Men in Black II
Nachthimmel hinauf. Soweit es all die Fahrgäste betraf, die er gerade gerettet hatte, war er voller Sterne und ausgedienter Raumstationen, und das war auch schon alles. Er wusste es besser, und das war echtes Wissen, nicht die vage Hoffnung eines Träumers oder Dichters oder eines hingebungsvollen Science-Fiction-Fans.
Für ihn war das nichts Neues mehr; er kannte die Wahrheit schon, seit er zu den Men in Black gestoßen war, und doch fühlte er sich durch dieses Wissen noch immer … seltsam. Sonderbar. Anders.
Das Schlimmste an der Sache war, dass er mit keiner Menschenseele über seine Gefühle sprechen konnte, mit niemandem außerhalb der MIB. Außerhalb der MIB gab es schlicht nichts. Alle Spuren seines früheren Lebens waren systematisch ausgelöscht worden, als er beschlossen hatte, diesem Verein beizutreten, von seiner Geburtsurkunde über seinen Sozialversicherungsausweis bis hin zu jeder einzelnen Linie seiner Fingerabdrücke.
Und was seine Kollegen innerhalb seiner Dienststelle anging … wozu sollte er mit denen reden? Der einzige Mann, der ihn verstanden hätte, war fort, ausgemustert, im Ruhestand, zurückgekehrt zu seinem netten, normalen Leben und dank der segensreichen Wirkung eines Neuralisatorblitzes frei von jeglichen Erinnerungen an die MIB. Jay wusste, dass die anderen lediglich glauben würden, er sei weich geworden, wenn er mit ihnen darüber sprechen würde. Aber man wird nicht weich und arbeitet weiter für die Men in Black, und einem Mann, dessen ganzes Leben auf die Men in Black beschränkt war, blieben nicht viele Optionen.
»Hatten Sie schon mal das Gefühl, ganz allein auf der Welt zu sein, Tee?«, fragte Jay leise.
Tee spannte sich. »Das ist ein Test, richtig? Das kriege ich hin. Ja.« Seine Stimme klang hoffnungsvoll. Dann, hastig: »Nein.« Seine Stimme klang zweifelnd. Und schließlich: »Ich bin nicht sicher.« Er sackte in sich zusammen. »Ich bin erledigt.«
Jay stand auf und gab sich alle Mühe, nicht zu seufzen, schließlich sah er wenig Sinn darin, den großen Jungen unnötig aufzuregen. »Kommen Sie, ich spendiere ein Stück Kuchen.«
»Wirklich?« Tee wurde gleich wieder munter. »Danke.« Als sie sich auf den Weg machten, legte er Jay einen Arm um die Schultern und sagte unbeholfen: »Hey, Sie sind nicht allein auf der Welt.«
»Nehmen Sie den Arm weg«, wies Jay ihn an.
Kapitel 3
Im Gegensatz zu der allgemein vorherrschenden Meinung ist der Central Park keine natürliche Besonderheit in der Landschaft Manhattans, sondern ein Gebilde von Menschenhand. Diese grüne Insel, diese idyllische Zuflucht vor dem hektischen Treiben und Lärmen der großen Stadt begann ihre Existenz als Brachland in Verbindung mit einem Traum. Irgendwann Mitte des 19. Jahrhunderts, während die Stadt in einem sagenhaften Tempo immer größer wurde, erkannte irgendein weiser Visionär, dass es den Menschen nicht reichen würde, in der größten Stadt der Welt zu leben: Sie brauchten auch einen Ort, wo sie sich vor der größten Stadt der Welt verstecken konnten, wenigstens manchmal.
Nach einem lebhaften Konkurrenzkampf um das Recht, den Park zu planen und anzulegen, heimste Frederick Law Olmstead die Siegeslorbeeren ein. Sein Plan umfasste ein abwechslungsreiches Gelände mit Hügeln, Wiesen, Dickichten, Seen, architektonischen Gärten, Orten, wo die Reichen in ihren Kutschen flanieren konnten, um zu sehen und gesehen zu werden, und anderen, an denen die Armen Luft atmen konnten, die nicht von dem Kohlenrauch der Wohnhäuser verseucht war. Das fertig gestellte Projekt öffnete 1859, kurz vor Ausbruch des Bürgerkrieges, zum ersten Mal seine Pforten für die Öffentlichkeit.
Natürlich war die ganze Geschichte bei weitem nicht so einfach. Nichts ist jemals einfach in New York City.
Nach über zehn Jahren strapaziöser politischer Bemühungen, nur um die Genehmigung und die Mittel für den Park zu bekommen, musste das auserkorene Gelände noch umgestaltet werden. Und es war nicht damit getan, Sümpfe trockenzulegen, Felsbrocken in tausend Stücke zu sprengen, unzählige Ladungen von Gestein ab- und eine ähnliche Menge von Mutterboden anzufahren, ganz zu schweigen von der Bepflanzung besagten Mutterbodens mit über einer Viertelmillion Bäumen und Sträuchern.
Es ging auch darum, unerwünschte Personen fern zu halten. Das Brachland, das einmal der Central Park werden sollte, beherbergte zu dieser Zeit beinahe zweitausend illegale Siedler, die Ärmsten der Armen, einschließlich ihrer
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