Mensch und Hund - ein starkes Team
bedeutet aber in der Konsequenz nichts anderes, als sich auf Kosten anderer zu profilieren. Dieses sogenannte „Fehlerspiel“ bewirkt jedoch, dass die Angst vor Fehlern bei allen immer größer wird und sowohl die individuelle als auch die gesellschaftliche Entwicklung behindert wird.
Sind Fehler immer falsch?
Fehler ist nicht gleich Fehler. Was für den einen ein Fehler ist, muss für den anderen nicht notgedrungen auch ein Fehler sein. Besonders wenn es sich um zwei verschiedene Spezies handelt, kann man nicht davon ausgehen, dass gleiche Ereignisse und Erlebnisse gleiche Emotionen oder Verhaltensweisen auslösen.
Zurück zu unserem „Wurstbrot-Beispiel“: Der Hund riecht, dass etwas Essbares im Raum ist, seine Instinkte treiben ihn dazu, es sich zu holen. Aus der Sicht des Hundes ist dieses Verhalten kein Fehler.
Der Hund in unserem Beispiel hat gelernt, dass der Mensch seine Ressource „Wurstbrot“ recht vehement verteidigt. Sobald aber der Mensch den Raum verlässt, ist die Ressource frei und der Hund kann sie sich nehmen. Nichts anderes passiert in freier Wildbahn: Verlässt ein Wolf seine Beute, ist sie für alle anderen frei zugänglich.
Unser Hund hat gelernt, dass er das Wurstbrot nur in Abwesenheit des Menschen nimmt, und hat damit ein Ziel erreicht: Das Wurstbrot zu fressen, ohne Ärger zu bekommen! Ein gutes Beispiel für „hündische“ Logik!
Solche Kurskorrekturen können jedoch nur vorgenommen werden, wenn entsprechende Indikatoren ein Abweichen vom Weg ermöglichen. Würde es solche Hinweise nicht geben, würde man Zeit seines Lebens immer den falschen Weg gehen.
So „tickt“ der Hund
Werden Hunde vor eine neue Aufgabe gestellt, so werden sie mit ihrem ganzen Verhaltensrepertoire ausprobieren, ob sie mit einem bestimmten Verhalten Erfolg haben. Funktioniert dieses bestimmte Verhalten, werden sie es ab dann vermehrt zeigen. Jedem Hund stehen alle einmal erlernten und angeborenen Verhaltensweisen bei jeder Problemlösung zur Verfügung. Er wird jedoch zuerst auf die zurückgreifen, mit der er am häufigsten Erfolg hatte. Nur falls ein Verhalten einmal nicht zum Ziel führt (aus „hündischer Sicht“), wird er eine andere Lösung suchen.
Zwei Sichtweisen – nutzen Sie Ihre Chance
Zeigt der Hund ein Verhalten, das für ihn selbst zwar keinen „Fehler“ darstellt, vom Hundehalter aber sehr wohl als falsches Verhalten empfunden wird, kommt es zum Konflikt zwischen den beiden. Es muss daher eine für beide Seiten positive Lösung gefunden werden. Eine Möglichkeit wäre, dass der Mensch ein Alternativverhalten vom Hund bestärkt und damit den Konflikt gar nicht erst entstehen lässt. Der Hund muss aus diesem Alternativverhalten jedoch einen gleich großen Nutzen ziehen können.
Ein Beispiel für den „Wurstbrot stehlenden Hund“: Wenn der Mensch den Raum mit dem unbewachten Brot verlässt, kann er den Hund zu sich rufen und ihn mit einer Futterbelohnung fürs Kommen belohnen. Die hochwertige Futterbelohnung ist für den Hund ein adäquater Ersatz für das Wurstbrot und der Mensch hat beim Zurückkommen sein Wurstbrot noch am Tisch.
Trainings-Tipp
Hunde können nur dann Ereignisse miteinander verknüpfen, wenn sie binnen einer Sekunde aufeinander folgen. Schlecht ist, wenn wir dem Hund das Kommando „Sitz“ geben und er sich hinsetzt, aber in dem Moment der Belohnung wieder aufsteht. Hier sollte man darauf verzichten, ihm sein Leckerli zu geben, denn der Hund lernt nicht, dass es fürs „Sitzen“ eine Belohnung gibt, sondern fürs „Aufstehen“.
Folglich wird er auf das Kommando „Sitz“ nur noch ganz kurz das Hinterteil senken, aber dann sofort wieder aufstehen. Achten Sie immer darauf, Ihrem Hund nur dann die Belohnung zu geben, wenn er das gewünschte Verhalten ausführt, also beim Kommando „Sitz“ wirklich am Boden sitzt. Dies bedeutet auch, dass Sie die Übung so gestalten müssen, dass der Hund zum Erfolg kommen kann.
Oder: Ihr Hund springt immer an Ihnen hoch, sie möchten aber, dass er sich stattdessen ruhig vor Sie hinsetzt. Erinnern Sie sich an Kapitel I – unsere Gedanken beeinflussen unser Tun. Daher denken Sie ab sofort daran, was Sie von Ihrem Hund wollen => Dass sich Ihr Hund vor Sie hinsetzt. Trainieren Sie zuerst ein einfaches „Sitz“ und denken auch daran (!), um das unerwünschte Hochspringen loszuwerden. Springt Ihr Hund das nächste Mal wieder hoch, dann geben Sie das Kommando „Sitz“. Unterstützen Sie dieses
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