Meleons magische Schokoladen
nicht, welche Rolle Sie darin spielen. Doch eines beweist die Erfahrung: Er nimmt sich, was er haben will, ganz gleich, ob es sich um Macht, Gold oder Frauen handelt…“
Isabell wies zur Tür.
„Hinaus mit Ihnen! Kommen Sie ein andermal wieder, um mit Herrn Meleon selbst zu solche Nettigkeiten zu tauschen, und verschonen Sie mich jetzt und künftig vor Ihrer unangenehmen und ungezogenen Person!“
Niklas hob drohend den Besen und Phineas trat den Rückzug an.
Die Tür fiel zu. Niklas schloss ab, sank an der Tür herab und brach in Tränen aus. Er stammelte Worte in einer fremden Sprache und ließ sich nur mühsam beruhigen. Isabell drückte ihm ein Küchenhandtuch in die Hand, kochte Kaffee und schnitt zwei Scheiben Früchtebrot ab.
Niklas widerstand dem Duft nicht lange, schnäuzte sich ins Geschirrtuch und warf es dann in den Wäschekorb.
„Ich hasse ihn“, sagte er wild. „Ich hasse ihn. Er neidet Meleon das edle Blut, sein Wissen und ja – seine Macht! Weil er selbst eine Ratte aus der Gosse ist, die alles annagt und bepinkelt, um es anderen widerwärtig zu machen…“
„Niklas, achte auf deine Sprache“, sagte Isabell.
Er entschuldigte sich.
„Dieser Phineas treibt mir die Galle hoch. Meleon würde mich tadeln, denn wir sind erhaben, oder sollten es doch sein. Doch wenn er solche Sachen zu Ihnen sagt…“
„Ich vermag mich selbst zu wehren. Iss nun deinen Kuchen. Und dann verrate mir, wann wir Meleon zurückerwarten können. Ich möchte dich ungern heute Nacht allein hier lassen, wenn Herr Phineas vielleicht noch in der Nähe ist.“
„Die Sekoy…“, begann Niklas, sah, dass der Kasten fehlte und schlug entsetzt die Hand vor den Mund.
„Phineas hat sie in den Herd geworfen. Ich konnte ihn nicht mehr rechtzeitig zu fassen bekommen.“
Niklas blähte die Backen und ließ ganz langsam die Luft entweichen.
„Und ich dachte schon, er hätte sie mitgenommen. Aber das wagt er dann doch nicht. Meleon wird böse sein. Elf Sekoy vernichtet! Ein Vermögen! Und so viel Arbeit.“
„Sind sie teuer?“, fragte Isabell, da sie ja einen Kachmar gegessen hatte.
Niklas nickte. Er kontrollierte die Verriegelung der Fensterläden und lief dann nach oben, um sie auch dort vorzulegen. Isabell folgte ihm in den ersten Stock und hob Meleons Kleider auf.
„Hatte er es eilig?“
„Ja. Ein Brief kam. Er verbrannte ihn, ließ mich die Sekoy holen, nahm einen Dashân heraus, steckte ihn sich sofort in den Mund und musste hier herauf rennen, um die Kleider noch rechtzeitig herunterzubekommen, ehe die Verwandlung einsetzte.“
„Hat er nichts gesagt? Wie lange es dauert, oder wohin er unterwegs ist?“
„Er hat nur gesagt, er könne einige Tage ausbleiben und ich solle den Laden weiterführen.“
„Und was tun wir also?“
Niklas zuckte ein wenig hilflos die Achseln.
„Er hat mich noch nie allein gelassen. Wenn ihm etwas zustößt…“ Er straffte sich. „Was nicht geschehen wird. Er ist weise und mächtig. Wie oft haben sie ihn gejagt und er ist immer entkommen! Sogar an jenem schwarzen Tag…“ Sein Blick richtete sich ins Leere, dann sank sein Kopf und Isabell sah Tränen zu Boden tropfen. „Sie werden uns nicht in Ruhe lassen“, murmelte er. „Niemals.“
Isabell drückte Niklas auf die Bettkante nieder.
„Warum? Warum sind sie so entschlossen? Anscheinend haben sie doch, was sie wollten. Der König ist im Exil…“
„Sie fürchten, dass er zurückkommt. Dass Meleon ihm den Weg ebnet. Dass er furchtbare Rache nimmt.“ Niklas hob den Kopf und sah Isabell an. „Und ich hoffe, er wird es tun! Eines Tages, wenn er bereit ist, wird er sie vernichten. Alle!“
Er schob das Kinn vor und schniefte dabei.
Isabell schnalzte vorwurfsvoll.
„Meleon würde ganz gewiss niemanden vernichten. Schon gar nicht alle , wen auch immer dieses Wort einschließt.“
„Sie kennen ihn nicht. Sie kennen seinen Zorn nicht, wenn er frisch und heiß ist und schon gar nicht, wenn er abgekühlt und dreifach gefährlich ist. Es gibt niemanden, den sie so fürchten, denn sie wissen, was sie ihm angetan haben. Ich war dabei. Ich habe gesehen, wie sie die Herrin die Treppe hinab stürzten, wie sie liegen blieb…“ Diesmal begann er zu schluchzen. „Und Lesla…“ Er brachte die Worte gar nicht mehr heraus. Isabell zog seinen Kopf in ihre Arme und streichelte sein Haar, während er immer haltloser weinte. Irgendwann sah er aus geschwollenen Augen zu ihr auf. „Sie sind alle tot. Außer Meleon und
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