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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Snegow
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schwindelte, meine Kehle war trocken, ich flatterte am ganzen Körper, als wäre ich betäubt von den gierigen Düften der unbekannten Blumen.
    Ich stürzte. Etwas kam mir in die Quere, vielleicht ein Strauch, vielleicht ein Wesen, ich stieß es fort.
    Blindwütig drang ich in die spannungsvolle Dunkelheit. Aufschreiend schleuderte ich auseinander und riß heraus, was mich behinderte. Ich strauchelte, fiel, sprang auf, mich an Ästen haltend, versetzte Sträuchern Fußtritte und lief weiter.
    So schnell wie möglich versuchte ich aus dem dunklen Park herauszufinden. Bei meinem wahnwitzigen Lauf war ich weit eingedrungen. Über mir waren Bäume, ich sah den Himmel nicht. Ich tastete mich vorwärts. Bald traten die Bäume auseinander, gaben den Himmel mit dem blassen Mond frei, und ich erreichte die Straße.
    Erneut vernahm ich Gesang. Ich verhielt den Schritt, um zu bestimmen, woher er schallte. Der Gesang wurde lauter. Unruhe klang darin, gestritten wurde oder gezankt, so kam es mir vor. Und plötzlich erstrahlte der Park, Lichter flimmerten zwischen den Bäumen, näherten sich, in hohen Tönen klingend Dann löste sich aus den Sträuchern eine regenbogenfarben leuchtende Säule und wirbelte windschnell auf mich zu. Von überallher näherten sich plötzlich leuchtende Säulen. Noch hatte ich mich nicht besonnen, als ich schon von einer Schar Sternenbewohner umringt war. Jetzt sah ich, daß nicht nur ihre Augen leuchteten, sondern auch ihre Körper Was ich am Tag als Färbung ihrer Kleidung aufgefaßt hatte, erwies sich als ihr eigenes Leuchten, da, ungehindert durch die Kleidung drang, Es war heller als am Tag. Die Wegabewohner zogen sich nicht zurück, wie ich erwartet hatte, sondern näherten sich erneut. Vorsichtig, zögernd drehten sie sich ein paarmal und waren doch schneller als Menschen, die laufen. Ich bemerkte Entsetzen in ihren Gesichtern, wahrscheinlich erschien ich ihnen als ein Ungeheuer, ein allmächtiges, unerbittliches Ungeheuer. Ihr Leuchten war zaghaft matt, doch ihr Gesang, der in meinen Ohren traurig klang, war lauter geworden. Unvermutet übermannte mich Zärtlichkeit für diese tapferen, schwachen Wesen.
    „Ihr Dummen!“ sagte ich. „Weshalb habt ihr Angst vor mir?“
    Der Gesang brach ab, als ich zu sprechen begann.
    Schweigend bemühten sich die Wegabewohner, meine Worte zu enträtseln.
    „Ihr könnt mir vertrauen“, sagte ich. „Eher würde ich mich umbringen, als euch etwas Böses antun.“
    Ich weiß nicht, ob sie mich verstanden hatten, doch der Gesang, mit dem sie antworteten, war nicht mehr so eintönig traurig. Ihre Körper leuchteten wieder, ihre Augen funkelten, ihre Stimmen tönten in verschiedenen Höhen, sie stritten, versuchten einander von irgend etwas zu überzeugen.
    Wenig später zerstreute sich die Menge. Sie traten den Rückzug an. Zwischen den Bäumen blinkten die davoneilenden leuchtenden Säulen, für wenige Sekunden wurde abermals alles von wunderlichen Lichtern erhellt. Als sie erloschen, war wieder der undurchdringliche fremde Park mit seinen beklemmenden Düften um mich.
    Ich erinnerte mich, daß die schöne Wega heißer ist als der Atair, ihre Oberflächentemperatur beträgt rund fünfzehntausend Grad. Unter solch einer Sonne ist an Spaziergänge nicht zu denken. Zweifellos sind die leuchtenden Wegabewohner, die sich der Sprache des Lichts bedienen, für die Nacht geschaffen.

28
     
    Über der Lichtung wölbte sich der Nachthimmel.
    Der Mond war verblaut, die Sterne blinkten klar und intensiv. Die Ora hat den gleichen Luftdruck wie die Erde, doch ihre Lufthülle ist dünner, und die Sterne wirken daher klarer. Von der Ora sehen die Sternbilder anders aus als von der Erde, doch der Große Bär und die Kassiopeia sind, obwohl verändert, auch von hier aus schön. Die Wega hatte ich oft von der Erde bewundert, hier begeisterte sie mich so prächtig war sie.
    Aus der Ferne wirkte die bläulichweiße Wega wie ein dekorativer, nicht wie ein lebenspendender Stern. Gewiß, allem kann man sich anpassen, den unbarmherzigsten Existenzbedingungen und die Wegabewohner hatten sich um den Preis von Leiden und Qualen angepaßt. Mit Herz und Verstand war ich auf der Seite derjenigen, die einen Strahl in die eisige Finsternis der Wegabewohner geworfen, eine Woge der Wärme in ihre frostgebannten Zufluchtsstätten gesandt und ihnen Schutz, vor dem mörderischen Sommerlicht gewährt hatten.
    Aber zweifellos gab es Menschen, die Romero unterstützten, die die uneigennützige

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