Menschen einschätzen und überzeugen
sondern auch als den Nachbarn, der regelmäßig im Herbst die Hecke schneidet und stets mit Eiern aushilft. Diese grenzenlose Hilfsbereitschaft, gepaart mit dem Wunsch nach Harmonie, hat natürlich auch ihre Kehrseite: Die eigenen Bedürfnisse kommen zu kurz, da ‚Nein’ sagen extrem schwer fällt.
Wichtig
Die menschenorientiert Introvertierten unterscheiden sich von den Sachorientierten darin, dass sie stets die zwischenmenschliche Atmosphäre im Blick haben und nicht das konkrete Vorgehen. Sie müssen nicht alles planen und im Griff haben. Sie brauchen eher ein offenes Ohr als einen konkreten Rat.
4 Introvertiert und sachorientiert
Beispiel: Alles nach Plan
Clara und Paul planen schon seit Wochen diesen Ausflug. Sie haben sich überlegt, welche Stadt sie noch nicht kulturell erkundet haben und wie sie kostengünstig dort hinkommen könnten. Paul hat dafür verschiedenste Angebote verglichen. Selbstverständlich hat er auch die Übernachtungsmodalitäten geprüft und die Sicherheit an Bord hinterfragt. Nun, als das Schiff ablegt, verfolgen die beiden kritisch aus dem Innenraum das Ablegeprozedere und hoffen, dass alles planmäßig verläuft. Mit der Lautstärke und Hektik können sie gerade nur schwer umgehen – sie werden sich bald auf ihre Kabine zurückziehen und sich auf die Ausflugsziele vorbereiten.
Der introvertierte Kopfmensch hat den Blick auf Fakten, Aufgabenerledigung und Problemlösung gerichtet. Er steigtmeist tief in Themen ein, häuft Wissen an, will kompetent sein. Damit wirkt er auf andere kühl und distanziert, aber professionell. Oft arbeitet er Nächte durch, um Fehler aufzuspüren oder perfekte Lösungen zu finden. Berufe, in denen Zahlen und Fakten oder die strikte Einhaltung von Prozessen gefragt sind, bieten optimale Voraussetzungen für ihn.
Ordnung und Disziplin werden beim introvertierten Kopfmenschen großgeschrieben. Regelverstöße kann er nicht leiden. Das eigene Umfeld ist stets vorbildlich organisiert. Dass er sich durch diese Strenge auch sein eigenes Martyrium schafft und ein Voranschreiten oft behindert, ist für ihn aufgrund der zugleich gewonnenen Sicherheit gut zu ertragen.
Unterschiede im beruflichen Alltag erkennen
Im beruflichen Miteinander zeigen sich die jeweiligen Verhaltensschwerpunkte aufgrund der Rahmenbedingungen jedoch manchmal in anderer Form als im Privaten. Wechselwirkungen mit Kollegen entstehen und sie verlaufen nicht immer ohne Spannungen (siehe „Wie Sie sich auf Menschen einstellen“).
Beispiel: Verschiedene Persönlichkeiten im Berufsalltag
Pünktlich um 07:00 Uhr betritt der Schadenssachbearbeiter Rudi Richter (introvertiert, sachorientiert) wie jeden Morgen seit 20 Jahren das Firmengelände eines Versicherungskonzerns. Im Büro beginnt er gleich mit der Abarbeitung seiner Aufgaben. Seinen Wochenplan hat er bereits vergangenen Freitag aufgestellt. Small Talk mit Kollegen ist nicht sein Ding. Er schätzt einen geregelten Tagesablauf ohne große Überraschungen. Beim Bearbeiten der Schadensfälle geht er stets gewissenhaft undanalytisch vor und hat schon so manchen Versicherungsbetrug aufgedeckt. Er hält sich genau an die Vorgaben und Richtlinien des Konzerns.
07:30 Uhr. Anneliese Heim (introvertiert, menschenorientiert) öffnet sanft die Tür zum gemeinschaftlichen Büro. Sie ist Sachbearbeiterin und Sekretärin der Abteilung. Sofort schenkt sie ihrem Kollegen ein warmes Lächeln: „Guten Morgen, lieber Rudi, wie geht es dir? Soll ich dir einen Tee kochen?“ Sie schätzt ihren Kollegen wegen seiner Zuverlässigkeit sowie seines Fachwissens und ist froh, dass er sie fachlich unterstützt. „Guten Morgen“, entgegnet Rudi Richter etwas barsch. „Nein, danke, ich muss das hier berechnen, später vielleicht“, und versteckt sich wieder hinter seinem Bildschirm. Da Anneliese Heim merkt, dass sie kein Gehör findet, geht sie in die Küche. Sie braucht jeden Morgen etwas Zeit, um anzukommen. Also setzt sie Teewasser auf und versorgt die Blumen.
08:00 Uhr. Von draußen hört man die schnellen, festen Schritte von Stefan Schnell (extravertiert, sachorientiert) , dem Abteilungsleiter. Er war am Morgen joggen und geht nun direkt in sein hochwertig eingerichtetes Büro. Mitarbeiter zu begrüßen, davon hält er nichts. Man sieht sich später ohnehin beim Meeting. Um 08:30 Uhr hat er den ersten Termin, um 10:00 Uhr die wöchentliche Abteilungsbesprechung usw. – der Tag ist voll mit Arbeit. Schließlich will Stefan Schnell seine Ziele erreichen.
Weitere Kostenlose Bücher