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Men in Black II

Titel: Men in Black II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther M. Friesner
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derartige Lokalitäten von Kunststoffattrappen und Möchtegerndiners unterschied.
    Diner sind ein guter Ort, um sich zu setzen, vorübergehend die Beine zu entlasten, sich im Winter aufzuwärmen und im Sommer abzukühlen oder eine Beziehung zu beenden, die einfach nicht mehr funktioniert. Es sind öffentliche Plätze, an denen sich zu jeder Tageszeit ein paar Kunden aufhalten, ein Umstand, dessen Einfluss auch solche Gestalten zur Zurückhaltung mahnt, die sonst vielleicht eine hässliche Szene veranstaltet hätten.
    So viel zur Theorie.
    Wie es in nicht wenigen Songtexten heißt, Trennungen sind immer schwer. Egal, wie vorsichtig die erste Partei – der Verlassende – vorgeht, wie sehr er sich bemühen mag, den Schlag zu mildern, den er der zweiten Partei – dem Verlassenen – versetzt, einfach ist es nie. Außerdem neigen bevorstehende Trennungen dazu, sich bereits anzukündigen, lange bevor besagte erste Partei das Thema auch nur anschneidet. Es hängt einfach zwischen den beiden involvierten Parteien in der Luft, so ähnlich wie die Gegenwart eines sehr, sehr alten Hühnereis an einem sehr, sehr heißen Tag. Alle Versuche, sich dem Thema sanft zu nähern, sind vergeblich: Manchmal ist es das Beste, es einfach auszusprechen und die Sache zu Ende zu bringen, denn je länger man damit wartet, desto peinlicher wird die ganze Geschichte.
    Tee und Jay saßen in einer Sitznische des Empire Diners, und besagte Peinlichkeit lastete schwer auf ihnen. Das Geschäft lief gut, das Diner war überfüllt, und um sie herum herrschte das übliche Klirren von Geschirr und das Stimmengewirr gehetzter Kellnerinnen und lärmender Kunden, doch die beiden Partner schienen unter einer Käseglocke Unheil verkündender Stille zu hocken. Zwei Tassen Kaffee und zwei Teller mit Kuchen standen auf dem Tisch zwischen ihnen. Tee aß und bemühte sich redlich, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, obwohl er genau wusste, dass das nicht der Fall war.
    »Guter Kuchen«, verkündete er in dem Versuch, eine nette Konversation einzuleiten.
    »Ja«, erwiderte Jay und beließ es dabei.
    »Voll hier«, bemerkte Tee und sah sich in dem Diner um. Sein zweiter Versuch, die Stille zu bannen, denn er wusste, was sie zu bedeuten hatte, er wusste, was auf ihn zukam, und wenn es auch unausweichlich war, so war er doch fest entschlossen, alles zu tun, um es noch ein wenig hinauszuzögern.
    »Ja«, sagte Jay. »Sie machen guten Kuchen.«
    Tee brach in Tränen aus.
    »Was zur Hölle machen Sie denn?«, fragte Jay aufgebracht und sah sich um, während er fühlte, wie seine Wangen vor Verlegenheit zu glühen anfingen. Bei seinem Glück war dies der einzige Augenblick und der einzige Ort in der Geschichte von New York City, an dem jeder Mensch in der näheren Umgebung beschließen würde, dass das, was hier vor sich ging, auch ihn etwas anginge. »Was ist los mit Ihnen?«
    Tee schniefte und schluchzte: »Sie werden mich neuralisieren.«
    »Nein, das werde ich nicht«, widersprach Jay beschwichtigend, bemüht, die Vorgänge an ihrem Tisch nicht ausufern zu lassen.
    »Doch, das werden Sie«, beharrte Tee mit vor Verzweiflung triefender Stimme. »Sie haben mich an einen öffentlichen Ort gebracht, damit ich Ihnen keine Szene machen kann.«
    »Das tun Sie doch schon.« Innerlich grollend, nachdem Tee seine Absichten so perfekt durchschaut hatte, beugte sich Jay über den Tisch. »Lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen«, sagte er milde. »Warum sind Sie bei den MIB?«
    Tee schüttelte sich, wischte sich die Tränen ab und blickte auf, beinahe so enthusiastisch wie zu seinen besten Zeiten. »Sechs Jahre bei den Marines«, antwortete er. »Mag den Dienst. Mag die Action. Den Planeten schützen und so.«
    »Ein Held sein«, schloss Jay.
    Tee zuckte die Schultern, schließlich konnte er seinem Partner schlecht ins Gesicht sagen, dass er vollkommen Recht hatte.
    »Dann haben Sie sich der falschen Organisation angeschlossen. Haben Sie je von James Edwards gehört?« Noch während er ihn aussprach, klang sein eigener Geburtsname unsäglich fremd in Jays Ohren. Er wusste, dass er der letzte Mensch auf Erden war, der sich an diesen Namen erinnerte oder an den Mann, der früher darauf gehört hatte, und das bereitete ihm ein seltsam unbehagliches Gefühl in der Magengrube. »Er hat heute Abend in der U-Bahn fünfundachtzig Menschen das Leben gerettet, und niemand weiß, dass er überhaupt existiert. Und wenn niemand weiß, dass er existiert, wird ihn auch niemand jemals

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