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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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ohne Leibwächter, sein Gesicht phosphoreszierte gespenstisch, er machte einen Rundgang ums Lager. In der von den Periskopen der Augenköpfigen spärlich erhellten Finsternis erlosch seine schimmernde Silhouette rasch.
    Mary schlief, im Arm hielt sie Aster. Er atmete, wenn auch nur schwach.
    Morgen, sagte ich mir im Einschlafen. Morgen früh ... Die Schwerkraft läßt nach ...

9
     
    Am Morgen starb Aster.
    Marys Schrei weckte mich. Ich sprang auf und entriß ihr unseren Sohn. Rüttelte ihn, rief ihn, flehte ihn an, mich zu hören. Zum letztenmal bot er alle Kraft auf und öffnete die Augen. Vor seinem Tod hatte er die Lider geschlossen gehalten, als er starb, schlug er sie auf, um die Welt noch einmal zu sehen, vergebens ...
    "Eli! Eli!" vernahm ich Andrés Flüstern. "Ist er tot?" Über sein Gesicht rollten Tränen.
    "Er war drei Jahre jünger als mein Oleg", sagte André leise. Dabei lauschte er seinen Worten, als hätte jemand anderer sie gesprochen.
    Jetzt bemerkten auch Romero und Lussin, daß André bei Verstand war. Romero und Lussin erkannte André sofort, an Oshima erinnerte er sich, als der seinen Namen nannte. Freude wechselte mit Trauer, ich sah glückliches Lächeln und Tränen des Leids, nur ich konnte weder lächeln noch weinen.
    "Sprecht später miteinander", sagte Lussin. "Nach dem Aufstand."
    Ich wollte Aster nehmen, doch Trub gab ihn nicht her. Als Orlan den Aufbruch befahl, schritt er mit Aster auf den gekreuzten schwarzen Flügeln an der Spitze des Zuges. Mary und ich gingen hinter ihm.
    Wir stützten uns gegenseitig.
    Trub trug Aster bis zur nächsten Rast, dann legte er ihn neben uns.
    Aster war wie zu Lebzeiten, nur dunkel und mager war er geworden, die Muskeln seines Körpers wirkten härter, er erstarrte allmählich, schrumpfte.
    Bis zum Abend trug ich Aster. Orlan erteilte früher als sonst den Befehl anzuhalten. Er rief mich zu sich.
    Ich legte Aster auf den Boden und umarmte Mary. Sie drückte ihren Kopf an meine Schulter. Von dem Aufstand wußte sie.
    "Die Menschen werden gesondert von den Geflügelten weitermarschieren", erklärte Orlan. "Ich befehle, bis zum Anbruch der Dunkelheit die Neuformierung zu beenden."
    Düster starrte ich Orlan und seine Leibwächter an.
    Einer der beiden war unser schlimmster Feind, einer wahrscheinlich unser Freund. Orlans Gesicht phosphoreszierte wie gewöhnlich bläulich, leidenschaftslos kalt.
    "Wird gemacht", erwiderte ich und ging zu den Meinen. Tausende Augen beobachteten mich: von jenseits der Lagergrenze die Periskope der Augenköpfigen, die Unsichtbaren und die Zerstörer-Kommandeure, diesseits die Menschen und ihre geflügelten Freunde.
    Die Bewegungen ringsum erstarben, eine ungeheure Stille breitete sich über dem Planeten aus. Oshima und Kamagin standen neben den hochgewachsenen Pegasussen. Lussin thronte bereits auf dem Rücken eines Drachens. Wir waren aufbruchbereit.
    "Der Befehl ist gegeben: Wir sollen uns teilen. Offenbar zu unserem Nutzen", sagte ich spöttisch.
    "Handelt wie vereinbart."
    "Mir nach!" schrie Oshima und sprang auf einen Pegasus. Der schlug mit den Flügeln.
    "Mir nach!" antwortete Kamagin wie ein Echo und schwang sich ebenfalls auf. Er warf eine Granate in Richtung Zerstörer, und das gab die erste Explosion.

10
     
    Unsere Feinde wurden überrascht. Nur die Freunde im Lager des Gegners hatten den Aufstand vorausgesehen. Die Pegasusse mit den Menschen und die von Trub geführten Engel stürzten sich wie eine mächtige Armada auf die Augenköpfigen herab. Eine Rauchwand von Explosionen umschloß das Lager, in die Flammensäulen stießen die Dolchstrahlen der Laser Eine Abteilung Fußvolk mit Petri und Romero an der Spitze hatte sich ihren Weg mit Granaten und Lasern gesäubert und durchbrach beim ersten Angriff die Kette der Augenköpfigen. Sie drängten sich zusammen, bildeten ein Karree und kämpften in der Umkreisung.
    Nach anfänglicher Bestürzung verteidigten sich die Augenköpfigen wütend und aufopferungsvoll, Pegasusse und Drachen stürzten zu Boden. Übel erging es den Engeln. Sie hatten sich unbedacht rasch ihrer Granatenlast entledigt, sie vertrauten zu sehr der Kraft ihrer Flügel. Die Luft war von schwarzen und weißen Flaumfedern vernebelt. Trub und Lussin waren verwundet, auch Petri und Romero, leicht verletzt Oshima und Kamagin, nur André, der im dichtesten Getümmel kämpfte, war wie durch ein Wunder unversehrt.
    Ich stieg auf einen Bleifelsen, der aus dem goldenen Untergrund ragte, und betrachtete das

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