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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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menschliche Hilfe als Verschwendung bezeichneten ...

29
     
    Der Gedanke, bei den Atairen nach Material über die Galakten zu forschen, war mir am Vortag gekommen. Gleichzeitig wollte ich ihre Malerei kennenlernen. Spychalski hatte ihre künstlerische Begabung so anschaulich geschildert, daß ich neugierig geworden war.
    Im Vestibül hüllten wir uns in die Spezialanzüge und erhielten die Gammalampen zum Ableuchten der unsichtbaren Atairbewohner.
    Der Saal war leer. Wir leuchteten nach allen Seiten niemand war da.
    Am Saalende gähnte ein Tunnel, wir gingen zum Arbeitsplatz hindurch. Mir wurde beklommen zumute, als ich das sich weithin erstreckende Land erblickte. Am finsteren Himmel hing eine bläulichweiße Kugel, eine Imitation des grausamen Atair.
    Ringsum war wütendes Glitzern. Kein einziges Hähnchen belebte den verbrannten Boden kahler weißer Stein, knirschender Sand, stickiger Staub, der unter den Füßen aufstob ...
    „Ist das eine Gegend!“ sagte ich. „Da möchte ich nicht leben!“
    Wir erreichten die Anlagen der Atairen-Steinkuben ohne Fenster, Steinschachteln, die sich bis hinter den Horizont hinzogen. Wir betraten einen Kubus und schalteten unsere Lampen ein. An den Wänden leuchteten Bilder auf, deren Farbe und Intensität sich änderte, sobald wir die Lampen schwenkten. Als wir sie ausschalteten, erloschen die Bilder langsam. Eine seltsame Malerei war das: nur Linien, chaotisch verschlungene, scharte, weiche, gewundene Linien - keine Striche, sondern Konturen.
    Ich mußte an mathematische Kurven denken. Die von den Atairen gezeichneten Linien füllten den Raum, hoben die Tiefe hervor, stellten Luft und Gegenstände dar. Ich sah immer dieselbe erbarmungslose Landschaft: eine wütende Sonne, Felder.
    Steine, Sand, Gebäude. Und überall waren die Atairen selbst fadenbeinig, spinnenförmig. zwischen den Gegenständen umherhuschend. Vor einem Bild stand ich lange. Zwei Atairen kämpften, grimmig hatten sie ihre Extremitäten verschlungen, die Rümpfe gegeneinandergestemmt. Vortrefflich hatte der Maler die Erbitterung wiedergegeben, die sie erfüllte, die Schnelligkeit und Energie ihrer Bewegungen. Ich ging an der einen Wand entlang, Lussin an der anderen. Plötzlich schrie er auf: „Eli! Schnell, schnell!“
    Ich rannte zu ihm, da ich dachte, ihm sei etwas zugestoßen. Lussin wies mit dem Finger auf ein Bild Es zeigte Galakten.
    Dieses Bild bestand ebenso wie die anderen aus Linien, die Konturen von Luft und Gegenständen füllten die Landschaft. Auf einem Stein lag ein sterbender bärtiger Galakt in rotem Umhang und kurzer Hose. Kraftlos hing eine Hand seitlich herab, die andere hatte er an die Brust gepreßt.
    Die Augen des Sterbenden waren geschlossen, sein Mund verzerrt. In der Nähe standen drei Galakten mit gefesselten Händen deutlich war die Kette zu erkennen, die ihre auf den Rücken gelegten Hände verband. Genauso unheimlich vollkommen, wie der Maler das Leiden im Antlitz des Sterbenden wiedergegeben hatte, war auch die Verdammnis und die Verzweiflung der drei Gefangenen dargestellt. Sie blickten uns nicht an, riefen nicht um Hilfe, ihre Körper waren willenlos ergeben gesenkt. Über ihnen schwebten Atairen. Auch ihre Bestürzung war meisterhaft getroffen. Es war, als rängen sie ihre Beinchen, jede Linie an ihren Körpern schrie, die Atairen schnellten hin und her, wollten etwas tun und waren doch ratlos.
    „Wo sind die, von denen die Galakten gefangengenommen wurden?“ überlegte ich laut. „Die Atairen waren es bestimmt nicht, die sind selber entsetzt.
    Nicht der geringste Hinweis auf die Verderber!
    Verstehst du, was das bedeutet, Lussin? Mit jeder neuen Entdeckung werden die Zerstörer geheimnisvoller.“
    „Rätselhaft. Wir müssen suchen. Vielleicht noch ein Bild?“
    Wir gingen von einem leeren Gebäude ins andere, vor unseren Lampen entbrannten immer neue Bilder, doch keins stellte Galakten dar.
    „Wir müssen zu den Atairen“, sagte ich. „Nur sie können die Rätsel ihrer Zeichnungen erklären.“
    „Los! Suchen wir!“
    Als wir in der glutheißen Wüste umherirrten, erblickten wir eine Schar eifrig arbeitender Atairen.
    Sie brachen und behauten Steine, schleppten sie zu den Bauten, die sie errichteten. Die Arbeit war mühsam, doch die Arbeitenden zeigten sich geschickt.
    Kein Wunder, sie besaßen ja nicht nur zwei Hände wie wir, sondern zwei Dutzend biegsame, kräftige Hebel.
    Die Atairen bemerkten uns, warfen ihre Arbeit hin und kamen uns entgegengelaufen. Freudig

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