Menschen und Maschinen
enthielt. Aber die Tensoren schienen nichts als ein harmloses abstraktes Gebilde zu sein. Ich sah keine Möglichkeit, die Theorie zu testen oder die neue Kraft zu beweisen. Die Militärbehörden stimmten zu, daß die Blätter zur Veröffentlichung in einer kleinen technischen Zeitschrift unserer Universität freigegeben wurden.
Im Jahr darauf machte ich eine erschreckende Entdeckung. Ich erkannte die Bedeutung jener Tensoren. Die Elemente der Rhodium-Triade waren überraschenderweise der Schlüssel für die neue Kraft. Leider war meine Veröffentlichung im Ausland übersetzt worden, und verschiedene andere Leute mußten zur gleichen Zeit diese unglückselige Entdeckung gemacht haben.
Der Krieg, der in weniger als einem Jahr beendet war, wurde vermutlich durch einen Labor-Unfall hervorgerufen. Die Menschen unterschätzten die Möglichkeiten der rhodomagnetischen Strahlung und merkten nicht, daß sie schwere Atome spalten konnte. Ein Schwermetallager detonierte, zweifellos durch einen dummen Zufall, und die Explosion vernichtete den Wissenschaftler, der sie ausgelöst hatte.
Das Militär jener Nation wehrte sich gegen den vermeintlichen Angriff, und gegen die rhodomagnetischen Strahlen waren die altmodischen Plutonium-Bomben das reinste Kinderspielzeug. Ein Strahl von geringer Energie konnte die Schwermetalle in weit entfernten Elektroinstrumenten spalten oder die Silbermünzen, die man in der Tasche trug, die Goldplomben der Zähne und sogar das Jod der Schilddrüse. Wenn das nicht genügte, dann wurden etwas kräftigere Strahlen eingesetzt, und sie sprengten die Erzablagerungen im Boden.
Auf allen Kontinenten von Wing IV entstanden Risse und Einbrüche von riesigen Ausmaßen. Vulkane bildeten sich. Die Atmosphäre war von radioaktivem Staub und Gasen vergiftet. Selbst in den Bunkern wurde das meiste Leben vernichtet.
Ich war auch dieses Mal unverletzt davongekommen. Wieder hatte man mich zu einem unterirdischen Labor gebracht, wo ich neue Roboter konstruieren mußte – diesmal gesteuert von rhodomagnetischen Strahlen – denn der Krieg war so schnell und tödlich geworden, daß man keine Menschen mehr einsetzen konnte. Das Versteck befand sich unter leichtem Sedimentgestein, so daß die Gefahr einer Metalldetonation nicht bestand, und die Eingänge waren gegen die Spaltungsfrequenz abgeschirmt.
Aber mein Geist war zerrüttet. Ich glaube, ich war damals dem Wahnsinn nahe. Meine Entdeckung hatte den Planeten zu einer radioaktiven Ruine gemacht. Die Last der Schuldgefühle war zu schwer für einen einzelnen, und mein letzter Glaube an das Gute im Menschen war vollkommen zerstört.
Ich versuchte meine Tat wiedergutzumachen. Kampfroboter, bewaffnet mit rhodomagnetischen Strahlen, hatten den Planeten verwüstet. Nun wollte ich rhodomagnetische Roboter bauen, die den Schutt wegräumten und neue Städte errichteten.
Ich versuchte, diese Roboter so zu konstruieren, daß sie ewig gewissen eingepflanzten Befehlen gehorchten. Sie sollten nicht dazu ausgenutzt werden, Kriege zu führen, Verbrechen zu begehen oder dem Menschen sonstigen Schaden zuzufügen. Das war ein sehr schwieriges technisches Problem, und ich bekam keinerlei Unterstützung von den wenigen überlebenden Politikern und Militärdiktatoren, die Roboter allein für ihre ehrgeizigen Pläne brauchten. Es gab zwar auf Wing IV kaum noch Landgebiete, deren Eroberung sich lohnte, aber sie hatten ihre Blicke bereits auf andere, reiche Planeten gerichtet.
Um die neuen Roboter in Ruhe vollenden zu können, mußte ich mich verstecken. Ich floh auf einem rhodomagnetischen Versuchsschiff und nahm die besten Roboter mit, die ich bis dahin fertiggestellt hatte. Es gelang mir, einen Inselkontinent zu erreichen, auf dem die Spaltung der Schwermetalle die gesamte Bevölkerung ausgelöscht hatte.
Wir landeten auf einer kleinen Ebene, die umgeben war von gigantischen neuen Bergen. Eine unwirtliche Gegend. Der Boden bestand aus erstarrter Schlacke und Giftschlamm. Die schroffen neuen Gipfel wiesen steile Bruchebenen und dunkle Lavaströme auf. Die höchsten Gipfel waren bereits schneebedeckt, aber immer noch stießen die vulkanischen Krater giftige Dampfwolken aus.
Ich mußte unglaubliche Vorkehrungen treffen, um mein Leben zu schützen. Ich blieb an Bord des Schiffes, bis das erste abgeschirmte Labor fertiggestellt war. Ich trug eine komplizierte Rüstung und eine Atemmaske. Ich benutzte alle medizinischen Hilfsmittel, um den vernichtenden Strahlen entgegenzuarbeiten.
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