Menschen und Maschinen
Humanoiden auf andere Welten bringen konnte.«
Underhill lächelte düster. »Ich habe die Methoden erlebt«, stellte er fest. »Sie sind sehr wirkungsvoll.«
»Damals muß ich alles Wirkungsvolle angebetet haben«, meinte Sledge. »Tote Fakten, eine abstrakte Wahrheit, mechanische Perfektion. Ich muß die Schwäche des Menschen gehaßt haben, denn es befriedigte mich, die Perfektion der neuen Humanoiden auf die Spitze zu treiben. Es ist traurig, aber ich fand tatsächlich eine Art Glück in jenem toten Ödland. Ich fürchte, ich hatte mich in meine eigenen Schöpfungen verliebt.«
Seine eingesunkenen Augen glänzten wie im Fieber.
»Schließlich wurde ich wachgerüttelt, als ein Mann kam, um mich zu töten.«
Underhill bewegte sich vorsichtig auf dem wackeligen Stuhl und wartete, bis der Alte mit seiner schleppenden Stimme fortfuhr:
»Ich erfuhr nie, wer es war oder woher er kam. Kein gewöhnlicher Mensch hätte das schaffen können, was er geschafft hatte, und ich wünsche mir heute noch, daß ich ihn früher kennengelernt hätte. Er muß ein hervorragender Physiker und ein außerordentlich geschickter Bergsteiger gewesen sein. Wahrscheinlich war er auch ein guter Jäger. Ich weiß jedenfalls, daß er intelligent und zum Äußersten entschlossen war.
Ja, er war tatsächlich gekommen, weil er mich umbringen wollte.
Irgendwie erreichte er die große Insel, ohne entdeckt zu werden. Es waren immer noch keine Menschen in der Nähe – die Humanoiden ließen außer mir kein Lebewesen an die Zentrale heran. Irgendwie überwand er ihre Suchstrahlen und ihre automatischen Waffen.
Sein abgeschirmtes Flugzeug wurde später verlassen auf einem hohen Gletscher gefunden. Er kam den Weg durch die wilden neuen Berge zu Fuß – obwohl nirgends Pfade existierten. Irgendwie überquerte er die Lavafelder, in denen immer noch tödliche Strahlung lauerte.
Unter einem rhodomagnetischen Schirm verborgen, erreichte er ungestört den Raumhafen, der jetzt den größten Teil der Ebene bedeckte, und die Stadt, die rund um den Turm der Zentrale entstanden war. Er brauchte dazu übermenschlichen Mut und eine übermenschliche Entschlossenheit, aber ich erfuhr bis heute nicht, wie er vorging.
Irgendwie gelangte er in mein Büro, das sich im Turm befand. Er schrie mich an, und als ich mich umdrehte, stand er im Eingang. Er trug nur noch Fetzen, und seine Haut war von dem Weg durch die Berge aufgeschürft. Er hatte eine Pistole in der Hand. Aber was mich am meisten entsetzte, war der brennende Haß in seinen Augen.«
Der alte Mann kauerte sich noch mehr zusammen. Er zitterte.
»Und die wenigen Worte, die er mir entgegenschrie, waren voll von Haß. ›Ich muß dich umbringen, Sledge. Ich muß deinen Humanoiden Einhalt gebieten und die Menschen wieder befreien‹.
Natürlich täuschte er sich. Mein Tod hätte nichts mehr ändern können, aber das wußte er nicht. Er hob die Waffe mit beiden Händen und schoß.
Seine Herausforderung hatte mich gewarnt. Ich ließ mich hinter den Schreibtisch fallen. Und sein erster Schuß rief die Humanoiden herbei, die seine Anwesenheit vorher irgendwie nicht bemerkt hatten. Sie warfen sich auf ihn, bevor er die Waffe ein zweites Mal abdrücken konnte. Sie nahmen ihm die Pistole ab und rissen ein feines weißes Drahtnetz von seinem Körper, das wohl einen Teil seiner Abschirmung ausgemacht hatte.
Aber sein Haß rüttelte mich wach. Ich hatte immer geglaubt, daß bis auf ein paar Außenseiter die Menschen dankbar für die Humanoiden sein würden. Ich konnte seinen Haß nicht verstehen, aber die Humanoiden erzählten mir nun, daß sie viele Menschen durch drastische Behandlungen wie Gehirnoperationen, Drogen und Hypnose zwingen mußten, den Obersten Grundsatz anzuerkennen. Sie hatten schon viele Mörder von mir abgehalten.
Ich wollte den Fremden ausfragen, aber sie brachten ihn in aller Eile in den Operationssaal. Als ich schließlich zu ihm konnte, empfing er mich mit einem einfältigen Grinsen. Er erinnerte sich an seinen Namen; er kannte sogar mich – die Humanoiden hatten bemerkenswertes Geschick in der Behandlung von solchen Leuten. Aber er wußte nicht, wie er in mein Büro gekommen war oder daß er versucht hatte, mich umzubringen. Er flüsterte immer wieder, wie nett die Humanoiden seien, weil sie die Menschen glücklich machten. Und er selbst war vollkommen zufrieden. Sobald er sich wieder bewegen konnte, brachten sie ihn zum Raumhafen. Ich sah ihn nie wieder.
Mir wurde allmählich bewußt,
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