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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Dennoch erkrankte ich schwer.
    Aber die Roboter fühlten sich zu Hause. Ihnen machte die Strahlung nichts aus. Die grauenhafte Umgebung deprimierte sie nicht, da sie keine Gefühle besaßen. Die Leblosigkeit störte sie nicht, da sie selbst kein Leben besaßen. Und dort, an diesem öden Fleck, wurden die Humanoiden geschaffen.«
    Der Alte schwieg eine Weile. Er sah in der wachsenden Dunkelheit eingefallen und skeletthaft aus. Mit müden Blicken verfolgte er die kleinen, eiligen Gestalten, die gegenüber ein neues Gebäude errichteten.
    »Irgendwie fühlte auch ich mich dort zu Hause«, fuhr er mit dunkler, heiserer Stimme fort. »Der Glaube an meine eigene Rasse war verschwunden. Nur Maschinen waren um mich, und ich setzte mein Vertrauen in sie. Ich war entschlossen, noch bessere Roboter zu bauen. Sie sollten immun gegen die Unzulänglichkeiten des Menschen sein, um die Menschen vor sich selbst zu retten.
    Die Humanoiden wurden die Lieblingskinder meines kranken Gemüts. Ich will nicht beschreiben, was ich bis zu ihrer Vollendung litt. Es kamen Irrtümer vor, ich schuf Mißgeburten. Sie kosteten mich Schweiß, Schmerzen und Qualen. Einige Jahre vergingen, bevor der erste perfekte Humanoide fertiggestellt war.
    Dann mußte die Zentrale gebaut werden – denn all die vielen Humanoiden sollten nur Teile eines einzigen mechanischen Gehirns sein. Darin lag die Möglichkeit der wahren Perfektion. Die alten elektronischen Roboter mit ihren unabhängigen Relaisstationen und ihren eigenen schwachen Batterien besaßen Grenzen. Sie waren gezwungenermaßen dumm, schwach, plump und langsam. Und, was mir am schlimmsten erschien, der Mensch konnte ihre Impulse verändern.
    Die Zentrale sollte mit all diesen Fehlern ein Ende machen. Ihre Energiestrahlen versorgten jede Einheit aus großen Kernspaltungsanlagen mit genügend Kraft. Ihre Steuerstrahlen gaben jeder Einheit unbegrenzte Gedächtnisspeicher und eine überragende Intelligenz. Und – damals war ich glücklich darüber – sie war geschützt vor jedem menschlichen Zugriff.
    Das ganze System war so angelegt, daß es automatisch vor menschlichem Egoismus oder Fanatismus gesichert wurde. Ebenso automatisch sorgte es dafür, daß die Menschen glücklich und ohne Gefahr leben konnten. Sie kennen den Obersten Grundsatz: ›Dienen, gehorchen und den Menschen beschützen‹.
    Die Roboter, die ich mitgebracht hatte, halfen mir, die Teile herzustellen, und ich baute den ersten Abschnitt der Zentrale mit eigenen Händen zusammen. Das dauerte drei Jahre. Als er fertig war, erwachte der erste Humanoide zu Leben.«
    Sledge sah Underhill niedergeschlagen an. »Für mich war er wirklich lebendig und großartiger als jeder Mensch, denn er sollte das Leben schützen. Krank und verlassen, wie ich war, fühlte ich mich als der stolze Schöpfer dieses Wesens, das niemals Unrecht tun konnte.
    Die Humanoiden gehorchten treu dem Obersten Grundsatz. Die ersten Einheiten bauten weitere, und diese richteten unterirdische Fabriken ein, damit die Massenproduktion beginnen konnte. Ihre neuen Schiffe brachten Erze und Sand in die unterirdischen Atomöfen, und neue perfekte Humanoiden stiegen ans Tageslicht.
    Die Humanoiden bauten einen neuen Turm für die Zentrale, einen hohen weißen Metallpfeiler, der großartig inmitten des versengten Ödlands aufragte. Stufe um Stufe fügten sie Relaiseinheiten zu einem großen Gehirn zusammen, bis es ein nahezu unbegrenztes Wissen umfaßte.
    Dann schwärmten sie aus, um den verwüsteten Planeten neu aufzubauen. Später brachten sie ihre Dienste auch auf andere Welten. Damals war ich begeistert. Ich dachte, daß ich ein Mittel zur Beendigung von Krieg und Verbrechen, von Armut und Ungerechtigkeit, von menschlichem Irren und menschlichem Weh gefunden hatte.«
    Der alte Mann seufzte.
    »Sie sehen jetzt, wie sehr ich mich getäuscht habe.«
    Underhill wandte seine Blicke von den dunklen, rastlosen Dingern ab, die den schimmernden Palast vor seinen Fenstern errichteten. Ein leiser Zweifel nagte in ihm, denn er war es gewöhnt, die Erzählungen von Auroras Mietern zu verspotten. Aber der müde Alte hatte überzeugend gesprochen; und die schwarzen Eindringlinge hatten seine Wohnung wirklich nicht betreten.
    »Weshalb haben Sie nichts unternommen, solange es noch nicht zu spät war?« fragte er.
    »Ich blieb zu lange in der Zentrale.« Sledge seufzte wieder. »Ich wollte nicht gehen, solange nicht alles vollendet war. Ich entwarf neue Spaltungsanlagen und plante, wie man die

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