Men in Black II
Schweine, Ziegen und dem diversen anderen Vieh, das sie im Laufe eines harten Lebens angesammelt hatten.
Aber nicht mehr lange. Der Park sollte dem Wohlbefinden reicher und armer Menschen gleichermaßen dienen, also hatten die Armen gefälligst zu verschwinden. Die Entwicklung würde voranschreiten, und zwar mit der Wucht einer Dampfwalze, und alles, was sich ihr in den Weg stellte, würde zerquetscht werden. Ohne große Umstände, dafür mit umso beachtlicherer Effizienz, wurden die unerwünschten Bewohner vertrieben, ebenso wie ihre Ziegen.
Und so, befreit von jeglichem Gesindel, kunstvoll angelegt und prachtvoll bepflanzt, wurde der Central Park geboren.
Das mit dem Gesindel ist allerdings so eine Sache …
Die angestrahlte gotische Fassade des Dakota Buildings erhob sich über die Bäume des Central Park West und erinnerte die nächtlichen Jogger und Gassigänger unter dem Blätterdach daran, dass die Zivilisation nicht so weit entfernt war, wie es den Anschein hatte. Ein eher lästiger Gedanke, wenn es darum ging, eine Illusion ländlicher Abgeschiedenheit zu schaffen, doch ein recht wohltuender, wenn man zu den Menschen gehörte, die nur ungern ganz allein waren. Immerhin konnte Abgeschiedenheit auch gefährlich sein. Jedes Raubtier weiß, dass es, will es seiner Beute habhaft werden, diese zuerst vom Rest der Herde trennen muss.
Der Friede des Parks wurde in dieser süßen Sommernacht abrupt von dem lauten, beharrlichen Bellen eines Hundes gestört. In einem Wäldchen hockte ein stattlicher Golden Retriever auf seinem Hinterteil und starrte unter wütendem Kläffen zum Nachthimmel hinauf. Was auch immer sein Misstrauen erregt haben mochte – Vogel, Vierbeiner oder der schwarze Mann höchstpersönlich –, der Hund begegnete ihm wie einer ernst zu nehmenden Gefahr und gab sich alle Mühe, die Aufmerksamkeit irgendeines Passanten zu erregen, der vielleicht imstande war, diese Gefahr zu neutralisieren.
Und die Aufmerksamkeit einer Person war ihm gewiss. In der Dunkelheit ertönten schwere, angestrengte Atemgeräusche, als ein fetter Mann mit einer Leine in der Hand wütend und erschöpft auf ihn zustolperte.
»Fuß, Harvey!«, keuchte er und befestigte die Leine an dem Halsband des Retrievers. »Fuß!« Er ließ sich ein wenig Zeit, um wieder zu Atem zu kommen, ehe er an der Leine zerrte, um so schnell wie möglich aus diesem Park und dieser Abgeschiedenheit zu verschwinden. Seine physische Kondition mochte zu wünschen übrig lassen, für seine Überlebensinstinkte jedoch hatte er eine Goldmedaille verdient.
Der Hund blieb sitzen und bellte weiter, ohne sich um die Stimme seines Herrn zu scheren.
»Du bellst den Mond an, du Trottel«, schimpfte der fette Mann, der die pflichtbewusste Hingabe des Tieres für schieren Eigensinn hielt. Im Paläolithikum hatten die Vorfahren desselben Mannes Hunde wegen eben dieser Standhaftigkeit gezähmt und hoch geschätzt, denn sie hatten gewusst, dass das Bellen eines Hundes stets ein Anlass war, sich seinen Speer zu schnappen und besonders wachsam zu sein, bereit, einen Feind abzuwehren, der grundsätzlich größer, bösartiger und bissiger war als sie selbst. Sie hatten noch hingehört, wenn des Nachts ein treues Gebell erklungen war, und folglich hatten sie überleben und ihre Weisheit an ihre Kinder weitergeben können: Wenn der Hund bellt, dann pass auf oder du wirst gefrühstückt! Diese fortdauernde Teamarbeit zwischen Hunden und Menschen wurde zu einer Inspiration für spätere Generationen und zu einem von der Zeit geheiligten Band.
Der fette Mann machte sich weniger Gedanken um Inspiration als um Transpiration, denn er troff förmlich vor Schweiß. Er hatte seinem eigensinnigen Köter hinterherjagen müssen, voller Furcht, er könnte ihn verloren haben, das Tier könnte den Park verlassen haben und von einem Auto planiert worden sein. Und das alles nur, um dann festzustellen, dass der dämliche Köter den Mond anbellte, was ihn förmlich zum Kochen brachte. Nun wollte er nur noch nach Hause, duschen und einen Blutschwur ablegen, dass sein nächstes Haustier ein Hamster sein würde.
»Komm jetzt, Harvey!«, befahl er, und als der Hund sich immer noch weigerte zu gehorchen, zerrte er ihn mit roher Gewalt mit sich. »Blöde Töle«, murmelte er. »Bellt der Kerl doch tatsächlich den Scheißmond an.«
Der Hund gab noch ein letztes Kläffen von sich, als sein Halsband tief in seine Kehle schnitt, ehe er schließlich mit seinem Herrn von dannen zog.
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