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Melina und das Geheimnis aus Stein

Melina und das Geheimnis aus Stein

Titel: Melina und das Geheimnis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Röder
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einen elektrischen Schlag.“ Sie seufzt: „Tut mir leid, ich kann das nicht so gut erklären. Vielleicht fragst du noch mal Melina, wenn sie kommt.“
    „Das war doch eine gute Antwort!“ Will nimmt ihren Ball an. „Außerdem … Melina mag meine Fragen nicht so gern. Ich glaube, ich gehe ihr damit auf die Nerven.“
    Pippa ist auf meine Schulter geklettert und zieht mich sanft am Ohr. „Du solltest nicht heimlich zuhören, was deine Freunde über dich reden!“, warnt sie mich. „Los, geh runter zu ihnen! Sie warten auf dich!“ Aber ich stehe da, hinter dem Fenster, und kann mich nicht rühren.
    „Weißt du auch, warum Menschen Briefe schreiben?“, fragt Will gerade.
    Der Fußball liegt vergessen im Wintergras. Sie haben aufgehört zu spielen und stehen jetzt dicht voreinander, zu dicht. Ein Teil von mir will rausrennen und sie auseinanderziehen.
    „Ich glaube, weil der Briefeschreiber den Menschen, dem er den Brief schickt, mag. Weil er ihm nah sein will“, antwortet Jessie nach kurzem Nachdenken. Dann grinst sie Will an. „Ich hab schon eine Menge Briefe bekommen, Liebesbriefe, von den Jungs aus meiner Klasse und meiner Fußballmannschaft.“
    „Und, hast du zurückgeschrieben?“, fragt Will.
    „Nö, die Jungs aus meiner Klasse sind alle blöd. Aber du … du bist anders.“
    „Anders. Weil ich ein Zombie bin.“ Selbst aus der Entfernung kann ich sehen, wie Will unter seinem Mantel die Flügel hängen lässt, als wären sie Bleigewichte, die ihn zu Boden ziehen.
    „Nein, nicht deswegen!“, ruft Jessie. „Ich find’s toll, dass du so interessante Fragen stellst. Du bist ein prima Torwart, aber kein Angeber. Du bist ein guter Freund.“
    Mein Atem lässt die kalte Scheibe beschlagen. Als die Sicht wieder klar ist, sehe ich, dass Jessie Will die Hand auf die Schulter gelegt hat. Genau da, wo seine Flügel den Mantel ausbeulen. „Du bist nett und lustig und fair zu Mädchen und ein Freak, aber ein lieber“, sagt Jessie leise. Und dann umarmt sie ihn richtig.
    Pippa streichelt sanft meine Wange. Ich male ein Herz auf die beschlagene Scheibe, um die beiden, die sich da draußen umarmen. Dann wische ich es weg.
    Weil ich Will und Jessie nicht mehr sehen will, weil ich plötzlich wacklige Puddingbeine habe, lasse ich mich auf Jessies Bett fallen. Aber selbst da lassen die zwei mich nicht in Ruhe. Direkt über mir hängt das Geburtstagsbild von uns dreien. Ich nehme den Rahmen herunter. Es ist falsch, dass es noch da hängt, obwohl nichts, nichts mehr so ist wie vorher.
    Ich öffne den Rahmen und nehme das Bild heraus, das ich dem Mädchen geschenkt habe, von dem ich dachte, es wäre meine Freundin. Sie hat es nicht verdient. Hinter meinem Rücken hat sie mir Will weggenommen. Meine Statue, die ich aufgeweckt habe, die nur wegen mir lebendig ist!
    Aber das hier, das soll sie nicht mehr haben! Ich nehme das Bild und reiße es in der Mitte durch. Jetzt sind auf der einen Seite Will und ich und auf der anderen ist Jessie, ganz allein. Das geschieht ihr recht!
    Ich drücke die Hälfte von mir und Will an meine Brust, stürme die Treppe hinunter und laufe hinaus in den Wintertag.

Was ist Winter?
    Meine Füße tragen mich ganz von selbst zu meinem geheimen Zufluchtsort. Aber ohne Will ist es nicht dasselbe. Der Boden ist hart gefroren und die Friedhofsbäume strecken ihre kahlen Äste empor. Empor zu einem Himmel, der nicht mehr blau ist, sondern grau, grau, grau.
    Als ich aus dem Eingangstor trete, sehe ich Will die Straße entlang auf mich zukommen. Nervös spielen meine Finger mit einer Kastanie in meiner Jackentasche. Früher dachte ich, es sei die schönste Kastanie der Welt, weil Will sie mir geschenkt hat. Ich drücke die Kastanie fest und wünsche mir, einfach zu verschwinden. Aber dafür ist es zu spät, Will hat mich schon entdeckt.
    „Hallo, Melina! Ich hab gehofft, dass ich dich hier treffe!“, ruft er schon von Weitem. Sein Gesicht ist von der Kälte gerötet, seine Augen strahlen so, dass ich ihn kaum ansehen kann. Als wäre heute der schönste Tag seines Lebens. „Hast du schon mit Hubertus gesprochen? Hast du ihm gesagt, dass er mir die Flügel abnehmen muss, damit ich ein richtiger Mensch werden kann?“
    „Nein“, murmele ich und dränge mich an ihm vorbei. „Es wird bald dunkel, ich muss nach Hause.“ Ich gehe schnell, aber Will hält mit mir Schritt.
    „Soll ich mit Hubertus reden?“, fragt er eifrig. „Ich könnte es ihm erklären, dann hilft er uns bestimmt!“ Leise und

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