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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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ungefähr wie der Mars; Atmosphäre - der irdischen ähnlich; Berge, Meere, Wolken, wahrscheinlich auch Grün und Tiere, vielleicht auch vernunftbegabte Wesen. Jeder von uns trug ein Signaldechiffriergerät, Irina hatte außerdem noch Spezialapparate mit. Trub und Gig hatten die Dechiffriergeräte, die ihnen angeboten wurden, ausgeschlagen. Die braven Freunde hegen eine Abneigung gegen Mechanismen. Ihren Beifall finden nur Entlader und Granaten.
    Eine merkwürdige Welt breitete sich unter uns, als unser Planetenflugzeug auf einen Hügel niederging, der mitten in einer Ebene ragte. Solch eine Welt kannten wir noch nicht. Sie äußerte sich in zwei Farben Schwarz und Rot. Auf roter Erde flössen rote Flüsse, dehnten sich kleine rote Seen, von roten Felsen stürzten rote Wasserfälle. Und vor dem Hintergrund dieses aufdringlichen Bacchanals in Rot erstreckten sich schwarze Wälder und Felder mit schwarzen Bäumen, schwarzen Sträuchern und schwarzen Gräsern. Über den schwarzen Wäldern flogen schwarze Vögel, durchs Gestrüpp huschten schwarze Tiere, in dem roten Wasser schwammen schwarze Fische. Die Wolken über uns waren schwarz und hatten feuerrote Ränder.
    Wenn sie sich verdichteten, wurde alles Rote schwarz, wenn sie sich lichteten, färbte sich das Schwarze rot.
    „Wahrscheinlich sieht so der Vorhof der Hölle aus.
    Findest du nicht, Eli?“ murmelte Trub und kraulte sich mit den Krallen verblüfft den Backenbart.
    „Was können Engel von der Hölle wissen?“ entgegnete ich.
    „Alles Anorganische scheint hier rot zu sein, alles Organische vorzugsweise schwarz“, bemerkte Mary.
    „Das werden wir feststellen“, versprach Trub und schwang sich auf.
    Grazi nickte erhaben, er war der gleichen Meinung.
    Sie wurde sogleich widerlegt. Der Engel jagte einem Vogel nach, der Ähnlichkeit mit unseren Gänsen hatte, und näherte sich ihm rasch. Da legte der Vogel die Flügel an und stürzte ab. Stürzte ab und wurde vor aller Augen flammendrot. Trub landete neben ihm und rief uns.
    „Das ist er, das ist er! Er hat sich in einen Stein verwandelt! Er tut, als wäre er ein Stein!“ behauptete Trub und stieß den roten Batzen wütend mit den Füßen und den Flügeln, ohne daß es ihm gelang, ihn von der Stelle zu rücken. Der Stein war so fest mit dem Boden verwachsen, als liege er da seit Jahrtausenden.
    Mary sagte angewidert: „Sogar die Töne sind hier schwarz!“ Hier klang tatsächlich alles dumpf und ausdruckslos. Ich hatte das Empfinden, als wären auch die Gerüche schwarz. Die rote Erde, das rote Wasser und die schwarzen Gewächse rochen gleich - nichts hatte ein eigenes Aroma, es gab weder eigentümliche Düfte noch eigentümliche Töne, alles klang und duftete irgendwie unklar, nichts ließ hellen Klang oder scharfen Geruch erkennen. Ich stieß mit dem Fuß gegen den roten Stein, den Trub für einen verwandelten Vogel hielt, Romero pochte geschäftig mit seinem metallischen Spazierstock an das metallische Dechiffriergerät. Wir vernahmen weder Metall noch Stein - es war, als stießen feste Watteklumpen gegeneinander.
    Trub wollte über dem Wald nach anderen Vögeln Ausschau halten, aber es gab keine Vögel mehr, und der Wald schwand, sobald sich Trub ihm näherte, wurde kleiner, duckte sich, wurde Erde, wechselte die schwarze Farbe mit roter.
    „Gig“, sagte ich zu dem Anführer der Unsichtbaren. „Deinem Freund glückt die Aufklärung nicht.
    Würdest du ihm helfen?“
    „Sofort ziehe ich mir die Uniform an, Chef!“ rief der wackere Gig und stob dem Engel nach. Fliegend verschwand er.
    Trub segelte verdutzt dahin, wir sahen ihn gut, Gigs Fluglinie erkannten wir nur an dem plötzlich sinkenden Wald, dem Wechsel von schwarzer zu roter Farbe.
    „Die Abschirmung der Unsichtbaren ist hier wirkungslos“, sagte der erstaunte Orlan. „Und wir waren überzeugt, daß sie vollkommen sei.“
    Irina bestätigte das. Wir wußten nicht, ob uns jemand beobachtete, der Vernunft besaß, doch wenn er uns beobachtete, dann war Gig für ihn genauso sichtbar wie Trub, der sich nie abschirmen ließ.
    „Man duldet uns in einem Abstand bis zu zweihundert Metern“, erklärte Irina. „Von zweihundert bis hundert Metern verödet alles eilends. Je schneller wir uns nähern, desto schneller ist die Verödung. Die Hundertmetergrenze ist unüberwindbar. Dahinter ist nur rote, versteinerte Erde.“
    Irinas Erklärung war rätselhaft und erklärte gar nichts. Indessen stürzte Gig zum Fluß. Der Anblick der entfliehenden Welt

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