Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
erreichen, an der sie Posten beziehen und andere Mitmenschen vor der Benutzung des Teleports warnen sollten.
    Schließlich aber waren die Stationen unter Kontrolle, und die Skala, welche die Transits pro Minute zählte, zeigte einen winzigen Teilstrich neben Null an. Bis dahin hatte die verborgene, unbekannte Ebene jenseits der Teleport-Eingänge noch eine Menge Polizisten und andere Friedenshüter aufgenommen.
     
    *
     
    Johnny Peters betrachtete die Masse aus grauem Stahl, Chrom und Glas, und er spürte eine Hilflosigkeit, eine völlige Sinnlosigkeit, die Unmöglichkeit, etwas Nützliches zu tun. Denn das, was immer funktioniert hatte, war heute nachmittag vor fünf ganz plötzlich zu einem Stillstand gekommen. Es war, als hätte sich die Sonne, die seit Anbeginn der Zeiten jeden Morgen aufging, mit einem Male nicht mehr gezeigt.
    Denn Teleportransit war für Megapolis das, was Hunderte anderer Teleport-Firmen für entsprechend andere Städte waren. Seit zwölf Jahren vergaben die Städte den Pendlerverkehr an Teleport-Gesellschaften. Multiplizierte man diese Zahl mit den fünf Arbeitstagen pro Woche und hielt man sich zugleich vor Augen, daß die statistische Unfallziffer des Teleport-Verkehrs bei Null lag, dann konnte man ermessen, wie groß der Schock war.
    Dennoch begriffen Johnny Peters, Walter Long und Harry Warren die Situation nicht in ihrem vollen Ausmaß. Sie war zu unpersönlich, zu entfernt, zu weitreichend. Daß vier oder fünf Millionen Seelen in der Maschinerie ihres Systems verschwunden waren, konnten sie einfach nicht begreifen.
    Aber als sich die Nachricht in der Stadt verbreitete, erlebten Millionen von Menschen diesen Schock, meist verbunden mit der Trauer um einen vermißten Angehörigen. Und auf diejenigen, die ihre Hände falten und »Kismet« sagen, trifft meist eine gleichgroße Anzahl, die zurückschlagen möchte. So wurde ein Teil der Öffentlichkeit zum Mob.
    Der Nachtwächter am Haupteingang des Teleportransit-Gebäudes sah den Mob näherkommen, aber er begriff die Zusammenhänge erst, als die Anführer die großen Glastüren mit Holzbalken einschlugen. Als sich die Menge in die Vorhalle ergoß, ergriff der Nachtwächter entsetzt die Flucht, verfolgt von zwei wütenden Männern. Er hechtete in die nächstbeste Teleport-Zelle und verschwand gemeinsam mit seinen Verfolgern.
    Hätte es keine Treppen gegeben, so wäre der Zorn vielleicht in den Lifts verraucht, denn ein Mob, der in kleine Gruppen geteilt wird, hat keine Möglichkeit mehr, den Massenzorn zu schüren. Die Anführer hätten sich ohne die brüllende Menge vielleicht zur Vernunft bringen lassen. Aber leider ließen sich die Aufzüge nachts nur vom Personal bedienen. Und so drängte der Pöbel hinter den Anführern her die Treppe hinauf. Die Anstrengung erhöhte die Wut noch.
    Nicht daß die Klimaanlage im Teleportransit-Gebäude sie milder gestimmt hätte – ganz im Gegenteil: um so mehr haßten sie die Männer, die sie für die Verantwortlichen hielten und die hier in allem Komfort ihr frevelhaftes Verbrechen begehen konnten.
    Im Wartungsraum herrschte immer noch der Status quo.
    Aber nicht mehr lange.
    Die schweren Türen dämpften das Geschrei der Massen; bis der Lärm laut genug war, um die Aufmerksamkeit der drei Männer zu wecken, krachte bereits der Holzbalken durch die Türfüllung.
    Die Spitze des Mobs verteilte sich im Raum und erwischte die drei Männer. Rufe nach Lynchjustiz wurden laut: »Gebt es ihnen!« und »Hängt sie auf!« und jemand mit einer Wäscheleine drängte sich nach vorn durch.
    Eine Wäscheleine ist nicht so wirksam wie ein Henkersseil mit seinen dreizehn Windungen, aber sie ist wirksam. Sie ist auch furchterregend. Dem Mob ist jedes Mittel zur Aufheizung der Panikstimmung recht. Der Anblick eines Seils trägt zum Entsetzen bei. Manche Leute werden von dem Schock ohnmächtig, andere stehen starr und untätig da, und einige erleben das Ganze wie von einer fremden Bühne aus, ohne zu merken, daß der Mob ihnen an den Kragen will.
    Einige steigern sich in eine Berserkerwut, reißen sich los und versuchen zu fliehen.
    Drei Männer hielten Johnny Peters fest, ein vierter wollte ihm die Schlinge über den Hals streifen, und ein fünfter warf das Ende der Leine über eine Deckenverstrebung. Johnny Peters schlug um sich, riß sich von seinen drei Bewachern los, knallte dem Mann mit der Schlinge die Faust ins Gesicht und rannte quer durch den Raum. Der Mob zerstob bei seinem Anblick nach links und rechts.

Weitere Kostenlose Bücher