Menschen wie Götter
auch nicht erschrocken zurück, er lauschte.
Ich sprang auf, Lussin hielt mich zurück.
"Wir gehen besser nicht hin", riet er durchs Dechiffriergerät. "Aster ist der einzige, vor dem er keine Angst hat, mag der sich mit ihm beschäftigen."
"Ich spreche mit ihm, aber er versteht nicht", sagte Aster traurig. "Er hört zu und versieht nicht."
Ich packte Andrés Arm, sein Gesicht verzog sich kläglich, er taumelte zurück. Mit leblosen Augen blickte er mich an.
"Erkenne mich!" schrie ich. "Ich befehle dir: Erkenne mich!"
André versuchte loszukommen, ich gab ihn nicht frei. Aster wollte sich zwischen uns stellen, ich stieß ihn beiseite. Ich bohrte meinen Blick in Andrés erloschene Pupillen.
"Erkenne mich!" brüllte ich wild. "Ich lasse dich nicht, bevor du mich erkennst!"
Mit Alters Hilfe riß sich André los und floh. Wahrscheinlich wäre ich ihm nachgerannt, wenn sich Aster mir nicht in den Weg gestellt hätte In seinen Augen waren Tränen. "So behandelt man Freunde nicht, Vater", sagte er empört. "Du bist stark, aber er ist krank!"
Ich wollte etwas erwidern, doch eine gewaltige Macht schleuderte mich von Aster weg.
Alles ringsum begann wirbelnd zu kreisen, verschwand hinter einem trüben Sehleier. Ich sank in dämmrigen Abgrund, sah Romeros entsetztes Gesicht, die leichenblasse Mary, den angstvollen Aster.
Sie riefen, streckten verwirrt die Hände nach mir aus.
Doch ich war unerreichbar, als hätte es mich in eine andere Galaxis verschlagen.
Der Große Zerstörer hatte mich in einen Kraftkäfig gesperrt.
10
"Eli, was ist geschehen?" rief Mary. "Eli!"
Verzweifelt versuchte sie, zu mir durchzubrechen, die anderen drängten sich ebenfalls gegen die unsichtbare Barriere, als könnten sie helfen, wenn sie sich in meiner Nähe befänden. Oshima allein bewahrte Ruhe, er befahl, stillzustehen und nicht durcheinanderzureden. Ich sah meine Freunde deutlich, noch besser hörte ich sie, der Käfig, der für Körper undurchdringlich war, ließ Licht und Laute ungehindert durch.
Ich versuchte zu lächeln. "Man hat mich von euch isoliert. Und da ich der Möglichkeit beraubt bin, mich frei zu bewegen, will ich die Befehlsgewalt, die ich nicht mehr normal ausüben kann, abgeben. Zu meinem Nachfolger ernenne ich Oshima."
Am Abend erschien das Essen auf den Ruhelagern, es wurde von einem unsichtbaren Fließband serviert.
In meinem Käfig erschien nichts. Ich lachte auf. Viel Phantasie besaß der oberste Zerstörer nicht. Ich streckte mich auf dem Fußboden wie auf einem Bett aus. Niemand kümmerte sich um mich, als wäre ich nicht vorhanden.
Erst als die meisten schliefen, trat Romero an meinen Käfig. "Also hat man Sie zum Hungern verurteilt, lieber Freund", sagte er düster. "Im Altertum zählte Hunger zu den qualvollsten Strafen."
"Halb so schlimm. Die altertümliche Hungerfolter mutete deshalb grausam an, weil der Tod unvermeidlich war, mir droht diese Gefahr nicht, ich soll den Tod herbeisehnen, ihn aber nicht empfangen."
Als Romero fort war, verfiel ich in fieberähnlichen Halbschlaf, vor meinen Augen flimmerten leuchtende Wolken, es wurden immer mehr, sie leuchteten heller und heller. Plötzlich hörte ich Gemurmel. Ich richtete mich auf.
André stand vor der durchsichtigen Barriere, er preßte die Wange daran, griff danach. Sein Lächeln, das Lächeln eines Wahnsinnigen, wirkte pfiffig, seine Augen brannten. Ich trat dicht zu ihm, doch aus seinem hastigen Gemurmel wurde ich nicht klug.
"Ich weiß", sagte ich müde, "Großmutter hatte ein graues Böckchen. Geh schlafen."
André kicherte, ich vernahm die Worte: "Werde verrückt! Werde verrückt!"
Endlich glaubte ich etwas zu haben, woran ich mich in seinen wirren Vorstellungen klammern konnte.
"André, schau mich an, ich bin es, Eli! Schau mich an, du befiehlst Eli, verrückt zu werden, Eli!"
Es hatte nicht den Anschein, als hätte er mich gehört. Ich stellte mein Dechiffriergerät auf seine Gehirnstrahlen ein, aber auch da war nur der monoton wiederholte Rat, verrückt zu werden. Er führte kein Doppelleben wie manche Wahnsinnige, und in den geheimsten Winkeln seines Bewußtseins verbarg sich nichts, was er nicht geäußert hätte. Ich empfand großen Schmerz. Auch dieser Versuch, ihn zu sich zu bringen, war mißglückt.
"Nein, André", sagte ich dann mehr zu mir als zu ihm. "Ich werde nicht verrückt, mein armer André, ich habe einen anderen Weg, als er dir zuteil geworden ist."
Er murmelte immer leiser, als schlafe er ein : "Werde
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