der Westküste aus abdampfen. Die Weglänge war dabei ziemlich die gleiche und er rechnete darauf, das Ziel vor den rechtmäßigen Erben Kamylk-Paschas zu erreichen.
    Zu seinem Unglück mußte er in Glasgow eine ganze Woche warten, ehe sich ihm eine passende Fahrgelegenheit bot, und

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