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Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Titel: Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Aufgabe, ihn in diesem Punkt zu ändern. Seine Rolle als Psychiater oder Psychologe hatte nichts mit Takase oder Miura zu tun, sondern mit dem Objekt in Miuras Besitz. Mit diesem Stück Diebesgut, das möglicherweise eines Tages die ganze Welt verändern würde. „Du erinnerst dich, wie wir … die Stimme gehört haben?“
    Andô nickte. Wie hätte er so etwas vergessen können? Sie hatten etwas getan, was jeder Philosophie und jeder Wissenschaft widersprach. Falls sie das Experiment nicht nur geträumt hatten, war ihnen die Entdeckung des Jahrtausends gelungen. Doch ehe sie einordnen, begreifen, glauben konnten, was sie da erlebt hatten, durften sie es nicht an die Öffentlichkeit weitergeben. Vielleicht würden sie es nie publik machen können, und es würde auf immer ihr Geheimnis bleiben, bis sie es alle drei eines Tages mit ins Grab nahmen.
    „Heute werden wir nicht nur mit ihm sprechen können“, führte Miura mit seiner aufgeregten Mäusestimme aus, als er merkte, dass Takase zu betrunken war, um eine brauchbare Zusammenfassung zu liefern. „Takase hat die ganze Nacht hindurch gearbeitet und eine Schaltung konstruiert, mit deren Hilfe eine bestimmte Stelle des Films durch eine Reihe von Bändern immer wieder übereinander kopiert wird, wobei sich bestimmte Signale“, er holte Luft, „exponential verstärken und andere fast vollständig ausgefiltert werden. Die Signale laufen auf der Reihe der Bänder quasi rauf und runter, bis sie sich – wenn alles planmäßig läuft – auf das einpendeln, was wir sehen wollen.“
    Andôs Blick fiel auf einen Stapel Zeichnungen und Berechnungen, die neben dem Tisch verstreut lagen, und von denen er wusste, dass er sie niemals würde entziffern können, selbst wenn er in seinem Alter noch ein Studium der Elektrotechnik absolvierte.
    „Im Prinzip also dasselbe wie neulich?“, erkundigte sich Andô. „Nur, dass wir jetzt auch Bilder sehen werden?“
    „Du wirst … ihm in die Augen blicken können, Andô“, brachte Takase hervor und goss sich den letzten Rest Whisky ein.
    „Willst du ihn auf die Wand projizieren?“
    „Das habe ich vor. Ja.“
    „Er wird nicht … ich meine, er wird doch nicht …“ Andô rieb sich die Stirn. „Ach, vergiss es“, sagte er dann.
    „Er wird nicht materiell werden, falls du das meinst“, antwortete Miura. „Er wird ganz dem Medium verhaftet bleiben, nur Licht und Farbe und Ton. Es ist unklar, ob er uns sehen wird. Da er uns beim letzten Mal gehört hat, müsste es theoretisch möglich sein. Aber wahrscheinlich wird er durch das Licht aus dem Projektor geblendet werden.“
    „Geblendet – von dem Licht, aus dem er besteht?“ Andô runzelte die Stirn.
    Takase setzte sein Glas an die Lippen und schluckte den unverdünnten Whisky hinunter, ohne eine Miene zu verziehen. „Wir wissen so … so wenig.“
    „Ja, aber … du bist immerhin der Techniker! Du hast diese Apparaturen entwickelt.“ Andô registrierte, wie furchtsam seine Stimme klang. Er hatte nicht die Absicht, Takase irgendwelche Vorhaltungen zu machen, doch es machte ihn nervös, dass der Mann, der dieses unglaubliche Experiment vorbereitet hatte und leiten würde, stockbesoffen vor ihm saß und jeden Augenblick umzukippen drohte. Konnte er überhaupt ihre Sicherheit garantieren? Wusste er noch, was er da tat?
    „Du bist der Psychiater, Andô“, warf Miura scharf ein. „Hast du eine Ahnung, wie der Mann reagieren wird, falls wir tatsächlich Kontakt zu ihm aufnehmen?“
    „Das ist doch … etwas anderes“, verteidigte sich Dr. Andô. „Menschen und Maschinen …“
    Miura beugte sich über den Tisch zu ihm hinüber. „Diese Trennung gibt es hier nicht mehr, verstehst du das denn nicht? Das Technische und das Menschliche ist eins geworden. Es sind nur zwei Seiten einer Medaille. Takase arbeitet wie besessen an seiner Seite, und du sitzt daneben, wartest ab und erzählst uns, du wüsstest nicht, was passieren wird. Du bist zu unserer Sicherheit hier, Andô! Dafür bezahle ich dich. Nur deswegen habe ich dich zu einem Teil dieser Sache gemacht.“
    Der Arzt verstummte. Wenn der viel jüngere Mann so mit ihm sprach, kochte das Blut in seinen Adern. Es gehörte sich nicht, mit älteren und gebildeteren Personen so umzugehen. Andô war es gewesen, der Menschen einschüchterte, nicht umgekehrt – er hatte Leute in Tränen ausbrechen sehen, nur weil sein Blick auf ihnen ruhte.
    Doch Miura wusste genau, dass er es sich leisten konnte, auf Höflichkeit zu verzichten.

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