Melodie des Südens
erste Hund sprang ihn an, riss ihn nieder, die anderen schnappten nach ihm, knurrten, bissen zu. Sie schlugen die Zähne in sein Fleisch, Zähne knirschten auf Knochen. Sein Gehirn verschloss sich dem Schmerz, aber nicht dem Grauen, dem entsetzlich klaren Wissen, was da passierte, während die Zähne seine Kleider und sein Fleisch zerrissen.
Über all dem Knurren, Grollen und Schnappen hörte Peter seinen eigenen Schrei, wie von ferne, hoch und endlos.
Bis die Männer die Hunde eingeholt hatten, hatte sich Peters Blut mit dem schwarzen Wasser vermischt, und er kämpfte nicht mehr.
Warme Hände zogen ihn aus dem Wasser, legten ihn auf den Boden, wo ihn ein Kreis von Lampen beleuchtete. Ein Mann mit einem Gewehr über der Schulter stieß ihn mit dem Stiefel an. »Nehmt ihn mit zurück, vielleicht findet sich ja irgendjemand, der Lust hat, ihn wieder zusammenzuflicken. Wird aber wohl nicht mehr viel nützen.«
Zwei Schwarze, barfuß und zerlumpt wie Peter, knieten sich hin. Einer von ihnen zog sein schmutziges, grobes Hemd aus und wickelte es Peter um den Hals, bevor sie ihn hochhoben.
»Und wir sehen zu, dass wir den anderen erwischen«, sagte der Mann mit der Laterne. »Die Bluthunde kriegen ihn vor den Kopfjägern, wetten?«
Beim ersten Morgenlicht stand Marianne Johnston auf. Diese schläfrige Zeit, während sie darauf wartete, dass man ihr eine Tasse Kaffee an ihr Himmelbett mit der rosa Seidenbespannung brachte – sie konnte sie gar nicht richtig genießen. Zu viel war zu tun, und das meiste ließ sich am besten erledigen, solange die Sonne den Morgendunst noch nicht vertrieben hatte.
Freddie, Mariannes kleiner King-Charles-Spaniel, sprang aufs Fußende des Bettes und forderte seinen Guten-Morgen-Kuss; dann hüpfte er wieder auf den Boden und trug einen von Mariannes Hausschuhen davon, bevor sie auch nur die Füße auf den Boden gestellt hatte.
Nach einem fröhlichen Gerangel um den Schuh bürstete Marianne schnell ihre langen Haare durch und steckte sie ein wenig hoch. Sie hatte gerade ihren Gartenrock mit den großen Taschen angezogen, als sie Lärm von draußen hörte.
Schnell schlüpfte sie in eine Bluse, öffnete die Balkontür und beugte sich über das Geländer. Eine Gruppe Sklaven stand unten, und als einer zur Seite trat, konnte Marianne das blutige Bündel sehen, das sie mitgebracht hatten. Sie wollten zu ihr.
Sie band sich die Schuhe zu, zog ihre Medizintasche aus dem Regal, rief ihrem Hund ein scharfes »Bleib!« zu und rannte die große Treppe hinunter, durch den frisch gebohnerten Salon und hinaus auf den Hof.
»Was ist passiert?«, rief sie noch an der Tür.
Pearl, eine schlanke junge Frau mit zarten Gesichtszügen und großen, sanften Augen, rückte mit zitternden Händen ihr Kopftuch zurecht. »Die Hunde, Miss Marianne … Aber er atmet noch.«
Pearl ging zur Seite und gab den Blick auf den geschundenen Körper frei. Marianne bekreuzigte sich und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Guter Gott, steh mir bei! Dann atmete sie einmal tief durch und schlug die Augen wieder auf.
Die kleine Annie, eines der Hausmädchen und einer ihrer Lieblinge, stand mit offenem Mund da, wie gelähmt vor Entsetzen. »Annie, geh und sag Evette, wir brauchen heißes Wasser«, setzte Marianne die Kleine in Bewegung. »Und den großen Tisch soll sie frei machen. Nun lauf schon!« Zu Pearl sagte sie: »Wir werden ihn im Küchenhaus waschen.«
Seit sie dreizehn Jahre alt war, hatte sie bei unendlich vielen Sklaven klaffende Wunden genäht und Verbände angelegt, aber dieser arme Kerl … noch nie hatte sie jemanden gesehen, der so grauenvoll zugerichtet worden war.
Seit wann hetzen wir denn Hunde auf unsere Leute?, fragte sie sich im Stillen.
Sie und Pearl liefen neben den Männern her, die Peter trugen. Wann immer Marianne Hilfe bei der Krankenpflege brauchte, ließ sie Pearl holen, denn die junge Frau hatte sanfte Hände, und weder der Anblick noch der Geruch von Blut schien ihr viel auszumachen.
Sie wischte Peters Gesicht ab. »Wer ist es denn?«
»Das ist Peter, Miss Marianne.«
Sie kannte ihn nicht. Er konnte kaum älter als vierzehn Jahre sein, und er hatte versucht, davonzulaufen. Was für ein Risiko diese Leute auf sich nehmen, dachte sie. Sein Kopf kippte zur Seite weg, als sie ihn hinlegten. Er hatte so viel Blut verloren, dass sie kaum glaubte, er würde das Bewusstsein jemals wiedererlangen.
Mit Pearls Hilfe wusch sie ihn erst mit warmem Wasser, dann mit Zaubernuss-Extrakt. Sie
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