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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Merit Blum
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sich ergehen zu lassen.

Verwandlung

    Meleon blieb sieben Tage fort.
    Niklas wurde immer aufgeregter. Blass und unglücklich erfüllte er seine Aufgaben, aß nur, wenn ihn Isabell dazu nötigte, und sie argwöhnte, dass er nachts keinen Schlaf fand.
    Am zweiten Abend begann sie, Pralinen zu machen, denn im Laden wurde die Ware knapp. Sie nahm das Oktavheft, in dem Meleon in seiner schönen, sehr großen Schrift Übungsrezepte für sie vermerkt hatte, fertigte nach seinen Angaben Buttertrüffel, überzog schon fertig kandierte Früchte mit Schokolade und wagte sich dann an etwas Neues. Auf der nächsten Seite des blauen Heftes stand Möhrenkonfekt . Der Lebensmittelhändler hatte am Morgen Möhren mitgebracht. Isabell überzeugte sich, dass auch alle anderen Zutaten zur Hand waren, säuberte die Möhren, raspelte sie auf der stählernen Reibe, kochte sie in einem Gemisch aus Sahne, Butter und Zucker, fügte Nelkenpulver, Zimt, Kardamom und Zitronenschale hinzu, rührte, bis die Masse zäh am Löffel haften blieb und strich sie dann auf ein gefettetes Blech. Ein nahrhafter und doch zarter Duft zog durch die Küche.
    Isabell leckte den Spatel ab.
    Köstlich.
    Das Rezept schrieb vor, die Masse bis zum folgenden Tag trocknen zu lassen und sie dann zu schokolieren. Aber vorne im Laden fehlte an allen Ecken und Enden frische Ware. Statt der üblichen Pyramiden trugen die Silberplatten durchgehend nur noch eine Lage Pralinen und überall klafften Lücken. Also stellte Isabell eine Schüssel kaltes Wasser bereit, befeuchtete die Hände und begann, Kugeln zu formen. Nachdem die gesamte Masse verarbeitet war, tauchte sie die kleinen, orangeroten Bällchen in dunkle Schokolade und setzte sie in Papiermanschetten, ohne sie erst auf dem Trockengitter abtropfen zu lassen.
    Am Mittag des folgenden Tages war das Möhrenkonfekt ausverkauft. Am Abend versuchte sich Isabell an Cremetüllen. Vierzig fertig gerollte Tütchen aus feinstem Hippengebäck lagen in Dosen zwischen Pergament aufgeschichtet. Isabell bereitete nach Rezept Nummer 27 im Heft Schokoladensahne und füllte die Hälfte der Tüllen. Für die andere Hälfte machte sie Tortencreme nach Rezept Nummer 19 und arbeitete tropfenweise frisch gebrühten, sehr starken Kaffee ein.
    Niklas betrachtete die fertigen Tütchen verzweifelt.
    „Sie sind wunderbar“, sagte er. „Aber was soll ich mit vierzig davon? Ich bräuchte mindestens hundert. Oder noch besser einige Pfund Pralinen dazu.“
    Isabell sah auf die beiden Tabletts, die sich in den prachtvollen Glasvitrinen tatsächlich armselig ausnehmen mussten.
    „Damals, als ich mich so unvermutet… verwandelt habe, da bist du zum Haus meiner Eltern gelaufen und hast ihnen irgendetwas weisgemacht. Könntest du das auch heute?“
    Niklas wiegte skeptisch den Kopf hin und her.
    „Je mehr Personen Ihre Abwesenheit bemerken, desto schwieriger ist dieser Zauber“, sagte er. „Aber ich glaube, ich werde es hinbekommen.“

    Isabell blieb bis weit über Mitternacht und fürchtete sich auf dem Heimweg dann so sehr, dass sie beinah geweint hätte, denn die Laternen waren um diese Zeit längst gelöscht und die Straßen stockfinster. Sie tastete sich an Backstein und rauem Putz entlang, stolperte immer wieder und war froh, als sich die Wolken vom aufgehenden Mond zurückzogen, der beinah sein volles Rund zeigte und ihr für den Rest ihres Weges ein wenig fahles Licht und bläuliche Schatten gönnte. Niklas hatte ihr den Hausschlüssel besorgt, ganz als sei das ein Kinderspiel, und so fand niemand heraus, wann sie wirklich gekommen war.
    Ein zweites Mal wagte sie es nicht, so lang in Meleons Küche zu bleiben und grübelte einen ganzen Abend darüber nach, wie sie in kurzer Zeit genügend Konfekt herstellen sollte.
    Sie verfiel schließlich darauf, mehrere dünne Biskuitböden zu backen, sie mit verschiedenen Cremes zu bestreichen, zu rollen und in Scheiben zu schneiden. Biskuit war leicht herzustellen und schnell gebacken und ebenso leicht weiter zu verarbeiten. Einige füllte sie auch mit Meleons selbstgemachten Marmeladen und ließ sie im Ofen noch einmal mit einer dünnen Zuckerkruste knusprig werden. Als sie fertig war, betrachtete sie stolz ihr Werk: Neun Tabletts, auf denen sich appetitliche kleine Rollen türmten. Niklas zeigte sich beeindruckt und auch die Kundschaft nahm diese Neuerung wohlwollend auf. Trotzdem fühlte sich Isabell wie beim Tanz auf einem Kreisel, der sich immer schneller dreht, denn sie vermochte es einfach

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